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Die Eleganz der Einfachheit An diesem warmen Herbstabend ist auch die Erlanger Innenstadt noch belebt, an den Imbißstuben herrscht Hochbetrieb, in der Luft hängt fettiger Bratgeruch, ein Gemisch aus Döner und Pizza. Wir tauchen ab aus Betriebsamkeit und Dunstglocke und betreten einen lichten Hain klösterlicher Stille. Ein Vogel zwitschert zum Empfang, lautlos eilt eine Dame herbei und lächelt uns zu Tisch. Größer kann ein Kontrast kaum sein: Wir befinden uns in einer fernöstlichen Enklave, umgeben von hellem Ahorn und Bambus, puristisch-elegant in Form gebracht. Es herrscht Harmonie und Ruhe wir sind fast die einzigen Gäste. Hinter dem Treseneck befindet sich der einsehbare Küchenbereich, wo Toshiaki Yamakami in rasender Geschwindigkeit und doch gelassen einen Rettich in hauchdünne Fäden schneidet, Streifen rohen Fischs mit Kraut garniert, wo er pellt, schwenkt und grillt. Allein das Zuschauen ein ästhetisches Erlebnis macht Appetit. Aber dieses Japan-Restaurant ist kein Lokal im Teppanyaki-Stil, wo der Koch vor dem Gast eine spektakuläre Schau am heißen Tisch bietet. Das Yamakami fühlt sich der traditionellen und modernen Küche Japans verpflichtet. Es gibt also nicht nur zwei oder drei Spezialitäten, sondern eine ausgewogene Speisenfolge. Das sechsgängige Menü (75 Mark) wird eingeleitet von Zensai Toriawase, kleinen feinen Appetithäppchen, und Sashimi (dünnen Scheiben rohen Fischs). Danach folgen Tempura (im Gemüsemantel fritierte Garnelen und Gemüse) und Hoiruyaki (in Alufolie gedünstete Meeresfrüchte mit Tofu und Pilzen). Das Hauptgericht sind rosa gebratene Kalbsrückenscheiben mit Sesam, zum Nachtisch wird japanischer Kuchen mit grünem Tee gereicht. Ein wunderbares Essen von bester Qualität und perfekter Zubereitung, sanft und würzig, luftig und knusprig, leicht und unverfälscht. Und jede Speise wird wie ein Kunstwerk angerichtet, ganz individuell nach Farbe und Stil auf Eßplättchen aus Steingut, Porzellan oder lackiertem Holz präsentiert. Wie ein Banause kommt sich der hungrige Gast vor, wenn er das wunderschöne Stilleben schwuppdiwupp aufißt. Vor der japanischen Kultur, auch das einfachste Gericht ästhetisch-liebevoll zu verpacken, fremdelt der Deutsche noch. Toshiaki Yamakami aus Tohoku (Bezirk Frukushima) lächelt fein und verbeugt sich; unsere Komplimente versteht er, doch nur wenig Deutsch. Seit Mai bewirtschaftet er mit seiner Frau Shigeyo sein eigenes Lokal. Jetzt, meint er, wird er die schwere Sprache schneller lernen. Die späten Gäste, die noch kommen, sind Amerikaner. Englisch geht leichter. KERSTIN MÖLLER Japan-Restaurant
Yamakami, Erlangen, Heuwaag-Passage,
Goethestraße 2, Telefon: 09131/207912, 30 Plätze, dazu
sechs an der Theke, geöffnet von Dienstag bis Samstag
von 11.30 bis 14 Uhr und von 18 bis 22 Uhr (warme
Küche); gehobene Preisklasse (Menü zwischen 55 und 75
Mark; Hauptgerichte 28 bis 38 Mark) |
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