Zurück zum Inhalt Medizin Endlich Hilfe gegen die
Chemotherapie-Folgen:
Ein Präparat nimmt
die Nebenwirkungen
Wer Krebs hat und
"nur" eine Chemotherapie durchlaufen muß, hat
aus der Sicht der Mediziner noch Glück gehabt. Doch
schaut man sich dieses "Glück" einmal genauer
an, dann merkt man rasch: Die Folgen der sogenannten
Zytostatika-Therapie sind ausgesprochen übel. Als
häufigste Nebenwirkung stellt sich eine Anämie, also
eine Blutarmut ein, weil die Chemotherapie nicht nur die
Tumorzellen, sondern auch die Bildung roter
Blutkörperchen (Erythrozyten) stört. Für die
Tumor-Patienten ist das fatal: Gerade in einer Situation,
in der sie Kraft und Lebensmut brauchen, fühlen sie sich
schwach und ausgelaugt, klagen permanent über Müdigkeit
und darüber, daß ihre Psyche auf dem Tiefpunkt ist.
Bislang konnte man diesen Menschen nur durch
Bluttransfusionen helfen. Jetzt, so scheint es, bricht
eine neue, eine weit bessere Ära an: Endlich gibt es ein
Medikament, das die quälenden Folgen der Chemotherapie
beheben kann.
Das Hoffnungs-Medikament
(Recormon von Boehringer Mannheim) ist nicht neu. Es kam
bereits Anfang der 90er Jahre auf den Markt, wurde aber
bislang nur zur Anämiebehandlung bei chronisch
Nierenkranken sowie bei Blutarmut von Frühgeborenen
eingesetzt. Neu ist der Einsatz in der Chemotherapie bei
Eierstockkrebs, für den das Präparat jetzt die
Zulassung der Behörden bekam, weil klinische Studien an
über 600 Patientinnen eindeutige Erfolge ergaben. Alle
an den Studien beteiligten Patientinnen hatten ein
Ovarialkarzinom und durchliefen daher eine platinhaltige
Chemotherapie. Aufgrund der Gabe von Recormon litten sie
nicht an der sonst üblichen Anämie und damit auch nicht
an den bösen Nebenwirkungen der Krebs-Behandlung.
Wissenschaftler geben
daher den Rat: Wer heute eine Chemotherapie durchlaufen
muß, sollte auf der Zusatzbehandlung mit dem Medikament
bestehen. Spätestens ab der Chemotherapie-Behandlung,
möglichst aber schon früher, denn das hat sich
zusätzlich als vorteilhaft erwiesen. Das Medikament
gegen die zu erwartende Anämie steht auch als
sogenanntes Lyophilisat zur Verfügung und läßt sich
daher spritzen. Vom Arzt oder auch vom Patienten selbst
beziehungsweise von einem Angehörigen. Das Wirkprinzip
von Recormon ist simpel, aber in gewisser Weise dennoch
genial. Den Wissenschaftlern gelang es, den genetischen
Code von Erythropoietin (EPO) zu knacken, also von der
körpereigenen Substanz, die die Bildung roter
Blutkörperchen stimuliert. Die Hauptwirksubstanz in
Recormon heißt Epoetin beta. Dabei handelt es sich um
eine biotechnologisch hergestellte Kopie von
Erythropoietin (EPO), die sich wegen ihres breiten
Anwendungsspektrums nach Ansicht von immer mehr
Medizinern und Patienten als die segensreichste
Entwicklung der letzten Jahre entpuppt.
mm
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