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SEITE 10 TIERGARTENZEITUNG NO. 1 OKTOBER 2010 Eine ganz besondere Nachbarscha Die Bewohner der Stadtteile Zerzabelshof und Mögeldorf bekommen das Leben im Tiergarten hautnah mit Ein Jogger sah sich im Lorenzer Reichswald plötzlich einem ausgebüxten Känguru gegenüber Die Stadtteile Zerzabelshof (vorne) und Mögeldorf rahmen den Tiergarten ein. Der Aquapark aus der Vogelperspektive: vorne der Seehundfelsen, hinten das Eisbärengehege. uf dem Stadtplan sehen sie aus wie zwei Nabelschnüre, die den Tiergarten versorgen ­ die Schmausenbuck- und die Bingstraße. Sie sind die regulären Verkehrswege zum Zoo, aber auch die Verbindungen Sie lieben "ihren" Tiergarten: Familie Müller aus Zabo. zu den zwei Nachbarstad eilen Mögeldorf und Zerzabelshof. So weit die abstrakte Ansicht von oben. Sinnfällig wird der Ein uss des Zoos in den Ortsteilen selbst bei Namen wie Tiergarten-Apo" theke" oder Wohnsti am Tiergarten". " Dass aber nicht so ohne Weiteres mit der berühmten Einrichtung geworben werden darf, zeigt die Namensgebung eines Wohnbauprojekts in Mögeldorf, der Wohnanlage am iergarten" an " der Sep-Ruf-Straße. Das h" nach dem " T" sollte die Namensgeber vor mög" lichen rechtlichen Schri en schützen. Doch hinterlässt der Zoo auch nachhaltige Spuren bei den Menschen, die dort wohnen. Helmut Schröder etwa lebt von Kindesbeinen an in Zabo. Für den Mitinhaber des hiesigen Mode- und Be enhauses Strunz" sind " die nahen Gehege ein Stück Heimat. Ich " bin mit dem Brüllen der Löwen aufgewachsen", sagt der 51-Jährige. Das hat ihn bis zum heutigen Tag nicht verlassen. Die Raubkatzen lärmen, sobald sie abends ihr Fu er erhalten. Ich kann die Uhr da" nach stellen." Verlassen kann sich Schröder auch auf die am Tiergarten besonders dichten Schwärme an Zugvögeln. Den Sommer über leben viele von ihnen im Zoo. Im Herbst sammeln sie sich, steigen auf und machen sich auf den Weg gen Süden. Die kündigen " uns jedes Jahr die kältere Jahreszeit an." Schröder selbst spaziert heute noch etwa vier Mal im Jahr durch den Tierpark ­ zum Beispiel, wenn Verwandte aus Oberbayern zu Besuch kommen. So sicher wie das tägliche Zähneputzen steht dann ein Gang in den Zoo auf dem Programm. Meine Nichten und " Ne en freuen sich schon immer tierisch darauf ", scherzt er. Doch zu welchem Stad eil gehört denn nun der Tiergarten, zu Zabo oder zu Mögeldorf? Für Schröder ist klar: Er gehört zu Zabo. Ein Blick auf den Stadtplan bestätigt das. Daran ist nicht zu rü eln. Auch Elfriede Schaller muss das zugeben. Das Vorstandsmitglied im Bürger- und Geschichtsverein Mögeldorf hat sich mit diesem ema befasst. Dennoch, bei einer nicht repräsentativen Befragung von 20 TiergartenBesuchern waren laut Schaller elf der Meinung, der Zoo gehöre zu Mögeldorf und nicht zu Zabo. Sie erklärt sich das so: Die " meisten Besucher fahren mit dem Auto oder der Straßenbahn von Mögeldorf die Schmausenbuckstraße entlang zum Tiergarten." Herausgefunden hat sie zudem, dass der im Mai 1939 in Zabo erö nete Tiergarten (zuvor war er am Dutzendteich angesiedelt) auf altem Mögeldorfer Terrain liegt. Denn der Schmausenbuck gehörte im 19. Jahrhundert zeitweise der einst eigenständigen Gemeinde. Das änderte sich erst mit der Eingemeindung Mögeldorfs nach Nürn- berg anno 1899. Dennoch: Durch seine räumliche Nähe erinnert der Tiergarten regelmäßig auch die Mögeldorfer wie Elfriede Schaller an seine Existenz. Sie lebt hier seit 35 Jahren, knapp einen Kilometer von den Gehegen entfernt. Blies der Wind aus Osten, waren stets die Seelöwen zu hören. Ich ha e den " Eindruck, die Tiere stehen bei uns im Garten", sagt sie. Eine Begegnung der besonderen Art ha e vor Jahren ihr Mann, Fritz Schaller: Als er in der Nähe des Geheges im Wald joggte, querte ein Känguru seine Strecke. Das australische