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Rock-Star Peter Maffay im NZ-Gespräch

"Musiker sollten nicht nur Töne erzeugen"

Kritiker halten dem Mann mit der sonoren Stimme seine Schlagervergangenheit vor. Das ärgert ihn, denn seit den 80er Jahren pflegt Maffay seine Vorliebe zum angloamerikanischen Rock'n'Roll. Die Musik auf dem neuen Album "Sechsundneunzig" stammt überwiegend von seiner Band, die Texte lieferten Jule Neigel und der Folkfreak Bernie Conrads, der in den 80ern mit seiner Autobahn Band durch die Straßen zog.


NZ: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Jule Neigel?

Maffay: Ich verfolge Jules Entwicklung seit vielen Jahren. Ich habe mir immer gewünscht mit ihr zusammen zu arbeiten. Sie ist gerade bei uns, um ihr neues Album aufzunehmen. Durch die gemeinsame Arbeit hat sich ein sehr persönlicher Kontakt entwickelt, über den ich sehr glücklich bin, weil ich Jule für eine sehr bedeutende Persönlichkeit halte.

Sind Sie mit der Situation der deutschen Rockmusik zufrieden, sind Sie für eine Quotierung ausländischer Titel im Rundfunk?

Ich bin gegen eine Quotierung, das wäre wie Medizin, die betäubt, aber die Ursachen nicht behebt. Wir haben eine musikalische Kultur, die dadurch bestimmt wird, daß große internationale Plattenfirmen ihre Produkte weltweit vermarkten. Diese multinationalen Konzerne haben sich auch den deutschen Plattenmarkt einverleibt. Obwohl es inzwischen viel mehr deutschsprachige Musik in Funk und Fernsehen gibt, überwiegt der Anteil englischer und amerikanischer Popmusik immer noch.

Orientieren Sie sich bei Ihrer Musik an den Wünschen des Publikums?

Ich mache in erster Linie Musik für mich selbst. Ich versuche in mich hineinzuhorchen, und aus diesem Hören entstehen Töne als Reflektionen von Erlebnissen, Begegnungen und Erfahrung. Es hat aber auch damit zu tun, daß man gewisse Erkenntnisse niemand verbal mitteilen will, sondern durch Musik verschlüsselt kommuniziert und es so zu einem Dialog zwischen mir und meinen Musikern kommt. Diesen Kontakt zu anderen Menschen habe ich schon immer gesucht. Ich bin früher gern in Konzerte gegangen, da lief die Kommunikation eben anders herum.

Sie sind mit Oskar Lafontaine befreundet, er war Trauzeuge bei Ihrer Hochzeit. Würden Sie für die SPD im Wahlkampf auftreten?

Als Musiker sollte man seine Aufgabe nicht nur darin sehen, Töne zu erzeugen, sondern in auch der Gesellschaft politische Positionen zu beziehen. Deshalb ist es für mich ein Muß, sich zu seinen politischen Auffassungen zu bekennen. Das muß man nicht alle fünf Minuten tun, weil dadurch die Aussagen auch nicht besser werden. Es gibt Künstler, die innerhalb ihrer Arbeit wesentlich deutlicher werden als ich, weil es für mich noch sehr viele andere wichtige Themen gibt. Aber ich werde immer, wenn es um politische Vorgänge geht, in anderer Weise, zum Beispiel in einem Gespräch wie diesem, sagen, was ich meine. Das hat überhaupt nichts mit Beziehungen zu Menschen, die in der Politik stehen, zu tun. Bei Veranstaltungen der SPD würde ich heute nicht mehr auftreten. Aber es gibt ein paar Menschen, die mir sehr viel geben, und vor denen ich großen Respekt habe, doch die machen nicht eine ganze Partei aus. Deswegen wähle ich, wie Sie wahrscheinlich und die meisten anderen auch, die Möglichkeit mit dem kleinsten Übel.

Peter Woernle

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