Großer Auftritt in der Terrine

Um ein Markenzeichen ist jeder Laden bemüht: das Extra, das gewisse Etwas, den Gag, der auch dann noch im Gedächtnis haftet, wenn das Eigentliche längst wieder der verblassenden Erinnerung anheimzufallen droht. Hat uns neulich beim Besuch des netten Restaurants im Nürnberger Hinterland nicht der goldige Mischlingshaushund den Aufenthalt unvergessen gemacht? Oder ein andermal, mittendrin in der Fränkischen Schweiz, der herrliche Blick am frühen Abend von der Terrasse hinab ins Wiesenttal . . .

Das Markenzeichen – im „Gasthaus im Pegnitztal“ besteht es aus einer großen Terrine, weiß, ein bißchen verschnörkelt. Daran ist noch nichts Besonderes. Allein der Inhalt läßt schmunzeln: In dem Gefäß verbirgt sich keine Suppe, nein – darin ruhen dampfend zwei rohe Klöße, die als Beilage zum Schäufele (18,50 Mark) so ihren großen Auftritt haben. Zwar verlieren sich die Kartoffel-Teile ein wenig in dem Porzellan. Doch die Aufmerksamkeit aller Umnsitzenden ist ihnen gewiß, sobald erst einmal der Deckel gelüftet ist. So kommt man ins Gespräch.

Im „Pegnitztal“ hat der Trend der nicht mehr ganz so neuen Eßzeit Einzug gehalten. Bodenständiges, in unserem Fall: fränkisch Vertrautes, hat neben leichter fischiger und fleischloser Kost einen gleichberechtigten Platz. Das paßt zur Umgebung. Das Lokal vereint die gewachsene Wirtshauskultur mit blanken Holztischen samt umlaufender Sitzbank und der (nicht mehr eingesetzten, weil von Weinflaschen belagerten) Durchreiche zur Küche mit einem schlichten Neuzeit-Outfit: die Wände im sanften, leicht marmorierten Gelb, Olivenstöcke an den Bogenfenstern, weiße Stoffservietten zwischen den auf ihren Einsatz wartenen Bestecken als einzige Dekoration auf den Tischen. Bodenständig, aber nicht rustikal, nicht schick, eher stilvoll schlicht. Die neue Sandsteintheke mit dem eingravierten Datum vom Juni 1995, als die jetzigen Pächter das lange unter griechischer Regie geführte Lokal übernahmen und umkrempelten, ist ein Zeichen für die erfolgreiche Gratwanderung.

Das überschaubare Angebot wechselt im Vier- bis Sechs-Wochen-Rhythmus. Unsere Runde erfreute sich an Schupfnudeln mit Schnittlauchsauce (16 Mark), an Schweinefiletspitzen mit Gurken-Senf-Sauce, Nudeln und Salat (19,50 Mark), an einem Steinbeißer mit Kartoffeln und Crevetten-Sauce und an zwei Semmelknödeln mit Pilzrahmsauce (14,50 Mark). Wer mit einem Hauptgang nicht auskommt, greift mittags (für 16 Mark) und abends (für 30 Mark) zum Dreigang-Menü.

Und Dessertfreunde kommen hier besonders auf ihre Kosten. Nicht umsonst werden die nicht gerade kleinen Leckereien auf einer eigenen Karte offeriert. Quarknocken mit Sauerkirschen (7,50 Mark), Rote Grütze mit flüssiger Sahne (sechs Mark) oder Birnenstrudel mit Vanilleeis (acht Mark) stellen jeden süßen Gaumen zufrieden. SIEGFRIED ZELNHEFER

„Gasthaus im Pegnitztal“. Deutschherrnstraße 31, 90429 Nürnberg, Telefon (09 11) 26 44 44; geöffnet von Montag bis Sonntag 11 bis 24 Uhr; durchgehend Küche; 70 Plätze, 50 Plätze im Vorgarten.

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