Beuteltier ößte ihm Respekt ein, Schaller kehrte lieber um und alarmierte das Personal am Eingang des Tiergartens. Da sagte man ihm: Das Känguru bricht " immer wieder mal aus. Wir kümmern uns darum." t Text: Alexander Brock Lu bilder: Bischof & Broel Glückliches Pinselohrschwein Für viele Tierarten kann man eine Patenschaft übernehmen Der Jahresbeitrag bewegt sich zwischen 50 und 7 500 Euro s begann mit einer verunglückten Mandarinente. Die stürzte an einem Frühlingstag im Jahr 1993 unsan in den Gartenteich des Ehepaars Beck. Allerdings blieb dem drei- oder vierwöchigen Küken durch diesen Unfall ein schlimmeres Schicksal erspart ­ ein Raubvogel ha e die Ente nämlich erbeutet. Doch der unachtsame Jäger verlor sein Opfer in der Werderau, wo die Becks ihren Schrebergarten haben. Wir sind aus allen Wolken gefallen, als " plötzlich die Ente im Teich saß", erinnert sich Karl-Heinz Beck. Der heute 62-Jährige und seine Frau Christa (68) wurden in den folgenden Monaten zu Adoptiveltern des Wasservogels, der bald auf den Namen Willi" " hörte. Bei der Gartenarbeit ist er immer " hinter meiner Frau hergelaufen und hat die Schnecken und Würmer aufgesammelt", sagt Karl-Heinz Beck. Allerdings " hat er meine Seerosen ruiniert", erzählt Christa, die für Willi eine provisorische Behausung baute ­ die Becks brachten ihren Schützling in einem umfunktionierten Blumenkübel unter. Doch dann nahte der Winter, und sie wussten nicht, wie es mit ihrem Zögling weitergehen sollte. Wir konnten " ihn ja nicht daheim in der Badewanne halten", sagt Karl-Heinz Beck. Also vermi elten sie ihre Ente an den Tiergarten ­ und wurden Paten, um weiter mit ihrem Schützling verbunden zu bleiben. Tierpaten können ihrer Lieblingstierart etwas Gutes tun und zugleich die Weiterentwicklung der Anlage am Schmausenbuck unterstützen. Derzeit gibt es laut Monika Prell, beim Tiergarten für die Paten zuständig, rund 500 solcher Unterstützer. Das Geld ießt zum Beispiel in die Aussta ung der Gehege, in Fu ermittel oder in die medizinische Versorgung. Im Eingangsbereich des Tiergartens steht eine Tafel, auf der alle Paten genannt sind, sofern sie das wünschen. Wer mehr als 500 Euro spendet, bekommt eine Jahreskarte für den Tiergarten oder alternativ zehn Freikarten inklusive Delphinariumsbesuch. Zudem dankt der Tiergarten allen Paten einmal im Jahr mit einer zweistündigen Führung durch die Anlage; und sie erhalten eine Urkunde. Die der Becks ist auf Willibald ausgestellt (auch wenn die Fachleute im Tiergarten merkten, dass Willi eigentlich ein Weibchen war). Doch das war eine Ausnahme, denn in der Regel bezieht sich die Patenscha nicht auf einzelne Tiere, sondern auf Tierarten. Die Preise sind gesta elt und beginnen bei einem Jahresbeitrag von 30 Euro für Kinder, die damit zum Beispiel etwas für Rotwangen-Schmuckschildkröten tun können. Bei Erwachsenen beträgt der Mindestbetrag 50 Euro ­ so viel kos- tet die Patenscha etwa für Chamäleons oder Graureiher. Spitzenreiter sind Del ne, Eisbären und Panzernashörner ­ dafür müssen Paten jeweils 7500 Euro hinblä ern. Allerdings gibt es auch exible Modelle. Wir sind Paten für ein " Viertel Pinselohrschwein", erzählt Karin Dietz (42). Ein ganzes Pinselohrschwein wäre Familie Dietz zu teuer gewesen, die Patenscha hä e 1000 Euro gekostet. 