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bescheidener Star: die Schauspielerin Barbara Auer Daß ein Broiler mehr als nur ein Hähnchen ist, daran glaubt auch Ossi Dr. Hauke Wolff (Sylvester Groth). Der ehemalige Gymnasialdirektor schlägt sich zwar seit dem Mauerfall nur noch als Gelegenheitsarbeiter und Straßenmusikant durch, seiner sozialistischen Überzeugung allerdings konnte dies nichts anhaben. Im Gegenteil. Daß ausgerechnet er, für den Kapitalismus immer noch das größte Schimpfwort ist, sich in eine Geschäftsfrau verlieben mußte, verzeiht er sich nicht. Mit einer Ohrfeige beendet er die Romanze zu Mafalda La Rocca (Barbara Auer), die nach Weimar gekommen ist, um dort ein Haus zu kaufen und eine Pizzeria zu eröffnen. Rechtzeitig zum sechsten "Tag der deutschen Einheit" am 3. Oktober strahlte die ARD den Fernsehfilm "Reise nach Weimar" (20.15 Uhr) aus. Mit Barbara Auer (37) in der Hauptrolle hat Regisseur Dominik Graf ("Die Sieger") eine Schauspielerin verpflichtet, die bereits im vergangenen Jahr die jüngere DDR-Geschichte wiederbelebte. Während sie allerdings in Frank Beyers Zweiteiler "Nikolaikirche" als Montags-Demonstrantin für den Fall der Mauer mitverantwortlich war, schlüpft sie nun in die unangenehme Rolle der Kapitalistin. "Ich bin eher schüchtern" Mit den starken Frauen, die sie auf dem Bildschirm verkörpert, mag sich Barbara Auer privat allerdings nicht in Verbindung bringen lassen. "Ich bewundere Frauen, die sich viel zutrauen und offen auf andere Menschen zugehen. Ich bin eher schüchtern", sagt sie. Erfolgreich ist sie dennoch. Als Alexander Kluge sie für seinen Film "Die Macht der Gefühle" (1982) zum ersten Mal fürs Kino entdeckte, sahen Kritiker in ihr schon eine zweite Hanna Schygulla. Seitdem bejubeln Regisseure ihre "erotische Ausstrahlung", ihre "machtvolle Körpersprache", ihre "faszinierende Schönheit". Sie bekam die Goldene Kamera für den Fernsehfilm "Der Boß aus dem Westen" (1988) und das Filmband in Gold für "Meine Tochter gehört mir" (1993). Ein neuer deutscher Film-Star will Barbara Auer dennoch nicht werden. Zwar mangelt es nicht an Angeboten, doch die Schauspielerin weiß, was sie nicht will. "Talk-Shows, Interviews, Filmball. Irgendwann war mir das alles zu viel. Mit übergroßer Popularität könnte ich auch gar nicht umgehen, weil ich nicht will, daß so etwas zu meinem täglichen Leben gehört." Statt dessen genießt sie es, in ihrer Wahlheimat Hamburg unerkannt im Café sitzen zu können und versucht, eine ganz normale alleinerziehende Mutter zu sein. Auch wegen Samuel, ihrem zehnjährigen Sohn aus der Verbindung mit dem Schauspieler Kai Maertens, bestimmt sie ihre Drehpausen selbst. "Ich kann gar nicht so viele Angebote annehmen", sagt sie, "sonst wird das schlechte Gewissen gegenüber Samuel noch ein bißchen größer." |