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Liebe Leserinnen und Leser,
in diesem Newsletter dreht sich alles um eine für uns turbulente Woche - die Tage rund um die Einführung des neuen Erscheinungsbilds unserer Zeitung. Und Sie sind gefragt, wie die Änderungen bei Ihnen ankamen.
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Lob und Prügel für das neue Layout
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Spürbar verändert: Unsere Zeitung in ihrem neuen Erscheinungsbild. Foto: Stefan Hippel
Gut anderthalb Jahre hat ein engagiertes Team daran gearbeitet - am letzten Montag war es dann so weit: Unsere Zeitung erschien erstmals im neuen Layout. Wir hatten die Veränderungen die Woche vorher in einem „Countdown“ angekündigt. Am Montag erschien zudem eine achtseitige Beilage, in der wir erklärten, warum wir was und wie neu gestaltet haben. Das Echo auf den Relaunch, wie so eine Umgestaltung in der Branchensprache heißt, fiel sehr unterschiedlich aus. Zahlreiche Leserinnen und Leser zeigten sich sehr angetan bis begeistert. Andere dagegen reagierten erst mal verschnupft bis empört. Eine ganz normale, nachvollziehbare Reaktion. Denn viele, viele Jahre lang waren Sie die Zeitung in der Form gewohnt, in der wir sie weitgehend unverändert produzierten. Der Mensch ist bekanntlich ein Gewohnheitstier - und hängt an Vertrautem.
Die Rückmeldungen waren und sind überwältigend - allein, was die Menge angeht. Unser Lesertelefon, das die ganze Woche erreichbar war, stand kaum still. Hunderte von Mails gingen ein. Dieses Echo zeigt uns: Die Zeitung gehört zum Leben vieler Leserinnen und Leser, sie ist ein Stück ihres Alltags, an dem sie sich reiben oder freuen. Wir sind sehr froh über diese Verbundenheit, die sich da ausdrückt - und hoffen, dass sie auch mit dem neuen Layout erhalten bleibt!
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Das ist das Team, das in den vergangenen Monaten intensiv mit dem neuen Layout befasst war - von links Art Director Dieter Steinhauer, Thomas Vogl von der IT, Harald Weiß vom Redaktionsservice, Marina Köstler, Assistentin der Produktionsplanung im Druckhaus, Georg Klietz, der Betreuer des Projekts „Layout-Reform“, Anja Scharinger und Bernd Kraemer vom CvD-Büro, Christian Peer, Leiter der Produktionsplanung im Druckhaus, und ich. Foto: Georg Körfgen
Was habt ihr denn da die ganze Zeit gemacht für das bisschen Neugestaltung der Zeitung? Diese Frage stellten etliche Leser. „Das bisschen“ ist deutlich untertrieben. Der Startschuss für das neue Layout fiel vor etwa zwei Jahren. Wir suchten einen Gestalter - und fanden ihn im Art Director des kicker, Dieter Steinhauer. Georg Klietz betreute das Projekt - und erlebte dann Zug um Zug, was da alles dranhängt. Die Tücken stecken bekanntlich im Detail. Das reicht von der Kooperation mit unseren teils eigenständigen Lokalausgaben und den Heimatverlagen über die ebenfalls fällige Neugestaltung des Platzes für Anzeigen bis hin zur äußerst aufwendigen technischen Implantation des neuen Systems. „Das ist, wie wenn Sie bei Vollgas auf der Autobahn von einem ins andere Auto wechseln“ - so beschrieb Christian Peer, zuständig für die technische Abwicklung in unserem Druckhaus, den Wechsel von dem alten Layout-System ins neue, vollzogen an einem Samstag - dem Tag vor unserem ersten Produktionstag am vergangenen Sonntag. Alles rund ums neue Layout können Sie hier nachlesen.
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Mit dem „Stilbuch“ am Desk
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Am Anfang müssen wir alle noch nachschlagen im „Stilbuch“, das uns das neue Layout erklärt - hier Andreas Franke, Leiter der Lokalredaktion Nürnberg. Foto: Günter Distler
Auch für die Kolleginnen und Kollegen in der Redaktion ist das neue Layout natürlich erst mal eine Herausforderung. Sie müssen das „Spiegeln“, also Gestalten der neuen Seiten und Artikel, einüben, zusammen mit unserem Redaktionsservice. Und mit einer eigens geschaffenen Gebrauchsanweisung, dem „Stilbuch“, das uns auf 54 Seiten zeigt, wie wir mit dem neuen Handwerkszeug umgehen. Einigen ist es schon in Fleisch und Blut übergegangen.
Mit einer umfangreichen Werbeaktion begleiten wir die Einführung des neuen Erscheinungsbildes. An der NN-Zentrale an der Marienstraße in Nürnberg hängt ein Großplakat mit unserer Kolumnistin Anette Röckl („Hallo Nürnberg“), auf der sie der Stadt zuruft: „Hallo Nürnberg! Ich schreib für dich!“ Und passen Sie auf, wenn Sie in Nürnberg, Fürth oder Erlangen unterwegs sind. Sie treffen da auf die Porträts von etlichen Kolleginnen und Kollegen. Auch ich hänge da mal so rum oder ab auf den Plakaten...
Wie finden Sie Ihre, unsere veränderte Zeitung? Lassen Sie es uns wissen - Mail (siehe unten) genügt!
Besonders viele Seiten hat mein Kollege Wolfgang Fellner zu gestalten, der Leiter unserer Lokalredaktion Neumarkt. Sein Porträt lesen Sie unten.
Ihnen ein angenehmes Wochenende - hoffentlich mit unserer Zeitung und dem „Magazin am Wochenend“, das sich ab morgen ebenfalls im neuen, sehr frischen Bild präsentiert!