250 Euro aber ist in Ordnung ­ so teilt sich die Familie den Betrag mit anderen Tierfreunden und kann trotzdem ihre Lieblingsart unterstützen. Eigentlich hä en Karin und Peter sowie ihre Kinder Lisa und Stefan gerne die Hängebauchschweine gefördert, aber diese Art hält der Tiergarten nicht. Seit 2008 hat die Familie die Patenscha . Sie sind gerne Paten, denn sie halten die Arbeit, die am Schmausenbuck geleistet wird, für absolut unterstützenswert". " Genauso denkt Marion Rudro . Als ihre Tochter ihre Patenscha für die Mongolischen Rennmäuse beendete, entschied sich die 43-Jährige, die Familientradition fortzusetzen und nun selbst Patin zu werden. Ich hab' die Prä" riehunde gewählt, weil ich die putzig nde." Auch Tamara Gutmann bezahlt für die Präriehunde, und die 15-Jährige konnte ihre Leidenscha für Tiere auch gleich in schulischen Erfolg ummünzen. Familie Dietz (oben) umsorgt ein Pinselohrschwein, Christa und Karl-Heinz Beck (unten) kümmern sich um Ente Willibald. Sie hat am Sigmund-Schuckert-Gymnasium ein Referat über diese Tierart gehalten. Weniger Glück ha e ihre Schwester Tabea (11) mit ihrem Faible für die Pfauen. Wegen der Vogelgrippe, erzählt Mu er Susanne Gutmann (43), hat der Tiergarten die Pfauen abgegeben. Tabea stieg deshalb auf Murmeltiere um. Murmeltiere und Präriehunde kosten jährlich 50 Euro ­ je 20 Euro zah- len die beiden Schwestern selbst, den Rest übernehmen die Eltern. Text: Fotos: Marco Puschner Fengler (2), Niklas (2) Wer Tierpate werden will, kann sich unter Telefon 09 11/ 5 45 48 38 melden oder unter monika.prell@stadt.nuernberg.de OKTOBER 2010 TIERGARTENZEITUNG NO. 1 SEITE 11 Ein Zuhause für Wölfe und Adler Der Wildpark Bad Mergentheim in Baden-Württemberg hat sich auf heimische Tierarten spezialisiert Regelmäßige Rundgänge mit Erklärungen zu den Lebensgewohnheiten werden gerne von Familien genutzt llein in Deutschland besuchen jährlich weit über 30 Millionen Menschen Zoos, Tier- oder Wildparks. Viele von ihnen haben nur in Zoos die Gelegenheit, Tiere zu erleben, zu sehen und zu riechen. Zoos verstehen sich als Bildungseinrichtungen. Zoopädagogen nutzen bei Führungen, Seminaren und mit informativen Gehegeschildern die Begeisterung der Besucher für die Zootiere, um Wissen über die schützenswerte Vielfalt der Tierwelt zu vermi eln. Darüber hinaus betreiben Zoos auch selbst Natur- und Artenschutz. Die Erhaltung der Artenvielfalt ist für Zoos nicht nur im aktuellen UN-Jahr der Biodiversität ein Prinzip der täglichen Arbeit und der Forschung. So manche Tierart wäre ohne Zoos bereits ausgestorben. Ob weltberühmter Zoo oder Wildpark, gemeinsam versuchen sie, den Menschen bekannte und weniger bekannte Tiere nahezubringen und sie Tiererlebnisse hautnah sind im Wildpark Bad Mergentheim auch bei gefährlichen Tieren möglich. für den Natur- und Artenschutz zu interessieren. Dafür haben sich die Zoos in nationalen und sogar internationalen Verbänden zusammengeschlossen. Doch Zoos sind so vielfältig wie ihre Bewohner und jeder Zoo setzt seine eigenen Schwerpunkte. Wie in einem Mosaik ergänzen sich die einzelnen Zoos zu einem Gesamtergebnis, das kein Zoo allein leisten kann. Deshalb lohnt es sich, viele verschiedene Zoos zu besuchen und deshalb widmet sich auch die Tiergartenzeitung in dieser Serie einem Zoo anderswo. Der 1973 gegründete Wildpark Bad Mergentheim beherbergt auf einer Fläche von 35 Hektar mehr als 70 verschiedene, überwiegend europäische Tierarten. In einer naturnah gestalteten Gebirgslandscha nden sich Steinböcke, Gämsen und Mu ons, Seen sind mit Fischo ern, Fischen, Sumpfschildkröten, Waschbären und Bibern bevölkert, Raubvögel leben in Flugvolieren und im Wald sind Wildkatzen, Luchse, Wildschweine und Hirsche zu entdecken. Im Sommer 2011 wird ein derzeit geplantes Gehege mit einem Elchpaar besetzt. Ein ganz besonderes Glanzlicht im Wildpark ist das größte Wolfsrudel Europas. Normalerweise verstecken sich die Tiere im Gehege, doch bei den beiden täglichen Fü erungen kommen bis zu 30 Wölfe über einen Hügel auf die Besucher zugeprescht. Sandra Hertweck, Ober-Tierp egemeisterin in Bad Mergentheim und seit mehr als 20 Jahren mit den Wölfen vertraut, steht mi en im balgenden Rudel und erläutert die Rangordnung der einzelnen Tiere. Beeindruckend ist das Wolfsgeheul nach der Fü erung. Es ertönt so punktgenau, dass sich schon so manchem Zuhörer der Verdacht