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Verwöhnaroma im Park Der allmorgendliche Blick zum Himmel, die tägliche Zwiesprache mit Petrus Markisen auf, Markisen zu, Gedecke rein, Gedecke raus: In diesem wetterwendischen Sommer sehnen sich Cristina und Valentino bisweilen nach ihrer Heimat an Adria und Gardasee, wo sich die Sonne mit der Tourismusbehörde verbündet hat. Es ist wenigstens warm heute abend, wir können draußen hocken und die Idylle unter mächtigen Bäumen genießen. Ein solch romantisches Fleckchen mit Stil und Flair findet man selten in der Stadt. Die Osteria im Park das ist das ehemalige Kutscherhaus mit Terrasse, das zum Anwesen der prächtigen Jugendstilvilla an der Pirckheimerstraße gehört. Die zauberhafte Oase liegt versteckt im Hintergrund in einer üppigen Grünanlage. Und weil doch eigentlich Sommer ist, wollen alle Gäste draußen essen. Viele Gäste, die einen Blick auf den bewölkten Himmel werfen und sich an die beschirmten Tische drängen. Koch Valentino Cappa schaut aus dem Küchenfenster und weiß, daß er wieder mal wie ein Weltmeister wird arbeiten müssen. Was er in dieser winzigen Cucina frisch auf die Teller zaubert, ist ein kleines Wunder. Zur Einstimmung probieren wir eine köstliche Minestrone (7 Mark) und Bresaola auf Rucola (16 Mark). Die pfeffrige Rucola ist inzwischen zwar zur Modepflanze avanciert, aber sie gibt nun mal eine besondere Würze. Fabelhaft einfach und eigenständig im Geschmack die Spaghetti alla checca (17 Mark) dafür werden die Tomaten vorher leicht mariniert sowie die Spaghetti vongole (18 Mark). Wer, wie die meisten Fans der italienischen Küche, auf Pasta schwört, sollte hierorts unbedingt die hausgemachten Nidi die Rondine probieren, mit Ricotta und Schinken gefüllte Nudeln, die überbacken und mit einer Käse-Tomatensauce gereicht werden eine Spezialität aus der Romagna. Das Angebot an Hauptgerichten ist klein, doch vortrefflich in seiner ausgewogenen Schlichtheit ohne Beilagen-Brimborium; das Entrecôte sulla rucola zum Beispiel, Nodino die Vitello oder die gemischte Fischplatte. Zum Nachtisch gibt es, wie üblich, Tiramisu und Panna cotta. Seit drei Jahren bewirtschaften Cristina Salvatori und Valentino Cappa die kleine Osteria, die inzwischen zu den besten der Stadt zählt und bei Trendsettern als In-Lokal. Darüber staunen die beiden noch immer. Denn eigentlich, meinen sie, machen sie doch nur ganz einfache Sachen; und sie bedauern, daß manche Besucher noch Schwellenangst haben, in das feine Gründerzeit-Ambiente einzutauchen. Es regnet, und noch immer kommen Leute, die unbedingt draußen sitzen wollen; die Ober murmeln Entschuldigungen und lassen aufrücken, Valentino schaut aus dem Fenster und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Auch wir wollen nicht nicht gehen und Platz machen, sondern weiter dieses besondere Bouquet genießen, eine Mischung aus Waldeslust und mediterranen Küchendüften. Sommer sind heutzutage ja so selten. KERSTIN MÖLLER Osteria im
Park, Nürnberg, Pirckheimerstraße 9 |
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