Zurück zum Inhalt Nürnberg Frauenkirche: Blick ins Werk vom
"Männleinlaufen"
Funk und Gewichte steuern die
sieben Kurfürsten
Das
"Männleinlaufen" an der Frauenkirche auf dem
Hauptmarkt lockt oft hunderte von Schaulustigen an.
Unzählige Fotos klicken, wenn die sieben Kurfürsten
Kaiser Karl IV. huldigen. Der Wunsch vieler, das Uhrwerk
(Foto: Sippel) aus der Nähe zu betrachten, wird auch
künftig nicht in Erfüllung gehen. Eine Ausnahme gab es
für 70 Stadtführer. Sie erhielten nach dem nach
Erklimmen von 73 Stufen Einblick in das Werk und die
Geschichte seiner Figuren. Zuständig für
die berühmte Uhr in der Frauenkirche- und viele weitere
in Kirchen sowie städtischen Gebäuden und Schulen, für
Fernmelde-, Licht- und Funkruf-Anlagen - ist der
Fachbereich Fernmeldetechnik des Hochbauamtes.
Sachgebietsleiter Friedrich Braumann und sein Mitarbeiter
Anton Baron hatten deshalb unzählige Fragen zu
beantworten. Das derzeitige mechanische Werk, das laut
Baron "ganz super" läuft, entstand 1952/53 bei
der Nürnberger Turmuhrenfabrik L. M. Riedl.
Die Kunstuhr versinnbildlicht das
Gesetz der "Goldenen Bulle" von Karl IV.
Demzufolge mußte nach dem Tod des Kaisers der neue
Kaiser von den sieben Kurfürsten gewählt werden, der
dann den ersten Reichstag in Nürnberg zu halten hatte.
Die Reihenfolge der Kurfürsten: Die Fürstbischöfe von
Köln, Mainz und Trier, der König von Böhmen sowie der
Pfalzgraf bei Rhein sowie die Kurfürsten von Sachsen und
Brandenburg. Ergänzt wird das Männleinlaufen durch
Fanfarenbläser, Pfeifer und Trommler.Das heutige Uhrwerk
wird durch Minuten-Impulse gesteuert, die von der
Zentralen Funkuhr in Braunschweig ausgehen, im
Rechenzentrum an der Stöpselgasse in Nürnberg empfangen
und von dort aus weiter geleitet werden. Die Viertel-,
Halb- und Stundenanzeigen sowie der Ablauf des
Männleinlaufens selbst erfolgen durch Gewichte, die
danach von Elektromotoren wieder in ihre Ausgangsstellung
gebracht werden.
Das erste Uhrwerk schuf 1509 der
Schlosser Georg Heuß. Zifferblatt und Figuren stammen,
mit Ausnahme der aus Holz bestehenden Kurfürsten, vom
Kupferschmied Sebastian Lindenast. Als Essenwein die
Frauenkirche 1882 restaurierte, habe die
Kirchenverwaltung ein neues Werk in München bestellt -
allerdings verursachte es hohe Reparaturkosten, so daß
es 1885 vom damaligen Stadtpfarrer Kreppel der Stadt
geschenkt worden ist, zeichnete Uhrenbauer Riedl auf.
Riedl konnte trotz aller Mühen keinen Lauf-Erfolg
erzielen, so daß dessen Sohn ein neues Werk baute, das
1904 zu schlagen begann. Ende 1944 wurden Werk,
Männleinlaufen, Zifferblatt, die Tag-Nacht-Kugel und
Figuren abmontiert und in einem Burgkeller
untergrebracht, heißt es in der Riedl-Aufzeichnung.
Allerdings, so Braumann, wisse man nicht genau wo.
ks
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