aufgedrängt hat, das Geheul käme vom Band. Doch Tierp egerin Wibke Deimel weiß es besser. Seit sie vor drei Jahren aus dem Tiergarten Nürnberg nach Bad TIERGARTEN ANDERSWO Mergentheim kam, ist sie begeistert von der Arbeit des Wildparks. Die junge Zootierp egerin hat ihre Ausbildung von 2003 bis 2006 im Kölner Zoo absolviert und war ein Jahr im Tiergarten Nürnberg tätig, bevor sie im Herbst 2007 ins Taubertal zog. Im Wildpark Bad Mergentheim kümmert sie sich um viele heimische Tierarten. Besonders angetan haben es ihr die altdeutschen Hütehunde. Bei der vor- und nachmi äglichen Haustiervorführung demonstriert sie, wie die Hütehunde eine freilaufende Scha erde nach ihren Anweisungen als Schäferin lenken und zusammenhalten können. Gleich am Anfang der zweimal täglich sta ndenden geführten Fü erungsrunden zeigen auch Raubvögel wie Adler, Bussarde, Falken und Geier ihre Gelehrigkeit und segeln in weitem Bogen dicht über den Köpfen der Besucher hinweg. Ein Steppenadler und ein Wanderfalke erjagen ihre Beute im Flug. Am Wasser schnappt ein Weißkopfseeadler sein Opfer knapp vor dem Abtauchen und der Kormoran erweist sich als iegender Jäger unter Wasser. Etwas zurückgezogen im Wald erhascht eine Eule ­ fast zu schnell für das menschliche Auge ­ ihre auf einer motorisierten Bahn platzierte Beute. Beeindruckt ein Gänsegeier bereits zu Beginn der Führung durch seine gewaltige Flügelspannweite, begegnen ihm die Besucher ein wenig später im Geiersteinbruch wieder. Das ist eine kaum wahrnehmbare, mit einem 4800 m2 großen Netz überspannte Flugvoliere. Während der Fü erung betreten die Besucher zusammen mit der P egerin die Voliere und erleben hautnah den mächtigen Flügelschlag der Schnee-, Gänse- und Sperbergeier. Bereits seit 1997 gehört ein Schneegeier zur Gruppe, den der Wildpark mit dem Tiergarten Nürnberg gegen einen Kondor eingetauscht hat. Komple iert wird die Artenfamilie in diesem Herbst mit einem Mönchsgeier. Erst im Frühjahr 2009 wurde mit der Voliere für den vom Aussterben bedrohten Waldrapp die bislang größte Voliere mit einer Netzüberspannung von 5000 m2 erö net. Bis vor 300 Jahren brütete der Waldrapp oder Schop bis (Geronticus eremita) in den Alpen auf Felsen und Burgen. Weil der Waldrapp jedoch für den Kochtopf gejagt wurde, ging der Bestand in Europa bereits vor mehr als zwei Jahrhunderten sehr stark zurück. Derzeit leben mehr Vertreter des Waldrapps in Zoos wie etwa im Wildpark Bad Mergentheim oder im Tiergarten Nürnberg als in freier Wildbahn. Greifvögel fliegen dicht über den Köpfen der Besucher hinweg. Europas größtes Wolfsrudel versteckt sich normalerweise im Gehege. Bei den täglichen Fütterungen kommen bis zu 30 Wölfe auf die Besucher zugeprescht. Im Wildpark gilt es Bekanntes als schützenswert zu erkennen. Wildschweine gehören genauso dazu wie Steinböcke, Waschbären, Luchse und Biber. Die frühere Nürnberger Pflegerin Wibke Deimel ist als Schäferin bei den Haustiervorführungen in ihrem Element. Text: Fotos: Nicola A. Mögel Roland Fengler (5), Nicola A. Mögel (1), Wildpark Bad Mergentheim (1) WISSENSWERTES Kinderfreundlich: Der Wildpark Bad Mergentheim ist für Kinder unbedingt zu empfehlen. Unsere drei Experten Pius (6), Jens (8) und Adrian (11) fanden die Spielplätze toll, aber nicht nur die: Pius suchte die Schildkröten zwischen den Teichrosenblättern. Jens stritt sich am Futterautomaten mit einer Damhirschkuh um Maiskörner. Adrian war besonders vom Flug des Adlers direkt über seinem Kopf beeindruckt. Der Wildpark Bad Mergentheim liegt an der B 290 etwa 1,5 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt auf der Anhöhe. Gebührenfreie Parkplätze sind vorhanden. Vom 1. Mai bis 31. Oktober fährt ein Bus aus dem Stadtzentrum zum Wildpark. Anreise: Ö nungszeiten: Anschri : Sommer (Mitte März bis Anfang November): täglich geöffnet