Bügerlich und bodenständig

Das „Tucherbräu am Opernhaus“, das früher einmal bescheiden „Tucherbräustübl“ hieß, war ziemlich ausgezehrt, als Pächterin Gerdi Leitner im Jahr 1992 an der Theke ihren Posten bezog, ihr Mann Günter sein Können in der Küche zu entfalten begann. Die beiden Wirtsleute brachten neuen Schwung in das Traditionslokal, sodaß ihnen alte Gäste gerne folgten. Heute beherbergt das Gasthaus mit großem Biergarten wieder Stammtische wie in guten, alten Zeiten, erfreut sich ansonsten aber auch eines regen Zuspruchs.

Günter Leitner kann auf einen gastronomischen Ruf bauen, den seine Eltern Leopold und Maria Leitner im „Hans Sachs“, Schranke 9 (Wöhrd), in den fünfziger und sechziger Jahren begründet haben. Oft kommen Gäste, die als Kinder mit ihren Eltern dort gespeist hatten, und fragen: „Habt Ihr noch das Kroatensteak, das Lendengulasch mit böhmischen Semmelknödeln oder das Schaschlik aus Lendenfilets wie im Hans Sachs?“ Sie haben diese Spezialitäten ebenso noch auf der Karte wie vieles mehr, das zu munden verspricht.

Das Lokal gibt sich mit einem „Ambiente“ von Bierkrügen und Zinnbechern, Fotos mit alten Nürnberger Ansichten und Gemälden (der berühmte Mönch mit dem Weinglas fehlt auch nicht), Nußknackern, Schaukelpferden und Kinderwagen von anno dunnemals gut bürgerlich. Beim Speisenangebot geben die Wirtsleute, Spezialitäten hin, Spezialitäten her, der bodenständigen Küche in erstaunlicher Vielfalt den Vorzug. Auf der Tageskarte mit allein 21 Hauptgerichten ist alles zu finden, was Franken gerne essen. Der Bogen spannt sich von pikanten sauren Nieren mit Bratkartoffeln (14,80 Mark) über Schweinhaxe und Schäufele (17,50/19,80) bis zum Wildhasenfilet mit Pfifferlingen und Steinpilzen mit böhmischen Semmelknödeln (28,80/31,50). Lammfilets auf provenzalische Art, Truthahnschnitzel oder T-Bone-Steaks stehen auch auf dem Programm.

Bei mehrmaligen Besuchen und Kostproben von diesem und jenem kann der Gast erkennen, daß Leitner und sein bewährter Küchenchef Willi Tiffner ein Essen von zuverlässiger Qualität in einem angemessen Preis-Leistungsverhältnis auf den Tisch bringen. Mindestens ebenso wird er die freundliche Bedienung anerkennen. Oberkellner Joseph (Beppi) Odar mit Kärnter Charme gibt seinen Kolleginnen und Kollegen ein Beispiel für Ruhe und Gelassenheit, selbst wenn der letzte Platz besetzt ist und aus allen Ecken nach dem „Ober“ oder dem „Fräulein“ gerufen wird.

Gar manchen Pluspunkt sammelt das „Tucherbräu“ auch noch, weil der Gast bis in die späten Abendstunden mit einer warmen Mahlzeit rechnen darf, was in Lokalen mit deutschen Wirtsleuten längst nicht mehr selbstverständlich ist. Das Theater-Publikum weiß diese Dienstleistung zu schätzen.
WALTER SCHATZ


„Tucherbräu am Opernhaus“, Nürnberg, Am Kartäusertor 1, Telefon (09 11) 20 46 49; Restaurant 140, Kartäuserstübchen 45, Opernzimmer 25, Biergarten 400 Plätze; täglich von 10.30 bis 24 Uhr geöffnet.

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