Zurück zum Inhalt Medizin Nachwuchs in späten Jahren
Sechs Monate nach dem Unfall las Frau Della Corte, die in der Kleinstadt Canino 80 Kilometer nordwestlich von Rom lebt, von Doktor Severino Antinori. Der Frauenarzt hatte einer Endfünfzigerin noch einmal zu ihrem Mutterglück verholfen. Ehemann Mauro, Architekt von Beruf, sagte: Wenn die das kann, dann kannst du das auch! Doktor Antinori stellte zwar ein paar Bedingungen, versprach aber zu helfen. Er behandelte Frau Della Corte mit Hormonen, so daß sie fähig war, den Embryo neun Monate zu tragen. Die Eizelle stammte von einer anonymen Spenderin. Sie wurde vom Sperma des zwei Jahre älteren Ehemanns von Frau Della Corte befruchtet. Bereits der erste Versuch war erfolgreich, aber sie verlor den Embryo nach 40 Tagen. Danach war erst der siebte Versuch wieder erfolgreich. Die Zeugung von Riccardo invitro, also im Reagenzglas, verursachte einen Aufruhr in Italien. Man forderte ein Verbot der Invitro-Befruchtung für Frauen nach ihrer Menopause, die in Italien bei durchschnittlich 51 Jahren liegt. Die Zeitung des Vatikans sprach sogar von einer Herausforderung Gottes. In Canino wird das Geschehen inzwischen aber akzeptiert. Man sagt sogar, daß die zweite Geburt Frau Della Corte verjüngt hätte. Sie besteht auch darauf, den 21 Kilogramm schweren Riccardo manchmal von dem einen Kilometer weit entfernten Park, den sie häufig aufsuchen, auf dem Arm nach Hause zu tragen. Der Kleine ist verwöhnt das weiß sie. Wäre ich etwas jünger, würde ich ihm sicher manches verbieten. Von Zeit zu Zeit überfällt mich die Furcht, ich könnte ihn irgendwann alleinlassen und hätte ihm nicht alles gegeben, was eine Mutter ihrem Kind geben sollte, sagt sie. Sie hatte kurz nach Riccardos Geburt überlegt, ein zweites Kind zu bekommen, verwarf diese Idee aber, nachdem sie sich die medizinischen Schwierigkeiten und die moralischen Bedenken noch einmal vor Augen geführt hatte. Ja, wenn ,Klein'-Riccardo groß geworden ist, werden wir ihm das mit der Eizelle der anderen Frau erzählen und sagen, daß sie nun tot ist. Und wenn er diese Lüge nicht glaubt? Dann werde ich ihm sagen, daß ich ihn neun Monate lang mit meinem Blut ernährt habe und daß nichts, aber auch gar nichts von dieser Frau in ihm ist, erwiderte Frau Della Corte. Manchmal bleibt der Kleine vor den Bildern des verstorbenen Riccardo stehen, betrachtet sie sich und sagt: Ich habe einen Bruder, aber der ist in einem Foto. Frau Della Corte lächelt dann traurig. Rosanna Della Corte war 1994 nicht die einzige betagte Mutter: Im gleichen Jahr gebar die ebenfalls 62jährige Maria Munaretto aus Vicenza mittels künstlicher Befruchtung einen gesunden Sohn, der hier von Papa Paolo inspiziert wird. Zurück zum Inhalt Medizine-mail an die Redaktion |