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Mobbing unter Schülern:
Prävention ist gefragt

Dauerschikanen gegen schwächere Mitschüler gehören für viele Mädchen und Jungen zum Schulalltag. Vom Schlagen über Hänseln bis zu Bedrohungen oder Abwertungen reicht das Repertoire. Zwischen zehn und 20 Prozent gaben in einer Umfrage unter 15 000 Schülern aus 47 Schulen in Schleswig-Holstein an, mehr oder weniger regelmäßig Opfer direkten Mobbings zu sein. Fünf bis zehn Prozent sehen sich als Opfer indirekten Mobbings, meist in Form von Ausgrenzung.

Die Studie besagt, daß Abhilfe möglich ist: An den Schulen, die zwischen 1994 und 1996 nach einem Präventionsprogramm aus Norwegen arbeiteten, ging direktes Mobbing um ein Viertel zurück.

Die Auseinandersetzung mit Mobbing hat zwar viele Schüler, Lehrer und Eltern sensibilisiert, trifft aber auch auf Widerstand. „Wir haben den Eindruck, daß ein harter Täterkern die Tendenz hat, dagegenzuhalten“, sagte einer der Autoren, Schulpsychologe Reimer Knaack. Ein Teil der Schulen meldete sogar mehr Klagen über Mobbing, was die Autoren aber auch als Zeichen für mehr Sensibilität sehen. Sie gehen davon aus, daß die Zahl der Mobbing-Opfer an den Schulen im ganzen Bundesgebiet ähnlich hoch ist und Deutschland damit international eher schlecht abschneidet.

Weitere Tendenzen aus der Studie: An Grund- und Hauptschulen wird öfter zugeschlagen als etwa im Gymnasium („normale Raufereien“ unter Gleichstarken fallen nicht unter Mobbing), die Täter sitzen auffällig oft in den Klassen 8 bis 10 und meist (52,6 Prozent) in der gleichen Klasse wie das Opfer. Auch wenn sich mit dem Präventionsprogramm das Verhalten vieler Schüler verbessert hat, gilt das für die Einstellung zum Mobben kaum. „Es ist an den Schulen in der Projektzeit offenbar nicht oder nur vereinzelt gelungen, die Einstellungen vor allem der Täter, aber auch der Unbeteiligten nennenswert zu verändern“, heißt es in der Studie. „Schwächere zu triezen, zu unterdrücken oder zu quälen, ist offenbar für manche Kinder von erheblichem Lustgewinn.“

Das in Skandinavien von Prof. Dan Olweus entwickelte Programm hat sich der Kieler Landesregierung zufolge insgesamt aber als sinnvolles Instrument zur Verminderung von Aggression und Gewalt an den Schulen erwiesen, sagte Böhrk. Es sieht eine ganze Palette von Maßnahmen vor, nachdem die Schüler in einem Fragebogen detaillierte und anonyme Angaben gemacht haben: Auf Schulebene werden die Umfrageergebnisse diskutiert und in ein Präventionsprogramm gefaßt, die Pausenaufsicht durch die Lehrer wird verbessert, Schulhöfe werden umgestaltet, ein Kontakttelefon eingerichtet. In den Klassen stellen Schüler und Lehrer Regeln gegen Gewalt auf und erleben in Rollenspielen typische Konfliktsituationen nach.

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