Euro-Serie 7

Teil sieben
Wem nützt die gemeinsame Währung in erster Linie?
Vor allem kleinere Firmen erwarten Schub
Nur indirekt profitiert auch der Normalverbraucher: Der Euro soll zunächst die Wirtschaft stärken - VON KLAUS WONNEBERGER

NÜRNBERG – Das Beispiel ist beliebt, wenn Euro-Befürworter versuchen, Verbrauchern die Vorzüge der Währungsunion näherzubringen: Ein Urlauber, der sich von Nürnberg aus mit 4000 Mark auf die Reise durch die Hauptstädte Europas macht, hat am Ende die Hälfte seines Geldes allein durch die hohen Umtauschgebühren beim Geldwechseln verloren.

Ab dem Jahr 2002, wenn alle nationalen Währungen gegen den Euro eingetauscht werden, entfallen diese Kosten. Für die reiselustigen Deutschen macht dies immerhin eine Ersparnis von jährlich 1,8 Millionen Mark aus. Doch Normalverbraucher stehen bestimmt nicht in der ersten Reihe, wenn es gilt, die Segnungen der Währungsunion zu verteilen. Gewinner sollen eindeutig die Wirtschaftsunternehmen sein – und damit indirekt auch die kleinen Leute.

Ganz unmittelbar erkennbar werden die Vorteile des Euros für die Wirtschaft, wenn man die Kosten betrachtet, die exportorientierten Unternehmen entstehen und die deren Wettbewerbsfähigkeit drücken. Das Münchner Ifo-Institut hat errechnet, daß die europäischen Unternehmen mit dem Euro 90 Millarden Mark sparen, die bis jetzt allein durch den Umtausch in andere Devisen, die Gebühren für Auslandsüberweisungen und die Prämien für die Absicherung gegen Währungsschwankungen entstehen.

Expansion erleichtert

„Für viele Betriebe wird es leichter, grenzüberschreitend tätig zu werden, weil die Transaktionskosten wegfallen und die Wechselkursrisiken sich verringern“, heißt es beim DIHT. Und Daimler-Benz-Vorstand Manfred Gentz ergänzt: „Durch diese Kosteneinsparungen, durch sinkende Zinsen und ein stabiles Presseniveau werden die Rahmenbedingungen für Investitionen europaweit verbessert.“

In einem einheitlichen Währungsraum gibt es keine nationalen Währungen mehr, die gegeneinander auf- oder abwerten. Gerade für die deutsche Wirtschaft ist das wohl der größte Vorteil des Euros. Regelmäßig haben Mark-Aufwertungen auch die durch Arbeitsplatzabbau und Kostensenkung schmerzhaft erzwungenen Produktivitätsforschritte der deutschen Industrie im Vergleich zu den europäischen Nachbarn wieder zunichte gemacht. „Erinnert sei nur an das Frühjahr 1995, als die massive Mark-Aufwertung unsere Effizienzsteigerungen quasi über Nacht entwertet haben“, sagt Gentz.

Dieses Phänomen bleibt natürlich auch ausländischen Investoren nicht verborgen. Die Sorge, Gewinne der starken Mark opfern zu müssen, war einer der Gründe, warum ausländische Unternehmen bei der Standortsuche in jüngster Zeit einen großen Bogen um Deutschland schlagen, im Schnitt der letzten zehn Jahre haben ausländische Unternehmen in Deutschland nur ein Zehntel dessen investiert, was deutsche Firmen im Ausland investiert hatten. Zuletzt tendierten die ausländischen Inlandsinvestitionen gegen Null. Der Euro könnte ein Grund sein, daß sich dies ändert.

Weniger Spekulation

Und was deutsche Unternehmen in der Industrie und im Mittelstand besonders ärgert: Ein Großteil dieser unberechenbaren, kostenverursachenden Währungsschwankungen waren und sind häufig das Werk von Spekulanten und entsprechen nicht realwirtschaftlichen Gegebenheiten. Europa-intern werden mit dem Euro solche Spekulationen zumindest unter den Teilnehmerländern automatisch mit dem 1. Januar 1999 unterbunden.

Und auch im Außenverhältnis könnte ein starker Euro die Kräfteverhältnisse zwischen den drei Währungs- und Wirtschaftsblöclen – den USA, dem asiatischen Yen-Raum und Europa – wieder in ausgewogenere Verhältnisse bringen. Bis jetzt dominiert der Dollar eindeutig das weltwirtschaftliche Geschehen: 60 Prozent des Welthandels wird über die US-Währung abgerechnet, obwohl die amerikanische Wirtschaft noch nicht einmal ein Viertel der gesamten Weltwirtschaft ausmacht. Die „heutigen Dorfwährungen Europas haben in der Weltmarktkonkurrenz mit Amerika und auch mit Asien keine Chance mehr“, bekannte denn auch Außenminister Klaus Kinkel freimütig – und schloß bei diesen Dorfwährungen“ die Mark ausdrücklich mit ein.

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