von 9.00 ­ 18.00 Uhr Mit den Tierpflegern unterwegs: ab 9.45 und 13.30 Uhr (Dauer jeweils: ca. 2,5 Std., inkl. Haustiervorführung) Winter (Anfang November bis Mitte März), nur am Wochenende und an Feiertagen geöffnet, von 10.30 ­ 17.00 Uhr Mit den Tierpflegern unterwegs, ab 10.40 und 13.30 Uhr Wildpark Bad Mergentheim 97980 Bad Mergentheim Tel. 07931/41344 www.wildtierpark.de Eintri spreise: Erwachsene und Jugendliche (ab 15 Jahren): 8,50 Euro Kinder (3 bis 14 Jahre): 5,50 Euro SEITE 12 TIERGARTENZEITUNG NO. 1 OKTOBER 2010 Von A en und Menschen Der koreanische Künstler Changmin Lee hat unserer Gesellschaft erfolgreich in großen, farbigen Bildern den Spiegel vorgehalten nahe beieinander stehenden sowie durchweg kahlen und reizlosen Stämmen eines kleinen Wäldchens. Für Changmin Lee ist das Instinktive allerdings keineswegs nur schlecht. In seiner Bildwelt gibt es ebenso positive A ekte. Dazu gehören etwa der Beschützer-Instinkt oder eine quasi naturwüchsige Geselligkeit. Eines der neuesten Gemälde porträLeben in der Fremde tiert eine A enherde, die unter einem guten Stern inmi en einer wüsten, leeren Landscha auf einem Auf einem Bild von Changmin Lee üppig grünen Weihnachtswird zum Beispiel die Ra sucht verkör- baum einträchtig beieinanpert von einem Früchte hortenden Pavi- der sitzt. Das ist des Malers an. Der bereits schwer bepackte Samm- Vision einer friedfertigen, " ler" kann seine Beute nicht genießen, brüderlichen Gemeinweil er rundum ständig neue, vermeint- scha . Das Bild ist aber lich noch schönere Objekte seiner Be- auch eine Art Familien" gierde entdeckt. Ein anderes Gemälde porträt", das Changmin mit dem Titel Mein Baum" zeigt ein seiner Frau Eunhui und " A enrudel, deren Angehörige sich alle- seiner Anfang Juni geboresamt als Eigenheim-Besitzer fühlen. Ihre nen Tochter Sue gewidmet individuellen" Wohnstä en bestehen hat. Die Geburt seines ers" aus den mehr oder minder identischen, ten Kindes ist für Changmin Lee eine weitere Bestärkung seines Glaubens, Der Pavian mit Früchten in den Händen verkörpert die menschliche Raffsucht. dass sein Leben in der Fremde unter einem guten Stern steht. Schülern in einer angesehenen Galerie Freude ist." Diese handwerkliche SouVor sieben Jahren ist er gemeinsam mit in Amsterdam ausstellen. Außerdem er- veränität ist Frucht einer äußerst soliden Eunhui nach Deutschland gekommen. hielt er ein bayerisches Staatsstipendium Ausbildung, die schon in Korea begann. Unmi elbar vorher ha en sie in der al- für ausländische Studierende. Im Jahr Nach dem Abschluss seiner Schulzeit ten Heimat geheiratet. Zunächst absol- darauf waren Eunhui und Changmin Lee studierte Changmin die traditionsreivierten sie einen intensiven Deutsch- mit einer Präsentation ihrer Arbeiten im che Technik der gürlichen Keramik an Kurs an der Universität Erlangen, und Kunstverein Kirchzarten zu Gast. der Hong-Ik-Universität in der südkoreneun Monate später begannen sie beide Ebenfalls gemeinsam erhielten sie anischen Hauptstadt Seoul. Dabei entan der Nürnberger Kunstakademie zu 2007 den Sonderpreis unter den all- wickelte er ein ungewöhnlich sicheres studieren. Eunhui wurde Schülerin von jährlich vergebenen Kunstpreisen der Gefühl für Körperformen und -proporPeter Angermann, Changmin ging in die Nürnberger Nachrichten". Über das tionen, das sich während des Malerei" Mal-Klasse von Professor Ralph Fleck, preisgekrönte Tierbild von Changmin studiums in Nürnberg als sehr nützlich der den begabten Studenten von Anfang hieß es in der Laudatio: Das ema erwies. Der Nachwuchskünstler erarbei" In seinem kleinen Atelier auf dem ehemaligen Nürnberger AEG-Gelände hat an förderte. So konnte der junge Kore- ist handwerklich so überzeugend um- tete sich rasch einen eigenen Mal-Stil sich Lee als freischaffender Künstler niedergelassen. aner bereits 2006 