Ihr Alexander Jungkunz
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Porträt Wolfgang Fellner
Wolfgang Fellner (wof), Leiter unserer Lokalredaktion Neumarkt
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Sagen, was ist: Das stand vor wenigen Monaten auf dem Titel eines Hamburger Nachrichten-Magazins, das sich in dieser Ausgabe bespiegelte. Da war der Skandal um eine Edelfeder, die Stories einfach erfunden hatte. Seither ist bekannt: Wenn ein kleines Mädchen weinend und ein Lied summend durch die Trümmer von Homs steigt, ist Vorsicht geboten. Es könnte erfunden sein, zwar anrührend und mächtige Bilder im Kopf erzeugend, aber erfunden.
Als das Schlagwort „Lügenpresse“ vor einigen Jahr Hochkonjunktur hatte, stand ich beim Getränkehändler in der Schlange vor der Kasse. Hinter mir ein Bekannter, der mich lange anschaute und dann sagte, dass ich nicht zur Lügenpresse gehöre. Denn was ich schreibe, das könne er überprüfen. Bei der Hauptversammlung der Geflügelzüchter sei er dabei und auch am Fußballplatz. „Deshalb weiß ich, dass dein Bericht stimmt“, sagte er zufrieden. Aber die anderen, sinnierte er, das sei schwierig.
„Am Gartentürl läuten und mit die Leut‘ reden“, gab mir während der Ausbildung ein Ressortleiter in Nürnberg mit auf den Weg. Rausgehen, die Bürger ansprechen, ihre Sorgen, ihre Nöte aufnehmen, sich darum kümmern. Das ist Lokaljournalismus. Der auch davon lebt, dass er mit denen lebt, über die er schreibt. Skandale gibt es im kleinsten Ort, Durchstechereien, wiehernde Amtsschimmel und oft auch nur subjektiv empfundene Ungerechtigkeiten. Darüber zu berichten, ist oft nicht einfach, denn am Ende des Tages willst Du als Berichterstatter auch noch allen Beteiligten in die Augen blicken können. Ohne Abstriche an der Wahrheit zu machen.
Mein erster Termin für die Neumarkter Nachrichten war Ostern 1983. Da hat der Obst- und Gartenbauverein Buchberg eine Obstbaum-Allee an der Ortsausfahrt Richtung Reichertshofen gepflanzt. Sieben Uhr Beginn der Arbeiten. Meine Mutter hat mich um sechs aus dem Bett geholt, mit einer nagelneuen Nikon FG mit einem 28-Millimeter 2.8-Objektiv bin ich im strömenden Regen aufs Land gefahren. Um neun Uhr kamen die ersten Gartler.
Als Fritz Etzold, unser Fotograf, den Negativstreifen am nächsten Tag entwickelte, bekam er Atemnot: Die beiden Männer mit der Flasche, die sie mit einer Notiz unter dem ersten Baum vergruben, standen weit, weit draußen in der Wiese. 28 Millimeter- das ist halt ein Weitwinkel. „Da musst Du näher hin“, schrie es aus der Dunkelkammer. Das ging nur nicht, denn den Baum haben sie direkt am Straßengraben eingepflanzt und der war randvoll mit Wasser.
Trotzdem: Ich blieb dran, studierte nebenher, aber mit Erfolg, verdiente mir den Lebensunterhalt mit Jobs auf dem Bau, mit dem Geld für Berichte von der Jahreshauptversammlung der Kaninchenzüchter, mit Berichten über den ASV Neumarkt in der Bezirksoberliga und der Landesliga, oder über die Juralöwen. Lokaljournalismus, das war und blieb meins, das war und ist das volle Leben.
Nach dem Volontariat in Nürnberg war ich schnell wieder in Neumarkt und da bin ich geblieben. Der Wochenanzeiger wollte aufgebaut werden, ich war Polizei- und Gerichtsredakteur, dazu noch Sport-Stellvertreter. Am Ende hatte ich irgendwann einmal alles gemacht.
Heute bin ich Redaktionsleiter in Neumarkt. Eine Herausforderung, die jeden Tag bestanden werden will in diesen Zeiten. Die Zahl der Abonnenten sinkt, die Anzeigen sind rückläufig. Dank unserer geschlossenen Redaktionsleistung, unserer umtriebigen Medienberater und einer pfiffigen Geschäftsstelle stehen wir gut da in Neumarkt. Im Internet haben wir eine starke Präsenz aufgebaut, unsere Reichweite bestätigt unsere Arbeit. Im Herbst feiern wir 50 Jahre Neumarkter Nachrichten.
Geblieben ist mir die Polizei-Berichterstattung. Rund um die Uhr fiept das Telefon. Weil wir keinen festen Fotografen mehr vor Ort haben, läuft der Alarm bei mir auf. Bilder werden nur gemacht, wenn keine Verletzten oder Toten mehr zu sehen sind. Ich bewundere die Rettungssanitäter, die Notärzte, die Feuerwehrmänner, für den Job, den diese rund um die Uhr machen.
Ich bin nur der Zeuge am Rand, der Chronist. Ich muss nicht mit der Kettensäge Tote aus einem Reisebus schneiden, der auf einen Langholzlaster gefahren ist. Aber ich war mit dem Pfarrer bei der Totensegnung auf der Autobahn. Das sind Bilder, die sich ins Gedächtnis brennen. Wie der Unfall bei Sperberslohe nahe Pyrbaum, als ein Wagen von der Straße abkam und gegen einen Baum krachte. Ich habe lange danach noch im Traum gehört, wie die Frau im Pkw um ihr Leben schrie. Geschrieben habe ich das nie.
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