Wildbret aus der Burgdomäne

Zwei steinerne Widder grüßen den Gast am Eingang, drinnen empfangen ihn Dachs und Reh, Jagdtrophäen und ein stattlicher Bär. Auf einem langen Tisch reihen sich Schüsseln mit bunten Salaten, und vor dem wohlig lodernden Kaminfeuer zelebriert der Koch für eine Tagungsgruppe kunstgerecht das Zerlegen eines Spanferkels.

Wir sind erst im Foyer von Burg Colmberg – und fühlen uns schon mittendrin. Die anheimelnde Atmosphäre macht Lust, auch die übrigen Gemächer zu entdecken. Da gibt es die Markgrafenstube, einen fränkischen Saal, die „Remise“ und eine Kapelle im gotischen Stil, Nischen und Winkel zwischen historischem Gebälk und natürlich das Prunkstück – den festlichen Rittersaal.

Wie auf einem Thron hockt die aufwendig restaurierte Hohenzollernresidenz auf einem gut 500 Meter hohen Kegel mit prächtiger Aussicht auf das Altmühltal, auf halbem Weg zwischen Ansbach und Rothenburg. Schon die respektgebietende Auffahrt stimmt erwartungsvoll; wer nicht die Abkürzung über die Stufen nimmt, muß eine Ehrenrunde um Turm, Palas und Vorhof drehen. Würde nicht der Magen knurren, hier könnte der Besucher schon von Geschichte satt werden.

Vor rund 1000 Jahren gegründet, amtierten hier einst auch die Nürnberger Burggrafen. Seit 1880 in Privatbesitz, verschlechterte sich ihr Zustand, bis die Colmberger Familie Unbehauen das Gemäuer erwarb und mit Millionenaufwand Stück für Stück restaurierte. Da traf es sich günstig, daß die neuen Burgherren ursprünglich im Baugewerbe tätig waren. Nun atmen vor allem Brautpaare hier wieder Wochenende für Wochenende Romantik pur – und mit ihnen Festgäste, Ausflügler und Schulungsteilnehmer.

Wer das Mittelalter nicht nur schnuppern, sondern auch schmecken will, ist mit einem Rittermahl gut bedient. So derb wie einst geht es freilich auch dann nicht zu. Denn ob bodenständig-regional oder etwas ausgefallener – das Haus legt Wert auf Stil und will allemal gehobenen Ansprüchen gerecht werden. So finden sich auf der eher konventionell ausgerichteten Speisekarte der Kalbsbraten und das Fränkische Schäufele (für 17,50 Mark) ebenso wie etwa Tornedos in Portweinsauce.

Zum Standardrepertoire gesellen sich nach Saison und Nachfrage ausgerichtete Angebote; die Möglichkeit zu frischer Zubereitung zählt offensichtlich mehr als dauernde Abwechslung. Auf jeden Fall an der richtigen Adresse sind Freunde von Wildbret. Denn Hirsche, Dam- und Schwarzwild tummeln sich vor der Haustüre im angrenzenden, zur Burg gehörenden Park und werden dort erlegt. Hirschkalbsteak, Geschnetzeltes in „Wilderer Art“ und Rehragout hat die Küche fast immer auf beziehungsweise in der Pfanne. Eine Empfehlung rechtfertigt der Vorspeisenteller: Carpaccio vom Hirsch, Wildschweinschinken, geräucherte Wildschweinbratwurst und Hirschsalami können auch Skeptiker auf den Geschmack bringen.

A propos Vorspeisen: Burg- und Colmberger Platte befriedigen mehr als nur den kleinen Hunger zwischendurch. Als Appetitanreger eignet sich die würzige Käse-Wein-Suppe. Und der Feldsalat an Aceto-Balsamico-Dressing überzeugt mit großzügiger Speckwürfel- und Croutongarnierung. Bei Gemüsegratin und Käsemedaillons dürfte aber auch der Verzicht auf Fleisch – gleich welcher Art – hier kaum schwerfallen. Auf der Karte eher schwach vertreten sind übrigens Fische, vom Lachs abgesehen.

Das Wildgehege, ein besonders beliebtes Ziel für Spaziergänge, ist derzeit allerdings noch geschlossen. Nach Sturmschäden werden die Wege zum Teil neu angelegt. Und die Käfige für Kleintiere, die manchem Tierfreund ein Dorn im Auge waren, sollen leer bleiben und verschwinden. Etwa zu Pfingsten, so hofft der Burgherr Otto Unbehauen, wird der Wildpark im Forst wieder zugänglich sein. WOLFGANG HEILIG-ACHNECK

Hotel-Restaurant Burg Colmberg, 91598 Colmberg, Tel. 0 98 03 6 15,
120 Plätze in den Restaurants; Säle für bis zu 130 Gäste; Reservierung empfohlen (vor allem an Wochenenden); Dienstag Ruhetag.
Auf dem Golfplatz zu Füßen der Burg sind Hausgäste willkommen.

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