mit anderen Fleck- gesetzt, dass es eine uneingeschränkte mit Anleihen bei der fernöstlichen Kalligra e und bei der Keramik. Mit dem Ende des SommersemesINFORMATION ZUM TIERGARTEN NÜRNBERG ters 2010 endete auch das Studium von Changmin Lee an der Kunsthochschule. Seit Juni ist er frei scha end". Der " 34-jährige Familienvater weiß genau, Ö nungszeiten: Eintri spreise (ohne/mit Delphinarium): Tiergartentag: dass dies nicht gerade eine der sichersten bis 01.11.2010: Erwachsene: 9,00 Euro/13,50 Euro Letzter Montag im Monat, Existenz-Grundlagen ist. In seinem kleitäglich von 9.00­18.00 Uhr Kinder (4­13 Jahre): 4,50 Euro/6,50 Euro ausgenommen sind Feiertage. nen Atelier auf dem ehemaligen NürnSchließung der Tierhäuser: 17.15 Uhr Erwachsene mit VGN-Ticket: Erwachsene 7,50 Euro berger AEG-Gelände schaut er dennoch 7,50 Euro/11,50 Euro Kinder von 4­13 Jahren: 3,30 Euro voller Optimismus in die Zukun . Gute " Familienkarte: 21,00 Euro/31,50 Euro ab 02.11.2010: Mächte haben mir in meinem Leben täglich von 9.00­17.00 Uhr Tiergarten Nürnberg schon so o geholfen", meint er. Darum Schließung der Tierhäuser: 16.15 Uhr Am Tiergarten 30, 90480 Nürnberg Dauerkarte (ohne/mit Delphinarium): erwarte er getrost, was kommen mag. Erwachsene: 60,00 Euro/80,00 Euro Kinder (4­13 Jahre): 27,00 Euro/35,00 Euro Infotelefon: (0911) 5454-6 www.tiergarten.nuernberg.de uch in der koreanischen Kultur haben Tiere seit Urzeiten eine zentrale Bedeutung. Changmin, 1976 im Kimje geboren, wuchs auf mit einer Sage, nach welcher der allererste König Koreas der Sohn einer himmlischen Bärin war. In der Kunst, in der Literatur und im volkstümlichen religiösen Brauchtum der Koreaner blieben solche mythologischen, symbolha en Tiergestalten bis heute allgegenwärtig. Das hat natürlich auch die Motiv-Wahl von Changmin Lee beein usst. Seine gemalten Tiere sind weit mehr als nur naturalistische Abbildungen. Die von ihm dargestellten Hunde, Schweine und ­ vor allem ­ A en spiegeln in ihren Körperhaltungen und in ihrem Tun allerlei menschliche (und allzu menschliche) Verhaltensweisen. Ich zeige das Animalische in Situati" onen, die ich mit bestimmten Verhältnissen in der humanen Gesellscha assoziiere, wobei selbstverständlich Witz und Ironie eine große Rolle spielen", erklärt der Künstler. Heiterkeit und Gelassenheit sollen seine Bilder ausstrahlen. Dennoch sind sie keine Idyllen, keine harmlos-dekorativen Idealisierungen der unschuldigen" Tiernatur. " Wenn Changmin seine Tiere malt, dann entstehen Symbole einer kreatürlichen Triebha igkeit, die in uns allen steckt, die wir aber (anders als alle unsere tierischen Verwandten) auch beherrschen können. Der Künstler, wie viele seiner Landsleute ein gläubiger Christ, ist auf eine sehr asiatisch-dezente Art ein Moralist, ein verbindlich lächelnder Warner vor ausschließlich instinktiven Verhaltensweisen wie Geiz, Gier, Selbstsucht und Eitelkeit. Text: Fotos: Bernd Zachow Michael Matejka HERZLICHEN DANK Wir möchten uns vielmals für die langjährige Zusammenarbeit und die finanzielle Unterstützung des Tiergartens Nürnberg bedanken: Als Tiergartenrestaurant haben wir täglich die Arbeit des Tiergartens vor Augen und wissen um den enormen Aufwand, den die artgerechte Unterbringung so verschiedener Tiere wie Kamele und Pinguine mit sich bringt. Wir unterstützen den Tiergarten Nürnberg sehr gerne mit vielen Maßnahmen. Die Stücke unseres Culinartheaters (www.culinartheater.de) beziehen immer wieder den Tiergarten und seine Bewohner mit ein. Die Direktbank Cortal Consors engagiert sich bereits seit 2006 für den Bau der Delphinlagune im Tiergarten Nürnberg. Überzeugt von der Idee einer " Delphinlagune und der Del ntherapie haben wir uns entschlossen, den Bau nanziell zu unterstützen." Die Del ne erhalten eine moderne Anlage und Nürnberg wird um eine A raktion