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Speisen auch mit Theater An manchen Tagen sind Peter und Helga Noventa selbst nicht ganz sicher, ob es eine gute Idee war, aus ihrem "Café Real" mehr zu machen als ein Restaurant, in dem man fein essen kann. "Das ist eine Wahnsinnsarbeit, die wir uns da aufgehalst haben", sagt der Wirt. Und doch kann der umtriebige 48jährige seinen Stolz nicht ganz verbergen. Jeweils samstags gibt es das "Culinar Theater". Zu einem Vier-Gänge-Menü (für 79 Mark) wird ein Schauspielspektakel geboten, bei dem zwei Kellner, die schöne Wirtin und der Pianist sich heftig in die Wolle kriegen, wobei die Akteure auch das Publikum mit in die Gaudi einbeziehen. Alle zwei Wochen am Sonntag (jeweils um 17 Uhr) tritt in einer "Soiree"-Reihe mal eine Gospelsängerin auf, eine Kabarettistin oder ein Tango-Duo. Seit den letzten Gostenhofer Jazz-Tagen ist das "Real" auch Spielort für Jazz. Und an den Wänden hängen ständig Werke von ungewöhnlichen Künstlern. "Erlebnisgastronomie" heißt das heute wohl. Für den ehemaligen Kunststudenten Noventa ist es dagegen ein inneres Bedürfnis, dem er vermutlich auch frönen würde, wenn das nicht gerade im Trend läge. Ein Schicki-Micki-Lokal wollen die Wirtsleute freilich nicht betreiben. Das merkt man spätestens beim sonntäglichen Brunch, das für bescheidene 19,50 Mark ein Büffet bietet, für das andernorts gut und gerne 30 bis 35 Mark berechnet werden. "Ich hab' das von meiner Großmutter gelernt, die hat auch aus nichts was Tolles zaubern können", erklärt Noventa. Klar, daß ohne Reservierung beim Brunch kein Platz zu bekommen ist. Auch wenn die Bezeichnung "Café" manche in die Irre führt - das "Real" ist ein vollwertiges Restaurant. Was dort angeboten wird, läßt sich am besten als mediterrane Küche beschreiben, ergänzt durch fränkische Einsprengsel. Die Kochkultur zeigt sich am eindrucksvollsten beim phantasievollen Umgang mit den Gewürzen. Das fängt schon an bei der prächtigen Kartoffelsuppe (7,50 Mark), die wahlweise mit Speck oder Lachsstreifen serviert wird. Überhaupt die Vorspeisen: Hinter "Antipasti Real" etwa verbirgt sich ein so üppiger Teller genau auf den Punkt angebratener Gemüse (nebst Lachs und Meeresfrüchten für 15,80 Mark), daß man bei den Hauptspeisen vielleicht doch auf die kleineren Portionen zurückgreift. Da sind uns unter anderem die frischen Austernpilze (kleine Portion 12,80 Mark, die große 15,80 Mark) angenehm aufgefallen, die mit Blattspinat, Brezenknödel und Käserahmsauce garniert sind und durch schonende Zubereitung ihren kräftigen Geschmack gut zur Geltung bringen. Lecker auch die Geröstete Lackente (19,80 Mark), bei der wiederum die Kräuter der Gemüsebeilage das gewisse Etwas gaben. Bei den Desserts sollte man sich auf keinen Fall den Wiener Apfelkuchen (9,50 Mark) mit Trestertrauben und Apfelzimteis entgehen lassen, den uns die Bedienung nicht verweigern mochte, obwohl er an diesem Tag nicht auf der Karte stand. Selbst wer nichts essen möchte, kann einen guten Grund finden, um das "Real" anzusteuern: Die kleine, aber feine Weinkarte zieren auch fränkische Tropfen aus dem Hause Fürst (das ist der, der zuletzt höchste internationale Preise eingeheimst hat). Der derzeitige Spitzenwein, ein "Parzival" Spätburgunder mit Domina, trocken ausgebaut in Barrique-Fässern, kostet in der 0,7-Liter-Flasche 54 Mark. Das ist für einen Tropfen dieser Güte kaum noch zu unterbieten. Übrigens, die Noventas haben bereits ihr nächstes Objekt im Auge. Spätestens zu Ostern wollen sie die Waldgaststätte im Tiergarten betreiben. Auch dort soll, wie im "Real", Schauspiel geboten werden. Die Truppe vom "Theater von Menschen für Menschen" ("Thevomefüme") hat nämlich auch ein Stück mit Affen im Programm. Wo besser als am Schmausenbuck ließe sich dieses aufführen? GEORG ESCHER Restaurant "Café Real",
Königstraße 55, Nürnberg, |
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© Nürnberger Nachrichten 1997 |