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Keine Macht dem Streß-Chaos!
Hektik ist nicht gleich Hektik: Richtiges Verhalten schont die Nerven

Zwei Frauen im Büro. Karin tobt schon, sobald der Kopierer ausfällt. Ina aber beherrscht sich, selbst wenn der Chef sie anbrüllt. Als dann ein Blutdruck von 200 zu 100 bei ihr festgestellt wird, will es keiner glauben: Bluthochdruck! – Die Wut, die Ina nicht nach außen entweichen läßt, bringt sie innerlich zum Kochen.

Klar: Karins Panikattacken sind schädlich für ihr Wohlbefinden. Aber auch die (schein)-perfekte Ina lebt ungesund: „Was nach Gelassenheit aussieht, können Zeichen der Erschöpfung sein, den Anforderungen des Lebens gerecht zu werden und sich nichts von der Belastung anmerken zu lassen“, bestätigt Dr. R. Sapolsky, Neurologie-Professor an der Stanford University, in seiner Studie. Folgt dieser Erschöpfung keine Entspannung, reagiert der Körper mit Hautekzemen, Migräne, Herz-Kreislauf-Störungen, Muskelverspannungen etc.

Zwar bringt der Chaotiker alle Welt zur Raserei; aber er merkt: Stopp! Meine Grenze ist erreicht. Der Perfektionist hingegen ignoriert die Streß-Signale: Fehler und Schwächen dürfen nicht gezeigt werden. Er agiert weiter auf Hochtouren – bis die vegetative Steuerung, die für das Gleichgewicht im Organismus sorgt, versagt: Der Zusammenbruch naht.

„Die Bewertungsmuster in bezug auf den Streßgehalt einer Situation werden schon im Kindesalter antrainiert“, erklärt Sybille Weber, Diplom-Psychologin in Hamburg. Etwa so: Ein Kind stößt sich das Knie blutig. Die Mutter zetert: „Oh Gott, was mach' ich jetzt nur?“ So wird die Hilflosigkeit des Kindes verstärkt, es lernt nicht, in Streßmomenten mit kühlem Kopf Auswege zu suchen. Alle Anlagen für Typ A sind gelegt. Die Eltern des Typen B in spe gehen gar nicht erst auf das blutende Knie ein: „Nun stell' dich nicht so an!“ Mitgefühl, Interesse? – Kennt dieses Kind nicht und verinnerlicht die Erfahrung, daß es mit seinen Sorgen allein fertigzuwerden hat. Als Erwachsener markiert Typ B dann den Perfektionisten. Beide Typen sind anfällig für Süchte: Alkohol etwa dämpft kurzfristig die Spannungen – ob sie nun nach außen ausgelebt oder nach innen verdrängt werden. Sybille Weber empfiehlt Alternativen.

Typ A: Selbstberuhigung. Bevor sich der Streß entfalten kann, innehalten: Ist die Situation wirklich ausweglos? Oder mache ich mich selbst verrückt?

Typ B: Auf die innere Stimme achten: Schreit da nicht jemand nach Pause?

Echte Gelassenheit üben. Vielleicht nicht gleich im Büro. Aber zu Hause: Das Altpapier stapelt sich? Lassen Sie's liegen. Die gewonnene Zeit läßt sich besser nutzen!

Inneres Gefängnis durchbrechen: Probleme nicht allein herumwälzen – ein Gespräch mit Freunden hilft, Lösungen zu entwickeln.

Positive Selbstgespräche: „Das habe ich gut gemacht, ich schaff' das schon . . .“ Stärkt das Selbstvertrauen.

Zufriedenheitserlebnisse verschaffen, mit Hilfe von Zeitmanagement den Tag besser organisieren. Es gibt übrigens auch positiven Streß: „Ein gewisses Quentchen Anspannung ist als Leistungsansporn sogar nötig“, weiß Sybille Weber. Entscheidend ist wie immer das richtige Maß! Claudia Falk

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