Weltweite Tbc-Welle


Bis zu 30 Millionen Menschen könnten in den nächsten zehn Jahren an der weltweit grassierenden Tuberkulose-Epidemie sterben. Diese Schätzung der Weltgesundheitsbehörde WHO verbreitete jetzt das Robert-Koch-Institut in Berlin. Zwar sei die Situation in Deutschland relativ günstig und die Zahl der Erkrankten im Vorjahr sogar leicht zurückgegangen. Dennoch müsse der weltweit gewaltigen Infektionswelle Aufmerksamkeit geschenkt werden. Es gebe immer mehr resistente Erreger. Zudem kämen zahlreiche Zuwanderer aus Tuberkulose-Gebieten nach Deutschland.

Nach Angaben des Bundesinstituts ist bereits etwa ein Drittel der Weltbevölkerung mit dem Erreger bacterium tuberculosis infiziert. 22 Millionen Menschen seien erkrankt, neun Millionen davon neu. Jährlich stürben etwa drei Millionen Menschen an der Infektionskrankheit, darunter 300.000 Kinder. In den Entwicklungsländern, wo 95 Prozent der Erkrankungen registriert würden, gebe es wegen unsachgemäßer Therapie und mangelhafter Vorkehrungsmaßnahmen immer mehr multiresistente Erreger, die auf mehrere Therapien nicht mehr ansprächen. Für einige Stämme gebe es sogar überhaupt keine Behandlungsmöglichkeiten mehr.

Deutschland: Erkrankungen rückläufig

In Deutschland ging den Angaben zufolge die Zahl der Erkrankungen je 100.000 Einwohner von 1994 auf 1995 von 16 auf 15 zurück. Auch die absolute Zahl sank von 12.982 auf 12.198 Fälle. In allen Bundesländern bis auf Niedersachsen und Thüringen sei der Trend rückläufig. Rund acht Prozent der Krankheiten verliefen hierzulande tödlich. Rund 71 Prozent der Fälle betreffen der Behörde zufolge die einheimische Bevölkerung, 29 Prozent ausländische Bewohner.

Um die Zahl der Erkrankungen weiter zu reduzieren, müßten Infektionen so früh wie möglich registriert und therapiert werden, erklärten die Experten. Deshalb sollten auch Asylbewerber, Kriegsflüchtlinge und Aussiedler in Deutschland auf Erreger untersucht werden. Hinsichtlich der Infektionswege verwies das Institut auf eine aufwendige Studie aus den USA, wonach auch auf Langstreckenflügen ein Ansteckungsrisiko bestehen kann. Die amerikanischen Wissenschaftler konnten nachweisen, daß eine Tuberkulose-Kranke im Flugzeug mehrere Passagiere infiziert hatte, die um sie herum saßen. Tuberkulose-Kranke seien daher nicht reisefähig, betonte das Robert-Koch-Institut.

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