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Teil neun Deutschlands langer Weg hin zu einer einheitlichen Währung Gulden, Taler, Franken dann die Mark Erst die Reichsgründung 1871 leitete auch die Abkehr von einer Vielzahl einzelner Münzsorten ein VON CARL D. GOERDELER NÜRNBERG Die Furcht der Deutschen, der Euro könnte die harte Mark aufweichen, sitzt tief. Sie haben vergessen, daß ihre liebe Mark nicht vom Himmel fiel. Ein einheitliches deutsches Zahlungsmittel wurde erst vor 126 Jahren aus der Taufe gehoben, und die Debatten um die Reichsmark damals erinnern an die aktuellen Kontroversen um den Euro. Deutschland zu Beginn des 19. Eisenbahn als Schrittmacher Die industrielle Revolution hatte ihren Siegeszug angetreten. Zuerst in England, dann auf dem Kontinent. Die erste deutsche Eisenbahn führte 1835 von Nürnberg nach Fürth sollte sie vor den engen Landesgrenzen haltmachen? Achtunddreißig Zoll- und Mautlinien in Deutschland lähmen den Verkehr im Innern und bringen ungefähr dieselbe Wirkung hervor, wie wenn jedes Glied des menschlichen Körpers unterbunden wird, damit das Blut ja nicht in ein anderes überfließe, klagt im Jahr 1819 Friedrich List, der als erster den Gedanken eines deutschen Zollvereins entwickelt. Wirtschaftlicher Fortschritt war nur mit offenen Häfen und auf größeren Märkten möglich. Der preußische Finanzminister Motz hatte das eher als andere Staatmänner erkannt. Zuerst band er die zahlreichen Enklaven im preußischen Staatsgebiet an einen einheitlichen Zolltarif, dann versuchte er weitere Kleinstaaten, so zum Beispiel Hessen-Darmstadt, einzubinden. Sofort schossen andere Zoll-, Han dels- und Steuervereine aus dem Boden. Doch erst mit dem Deutschen Zollverein von 1833 gelang es Preußen, einen einheitlichen Binnenzoll durchzusetzen, dem sich noch eine Zeitlang die norddeutschen Staaten verweigerten. Mit dem Deutschen
Zollverein hatte Preußen seine ökonomische
Vorherrschaft gesichert, sehr zum Leidwesen von
Österreich-Ungarn. Metternich warnte vor den politischen
Folgen in einem Brief an Kaiser Franz Mit dem Deutschen Zollverein waren jedenfalls die Grundmauern für ein einheitliches großes Wirtschaftsgebiet von der Etsch bis an den Belt gelegt. Im Zollverein gab es zwar, wie heute in der EU, einheitliche Zölle und Tarife, aber das Bank- und Währungswesen blieb immer noch so bunt wie die Landkarte. Der Abgeordnete Ludwig Bamberger
zählte vor dem Zollparlament 1870 auf, was
eine Bank im Rheinhessischen als Vermögen eines reichen
Bauern führt: Die Summe von 15 1870 besaßen immer noch 25 deutsche Länder ihre eigene Bank- und Münzhoheit. Erst die Reichsgründung 1871 im Spiegelsaal von Versailles gab den Weg frei, eine einheitliche Wäh rung einzuführen, die von den Unternehmern wie von den Bürgern heiß ersehnt wurde. Die neue Währung wie konnte es damals anders sein mußte natürlich auf dem Golde fußen, und deshalb war die Umstellung relativ leicht. Man hatte bewußt den neutralen Namen Mark (ursprünglich der behördliche Stempel auf Silberbarren) gewählt, und nicht etwa Taler (Preußen) oder Gulden (Süddeutschland) ein neues Maß also wie der Euro. Mit der Reichsmark war der erste
Schritt getan aber eine deutsche zentrale
Notenbank fehlte noch. Sie kam erst 1875 durch das
Bankgesetz zustande, und sie war gewissermaßen eine
Tochter der Preußischen Bank, die Friedrich der Große
1765 gegründet hatte. Daß der Preußischen Bank diese
Rolle zufiel, war nicht verwunderlich, denn sie
emittierte damals rund zwei Drittel aller umlaufenden
Noten. Doch selbst nach dem 1. Buchstäblich verwässert Gold gab ich für Eisen so manche Uhrenkette zierte dieser patriotische Spruch auf den Westen der Großväter. Der Goldstandard, die Verpflichtung der Reichsbank, jede Note jederzeit in Gold zu tauschen, wurde mit dem Weltmachtstreben von Kaiser Wilhelm (Flottenbau-Programm) buchstäblich verwässert. Doch das war nur der Anfang vieler dunkler Kapitel, die mit den Überschriften Inflation, Rentenmark, Weltwirtschaftskrise, Hitler-Diktatur und Deutsche Teilung überschrieben sind. |
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