Zurück zu den Anfängen

Ein Blick zurück: Die Annalen wissen, daß schon 1536 in dem Fachwerkgebäude an der Heroldsberger Hauptstraße eine Gastwirtschaft untergebracht war. Nur weil ein forscher Wirt einmal fremdes Bier ausschenkte, was er nicht durfte, ging um 1700 die Konzession verloren. Danach entwickelte sich aus dem Anwesen ein stattliches Gehöft mit Nebengebäuden, Stallung und großer Hopfenscheune.

In diesem Jahrhundert folgte der schleichende Niedergang. Seit Anfang der 80er Jahre stand das Wohnhaus leer, der Bauernhof verfiel. Der Inhaber eines ansässigen Handwerksbetriebs machte nun dem maroden Zustand ein Ende. Mit viel Aufwand sanierte er den denkmalgeschützten Komplex. Seit dem vergangenen Jahr strahlt das Ensemble, als hätte es schlechtere Tage nie erlebt. Ganz im Sinne der Haustradition ist erneut die Gastronomie eingezogen. Und was der „Landgasthof Schwarzer Adler“ seinen Gästen zu bieten hat, paßt bestens zu dem baulichen Neuanfang.

Pächter Hans Günter Clement ist in der Szene kein Unbekannter. Nach verschiedenen Stationen in ersten Häusern der Republik verschlug es ihn nach Franken. Zuletzt führte er sechs Jahre lang die Geschäfte im „Schwarzen Adler“ in Kraftshof. Auf der Suche nach einem geeigneten Objekt für den Start in die Selbständigkeit wurde der Mann vom Fach in Heroldsberg fündig.

Gespeist wird in der Gaststube an blanken Holztischen, gleich neben dem grünen Kachelofen. Oder in den sanft beleuchteten Gewölben des Geuderkellers (benannt nach der Patrizierfamilie) an der gedeckten Tafel mit eleganten Landhausmöbeln. Oder im Hochzeitszimmer unterm Dach des Hauses. Wie es euch gefällt.

Der „Landgasthof Schwarzer Adler“ verspricht feine, frische Küche. Bei diesem Anspruch kann die Karte natürlich nicht umfangreich sein, was wir beim ersten Blick gleich beruhigt feststellen. Weinfreunden steht eine Auswahl guter (und bezahlbarer) Gewächse aus aller Welt zur Verfügung. Die Qualität der Produkte ist das A und O. Und natürlich, was der Koch daraus macht. Clements Küchenchef Albert Fischer versteht sein – kreatives – Handwerk. Und weil er aus Österreich stammt, finden sich auf dem Menüplan des fränkischen Gasthofs auch Begriffe wie „Tascherl“, „Erdäpfel“ oder „Ganslcreme“.

Bei unserem Besuch sind wir rundum zufrieden. Die „Pilztascherl“ mit Schnittlauchsauce (14 Mark) sind sorgfältig zubereitet: dünn ausgewellter Teig, mit fein abgestimmter Pilzfarce gefüllt. Dazu ein kleiner Salat, der nicht nur Dekoration ist, sondern – mit Balsamico-Essig und Walnußöl angemacht – ein Appetitmacher. Das „Rindssupperl mit Speckknödel“ (sieben Mark) schmeckt kräftig und wür zig. Zum Hauptgang läßt weder der knusprig gebratene „Viktoriabarsch mit Hirselaibchen und Rotweinbutter“ (29 Mark) noch das „Hirschgoulasch aus der Keule mit Spätzle und Pilz-Paprikawürfel“ (26 Mark) Wünsche offen.

Die Speisen sind schön angerichtet. Und auch an Finesse fehlt es nicht. Die Rotweinbutter zum Fisch erweist sich als interessante Variante. Das Rotkraut (zum Goulasch gereicht) duftet nach Zimt und verfügt über eine prägnante Schärfe. Als Dessert erfreut uns ein „Geeister Guglhupf vom Lebkuchen mit Rumtopffrüchten“ (12 Mark). Anstandslos bekommen wir auf unseren Wunsch auch nur eine halbe Portion davon. Ebenso anstandslos wird der „Grüne Veltliner“, der leicht korkelt, zurückgenommen und durch einen frischen ersetzt. Eine Selbstverständlichkeit, gewiß. Aber leider ist sie in manchen Häusern so selbstverständlich nicht. Doch im „Schwarzen Adler“ stimmt nicht nur die Küche, sondern auch der (freundlich-unaufdringliche) Service. Der „Landgasthof Schwarzer Adler“ beweist, daß sehr gute Gastromie zu erschwinglichen Preisen durchaus möglich ist. Nachahmung erwünscht.

SIEGFRIED ZELNHEFER

„Landgasthof Schwarzer Adler“, Hauptstraße 19, 90562 Heroldsberg, Telefon (09 1) 5 18 17 02; dienstags bis sonntags von 12 bis 14 Uhr und 18 bis 22 Uhr geöffnet (warme Küche), montags Ruhetag; 110 Plätze; im Sommer auch Biergartenbetrieb.

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