reicher. Der Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. ist der Herausgeber der Tiergartenzeitung. Der Verein hat sich ein klares Ziel gesteckt: Der Tiergarten Nürnberg soll noch a raktiver und lebendiger werden. Deshalb unterstützt der Verein den Tiergarten zum Beispiel beim Bau oder bei der Umgestaltung von Gehegen. Mehr als vier Millionen Euro haben die Tiergartenfreunde dem Tiergarten seit ihrer Gründung 1958 zukommen lassen. Werden auch Sie Mitglied der Tiergartenfreunde. Informationen erhalten Sie unter www.tgfn.de Dem Tiergarten Nürnberg fühlen wir uns seit vielen Jahren verbunden. Wir sind von den hohen Ansprüchen des Tiergartens an die moderne Tierhaltung überzeugt. Als kreativer Partner für e ziente Medienproduktionen unterstützen wir die Arbeit des Tiergartens besonders in gra schen Bereichen. Seit über 15 Jahren stehen wir der Direktion bei Neuau agen des Tiergartenführers wie auch bei der Realisierung der Außenpläne im Tiergarten zur Seite. Infos unter www.studio-winter.de JAKO-O, der Versandhandel für Kinder" sachen mit Köpfchen" aus Oberfranken ist seit 2002 Kinderzoo-Pate des Nürnberger Tiergartens, denn Zoos sind für Kinder eine wunderbare Art dazuzulernen und Neuem zu begegnen! Im JAKO-O Kinderzoo erfahren sie Wissenswertes über heimische Tiere, können sie hautnah erleben, fü ern und streicheln. Zudem stellt JAKO-O zum bequemen Erkunden des Tiergartens Bollerwägen zur Verfügung. In den Pausen bieten zahlreiche Spielanlagen im JAKO-O Kinderzoo eine ideale Austob-Möglichkeit. Neu seit 2010 ist auch das JAKO-O Kinder-Erlebniscamp. Mehr Infos unter www.jako-o.de/kinderzoo OKTOBER 2010 WAS M ACHT EIGENTLICH FLOCK E? SEITE 5 AUSGABE 1 Herausgegeben vom Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg und dem Tiergarten Nürnberg Nur 30 Millimeter Glas als Schutz A HNEN FOR SCHU NG Bei den Seekühen im Tropenhaus fahnden Wissenscha ler nach Haarwurzeln für die DNA-Analyse, um Inzucht zu vermeiden. SEITE 6/7 DAS GROSSE FR ESSEN Das ema erregt die Gemüter, doch um einer Überbelegung vorzubeugen, verfü ert der Tiergarten Nürnberg Zootiere aus eigenem Bestand. SEITE 8 PINSELOHR SCH W EIN BLEIBT NICHT A LLEIN Es werden immer wieder Bürger als Paten für Tiere gesucht. Mit diesem Gebiss möchte man keinesfalls Bekanntschaft machen: Doch keine Angst, Tiger und Besucher sind durch eine 30 Millimeter starke Glasscheibe getrennt. Das reicht vollkommen aus, meinen Experten. Sie haben Experimente zur Materialstärke im Labor durchgeführt. (Fortsetzung auf Seite 2) Foto: Michael Matejka SEITE 10 Für Tiergartendirektor Dag Encke zählen Artenschutz, Bildung und Forschung zu den Hauptaufgaben der Einrichtung im Südosten Nürnbergs Zoos sind mehr als Freizeitparks Deutschlands schönster Landschaftszoo teresse durch unseren einzigartigen Landscha szoo, den Tiergarten Nürnberg, wecken wollen. Der Tiergarten, den Sie zur Erholung, aus Interesse und Sympathie besuchen, ist die gestaltete Ober äche unserer Arbeit. Die Qualität der Tierhaltung und die Schönheit der Landscha sollen Sie von unserem Können überzeugen. Wir wünschen Ihnen einen erholsamen, unterhaltsamen und informativen Lesespaß beim Rundgang durch die Tiergartenzeitung und Ihren Tiergarten Nürnberg, den Sie so wahrscheinlich noch nicht gesehen haben. Ihr Liebe Leserinnen und liebe Leser, Nürnberg hat seit 1912 einen Tiergarten. In diesen fast hundert Jahren haben viele Millionen Menschen den Tiergarten der Stadt Nürnberg besucht. Nach wie vor erfreut sich Jung und Alt an den Tieren und genießt die schöne, in Deutschland einzigartige, Landscha . Der Tiergarten fällt in mein Ressort und ich unterstütze ihn nach Krä en. Denn wo sonst sollen Menschen in der Stadt noch Tiere aus nächster Nähe und unmi elbar erleben? Im Tiergarten können die Besucherinnen und Besucher den gefährlichen Eisbären in