Tortillas und Cocos-Parfait

Mayas und Azteken, ja selbst ihre Nachfahren, üben seit Jahrhunderten eine nahezu magische Anziehungskraft auf Europäer aus. Und nicht erst neuerdings hat auch die mittelamerikanische Küche ihre Liebhaber. Allenthalben ersprießen rustikale Bistros, die die gängigen Klischees von gebratenen Maiskolben bis zu Chili con carne bedienen, aber eben auch nachhaltige Gaumenreize zu erschwinglichen Preisen bieten.

Schon vor der Modewelle hat sich das Erlanger "El Sombrero" unter den Mexiko-Fans in der Region einen Namen gemacht. Lange in altem Gemäuer gegenüber der örtlichen CSU-Zentrale untergebracht, haben zwei frühere Angestellte das Lokal vor drei Jahren übernommen und sich in zuvor von einem griechischen Wirt genutzten Räumen in der Goethestraße etabliert. Indioteppiche und Kakteen, Musikinstrumente und kleine Kultfiguren schaffen ein schlichtes, folkloristisches Ambiente. Entscheidend aber ist, daß ihnen Pepe Salazar, der Koch, die Treue hielt und für authentische Rezepte bürgt.

In allen Variationen, mit Gemüse oder Hackfleisch, Krabben und Avocado und natürlich Käse, erfüllt er die Lust auf Tacos und Tortillas, Nachos und Enchiladas. Die weichen oder knusprigen Fladen oder Röllchen aus Maismehl - an sich kein außergewöhnlicher Genuß - gewinnen immerhin durch den Aufwand eigener, stets frischer Herstellung. Als Einstieg und zum Kennenlernen eignet sich die Mexikanische Platte.

Aber die Speisekarte bietet mehr als diese Symbolgerichte, die sich allerdings für den bescheidenen Hunger ebenso empfehlen wie als Appetithappen. In ausgewogener Mischung findet der Gast Kompositionen mit Meeresfrüchten oder Huhn, Filet von neuseeländischen Lämmern und argentinischem Rind oder "Costillas" (Koteletts) vom Schwein. Mit Pilzen, Burritos mit Bohnenpüree oder auch Joghurtsuppe kommen aber auch Vegetarier voll auf ihre Kosten. Das i-Tüpfelchen lauert freilich allemal im Gewürztopf: Hier halten sich die verschiedensten Chiliarten und Kräuter für ihren "Angriff" auf die Geschmacksnerven bereit. Ihre Schärfe ist allerdings selten aggressiv und auf der Grundlage etwa eines "Coco-Loco"-Cocktails aus Ananassaft, Rum und Cocosextrakt rundum verträglich.

Leichter verbrennt sich der Gast die Zunge am noch ofenheißen "Yambalaya". Die kreolische Spezialität mit verschiedenen Fleisch- und Gemüsearten wird dampfend in einer schwarzen Pfanne serviert und verträgt einen Schluck Wein vom spanischen Rioja, aus Argentinien oder den Anden. Am seltensten sind aber wohl die "Postres" auf anderen Speisekarten zu finden: leckere Bananencreme und Mango-Schokoladenmousse, allen voran aber das hausgemachte Ananas-Cocos-Parfait mit Früchten. Die Silvestergäste erwartet eine Auswahl unter fünf verschiedenen Menüs.

Dank insgesamt ziviler Preise - die Hauptgerichte liegen zwischen 15 und 30 Mark - ist der Schmaus zum Beispiel auch für Studenten oder Familien noch erschwinglich. Zu schaffen ist das für die Pächter freilich nur, indem sie vor allem selbst anpacken. Ein wenig Zeit sollte der Gast deshalb schon mitbringen: Selbst Beilagen werden stets frisch gedünstet oder gebraten. Und den gesamten Service muß Mitinhaberin Solveig Anani alleine meistern. W. HEILIG-ACHNECK

"El Sombrero", Goethestraße 12, 91054 Erlangen, Tel. (0 91 31) 2 26 16. 65 Plätze. Täglich von 18 bis 23 Uhr, an Samstagen, Sonn- und Feiertagen auch 11.30 bis 14 Uhr geöffnet. Reservierung abends empfohlen.

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© Nürnberger Nachrichten 1996