Euro-Serie 14

Letzter Teil unserer Euro-Serie
Auch halb Afrika sitzt mit im Boot
Franc-Zone hat feste Verträge mit Paris – Bundesbank: Kein Problem
VON E. BÖLTE UND W. MAYER

PARIS/BAMAKO – Benzin gibt es in Malis Hauptstadt Bamako an jeder Straßenecke von fliegenden Händlern zu kaufen – gefüllt ist der Sprit jedoch in Cola-Flaschen. Mehr als eine solche Portion können sich Mopedfahrer auf einmal kaum leisten. Aber trotz geringer Kaufkraft herrscht buntes Treiben auf den Märkten. Von tropischen Früchten über Kassettenradios bis zu frisch gezimmerten Schränken ist unter freien Himmel alles zu haben. Jede Menge bunte Scheine wandern dazu von Hand zu Hand.

Monsieur Berthé, Angehöriger des Bobo-Stammes, freut sich beim Blick auf das Geld. Und er freut sich noch mehr auf die Zukunftsperspektiven. „Ja, vom Euro habe ich gehört“, strahlt Berthé, der als Angestellter für eine europäische Organisation arbeitet. Und: „Da kann es uns auch in Mali nur noch besser gehen“. Die Überzeugung deckt sich, über 4000 Kilometer entfernt, mit der von Beamten des Finanzministeriums in Paris: „Ein stabiler Euro wird vorteilhaft für die afrikanischen Länder sein.“

Der Sahel-Staat Mali im Euro-Boot? Das ist kein Witz, sondern die Konsequenz aus der Bindung des Landes an die Franc-Zone. Wie Mali sitzen insgesamt 15 west- und zentralafrikanische Staaten zwischen dem Senegal im Westen und der Zentralafrikanischen Republik im Osten mit im Währungsverbund des Franc. Daß das auch nach der Ablösung des Franc durch den Euro so bleibt, hat die französische Regierung den frankophonen Staatschefs bei einem Gipfeltreffen Ende 1996 in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, fest zugesagt.

Verhältnis 100 : 1

Die afrikanischen Staaten haben eigene Geldscheine mit der Währungsbezeichnung Franc-CFA, doch die sind zum Verhältnis 100 : 1 ganz fest an den französischen Franc gekoppelt. Umgekehrt beeinflussen die 15 afrikanischen Staaten, als Anhängsel, mit ihren Volkswirtschaften den französischen Franc. Grundlage sind Vertragsbeziehungen, die ihre Wurzeln in der Kolonialzeit haben. Aber auch nicht-frankophone Staaten stießen hinzu. Zuletzt hat sich das einst portugiesische Guinea-Bissau im Januar der Union economique et monetaire ouest-africaine (Uemoa) angeschlossen.

Bei der Deutschen Bundesbank in Frankfurt hält man das afrikanische Euro-Anhängsel für kein Problem. „Das ist eine französische Kiste, und es liegt an Paris, ob man dort die Bindung weiter führt“, hieß es auf Anfrage. Vom zuständigen Finanzministerium an der Seine ist eine klare Auskunft zu bekommen: Die von Frankreich abgeschlossenen Verträge bleiben beim Übergang vom Franc zum Euro in Kraft, da der Maastricht-Vertrag in Artikel 109 die Fortsetzung von Sonderbeziehungen ausdrücklich zuläßt. Der Wert des Franc-CFA wird am 1. Januar 1999 automatisch festliegen. Maßgebend ist allein sein Verhältnis zur Parität des französischen Franc innerhalb der Euro-Währung. Danach bleibt es bei dem festen Wechselkurs CFA-Euro. Ein Beamter der französischen Nationalbank meint allerdings: „Der Wechselkurs sagt so wenig aus wie einst der Wechselkurs zwischen der westdeutschen D-Mark und der Mark der DDR“. Die Franc-Zone wird jedenfalls ab 1999 kein wirtschaftliches Reservat Frankreichs mehr sein. Sie tritt in einen größeren internationalen Markt ein und kann dessen Stabilität nutzen.

Praktisch wird Frankreich von einem Tag zum anderen seine Garantie des Franc-CFA auf die Europäische Währungsunion übertragen. Möglich und sogar wahrscheinlich ist allerdings eine neue Namensgebung für die afrikanische Währung, wenn der französische Franc verschwindet.

Ob die feste Parität zwischen CFA und Euro eines Tages von den Afrikanern insgesamt aufgegeben wird, hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung der Mitgliedsländer ab. Afrikanische Experten schätzen, es könne 20 bis 40 Jahre dauern, ehe dergleichen sinnvoll sein werde.

Auf der anderen Seite streben die Uemoa-Länder eine Ausweitung der regionalen Integration als Antwort auf den europäischen Zusammenschluß an. Dabei geht es auch um Staaten wie Ghana, Guinea und Nigeria, die der Franc-Zone bislang nicht angehören. Beamte der Nationalbank in Paris sind derzeit in Guineas Hauptstadt Conakry zugange, um die einheimischen Banker für die Erweiterung der Franc-Zone zu schulen.

Keine verläßlichen Zahlen

Nach Wirtschaftszahlen über die afrikanischen Staaten zu fragen, macht übrigens wenig Sinn. Wie wenig verläßlich Zahlen in Schwarzafrika sind, zeigt ein Beispiel aus der Politik: Offiziell lag die Wahlbeteiligung bei den Parlamentswahlen in Mali in diesem Sommer bei 21,6 Prozent. Eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung kommt aber auf rund 40 Prozent. Des Rätsels Lösung: Viele Wahlberechtigte sind an mehreren Orten polizeilich gemeldet, andere als Migranten gar nicht im Lande, und Verstorbene werden nicht gestrichen. Das hatte die Wählerliste gewaltig „aufgebläht“.

Buntes Markttreiben in einer afrikanischen Stadt: An der geringen Kaufkraft der Menschen ändert sich nichts, wenn der Euro den Franc verdrängt und sich ein Teil der afrikanischen Länder an der neuen europäischen Währung orientiert.

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