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Scharfes vom Bambustempel Wer geht abends zum Essen schon gern in eine Art Industriegebiet, auch wenn's knapp neben einer Hauptstraße liegt? Die einstöckige Halle einer großen Supermarktkette neben einem Parkhaus lockt nicht gerade zu einem Restaurantbesuch. Doch wer wagt, gewinnt: Die Treppe hoch in den ersten Stock und schon öffnet ein Bambustempel seine Türen - das "Tamnag Thai". Wohin das Auge blickt: Bambus, Bambus, Bambus. Das viele Holz verleiht dem Restaurant, dessen Namensgeber in Bangkok steht (bei Touristen bekannt für seine Bedienungen auf Rollschuhen), beim Schein der Lampen einen warmen, freundlichen Ton. Freundlich ist auch der Service. Egal ob man zum Tisch geführt wird, ob die Speisekarte (mittags die günstige Tageskarte) gebracht wird -ein Lächeln gehört immer dazu. Da Reis die Grundlage der Thai-Küche ist, heißt das Wort für "Essen" auf Thai "gin khao" - Reis essen. Und so sind auch die vielfältigen Gerichte eigentlich nur eine Art Beilage zum Reis. Wer die thailändische Küche aus dem Urlaub kennt, weiß aber, was ihn bei diesen "Beilagen" erwartet. Für Anfänger ein paar Hinweise: Es sind neben den frischen Zutaten vor allem die Gewürze und Kräuter, die der Thai-Küche ihre besondere Note verleihen. Koriander, Curry (gleich vier verschiedene Mischungen), Minze, Zitronengras, thailändisches Basilikum und Ingwer geben ihr einen unnachahmlichen, oft geheimnisvollen, manchmal aber auch seltsamen Geschmack. Doch das Entdeckerherz in uns sollte sich einfach quer durch die Karte mit den unbekannten Genüssen wagen: als Vorspeise und zum Eingewöhnen vielleicht Satay Than, in Curry und Kokosmilch eingelegte Huhn, Schweine- und Rindfleischspießchen mit Tamarinde und Erdnüssen (12,80 Mark); anschließend eines der Geflügelgerichte, wie Gaeng Masaman Gai (Hühnchen in Kokosmilch und Curry) für 19,80 Mark, etwas Süß-Saures vom Schwein oder doch lieber Fisch? Hier bietet die Küche des "Tamnag Thai" eine besonders interessante Auswahl: von gedämpften Muscheln in Limettenblättern, Thai-Kräutern, Zitronengras, Kokosmilch und Mekhong-Whisky-Soße (16,80 Mark) über Taschenkrebse mit Kräutern und Gemüsen (24,80 Mark) bis hin zu einem Menü für zwei Personen (70 Mark). Hier kommt wie üblich natürlich alles auf einmal auf den Tisch: Tintenfisch mit Peperoni, Zwiebeln und Thai-Basilikum, Hochlandgemüse aus dem Wok (raffiniert, wird erst beim Schlucken scharf), Pazifik-Garnelen in Koriander und Knoblauch, die beliebten Taschenkrebse und außerdem gebackenes Fischfilet, süß-sauer. Dazu wird noch eine Meeresfrüchte-Suppe mit Zitronengras, Ingwer und Nam Phrik Phao gereicht - ein wahrlich exotischer, ja merkwürdiger Geschmack. Übrigens, den bisher verschwiegenen Namen Nam Phrik Phao (so die eingedeutschte Schreibweise auf der Karte) sollten sie sich merken. Denn dies ist eine Chiligewürzmischung, die es in sich hat. Und Chili ist in der Thai-Küche ganz besonders beliebt. So steht bei sehr vielen Gerichten "scharf" oder - wie bei der gebratenen Hühnerbrust (mit Zitronengras, Chili-Paste und Bohnenöl) - sogar "sehr scharf". Da hilft dann auch kein Singha-Bier mehr, das ebenso ein- bis zweimal wöchenlich eingeflogen wird, wie die Zutaten und Spezialitäten. Unter uns: Die Gewürzmischung im "Tamnag Thai" soll an europäische Gaumen angepaßt sein, sagt der Wirt; er wolle schließlich seine Gäste nicht verlieren. Am Nachbartisch jedenfalls gab es einen kleinen, aber sehr aufschlußreichen Dialog. Sie: "Scharf?" Er: "Scho!" INGO GIRNDT "Tamnag Thai", Laufamholzstraße 40 in
Nürnberg, |
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