die Augen schauen. Und nur wer schon einmal dicht neben einer Giraffe stand, der weiß um seine eigene bescheidene Körpergröße. Tiere gehören zu unserer Welt. Wenn wir sie nicht kennen, haben wir auch keinen Grund, an ihren Schutz zu denken. Eine bedeutende Aufgabe kommt dabei den Zoos allgemein zu: der Artenschutz. Der Tiergarten Nürnberg beteiligt sich bei Erhaltungszuchtprogrammen für bedrohte oder in der Natur ausgero ete Arten und unterstützt Projekte zur Wiederansiedelung. Mit der Tiergartenzeitung hat der Tiergarten Nürnberg einen weiteren Weg eingeschlagen, sich und seine Arbeit vorzustellen. Viel Freude beim Lesen wünscht Ihr iebe Leserinnen und Leser, Zoos sind ein ema. Sie werden von Millionen von Menschen in Deutschland besucht. Millionen von Menschen verfolgten die Doku-Soaps deutscher Zoos im Fernsehen. Millionen von Menschen interessieren sich für Zoos, weil sie Tiere mögen, weil sie Tieren helfen wollen, weil sie über Tiere mehr wissen wollen. Zoos werden in der Ö entlichkeit kritisch diskutiert, über Zoos wird täglich berichtet. Tiergärten werden mal als Bildungsstä en, mal als Freizeitstätten, mal als Forschungsstä en, mal als Tiergefängnisse, mal als Kulturstä en bezeichnet. Zoos sind ein ema. Trotz der breiten Ö entlichkeit, die Zoos genießen, können die Besucher auch im Tiergarten Nürnberg nur die Ober äche und nicht die Vielschichtigkeit der Einrichtung sehen. In der Tiergartenzeitung blicken wir unter die Ober äche und zeigen Ausschni e aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern des Tiergartens. Die Tiergartenzeitung ist ein Gemeinscha sprojekt des Tiergartens der Stadt Nürnberg, des Vereins der Tiergartenfreunde der Lokalzeitungen Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung und unseres Nachbarn, der Akademie der Bildenden Künste. Ein Team aus Nürnberger Journalisten und Studenten der Akademie hat mit uns gemeinsam die Tiergartenzeitung gescha en. Gemeinsam haben wir für diese erste Ausgabe emen ausgewählt. Die Studierenden der Akademie haben eine eigene Bildsprache erarbeitet und die Gra k mit der technischen Ausbildungsabteilung des Verlagshauses Nürnberger Presse umgesetzt. Die Freizeit spielt eine wichtige Rolle Die Arbeit eines Zoos spielt sich in weiten Teilen unsichtbar für den Besucher ab. Wir können Ihnen während Ihres Besuchs im Tiergarten nicht zeigen, welche Forschungsprojekte von wem in Nürnberg betreut und betrieben werden. So berichtet Ihnen die Tiergartenzeitung von der Forschung im Tiergarten am Beispiel der Seekühe. Mitarbeiter des Tiergartens wurden zu ausgewählten emen befragt. Mit ihnen wurde beispielsweise darüber diskutiert, warum manche Zootiere an andere Zootiere verfü ert werden und warum der Tiergarten keine Elefanten mehr hat. Die Tiergartenzeitung ist ein Rundgang durch emen und Arbeiten des Tiergartens, die für uns, die Mitarbeiter des Tiergartens, den Alltag bestimmen und die unser Engagement und die Sinnha igkeit unseres Tuns ausmachen. Davon erzählen Ihnen in dieser Ausgabe Dr. Manfred Kraus, der von 1970 bis 1991 den Tiergarten geleitet hat, und Dr. Katrin Baumgartner, die heute als Zootierärztin und Kuratorin im Tiergarten arbeitet. Wir stellen Ihnen eine vielseitige und anspruchsvolle Dienststelle der Stadt Nürnberg vor, die sich gleichzeitig und widerspruchslos als Freizeit- und Kulturstä e, als Forschungs- und Bildungseinrichtung versteht. Als Zoo sind wir dem Natur- und Artenschutz verp ichtet und wir halten Zoos für einen unersetzlichen Bestandteil urbaner Gesellscha en. Für diese ist der Niedergang der Biodiversität eine existenzielle Herausforderung. Dafür nehmen Zoos spezi sche Aufgaben wahr: Sie entwickeln Methoden für das Management von Wildtierpopulationen in menschlicher Obhut unter Wahrung der genetischen Diversität. Sie sammeln Wissen über spezi sche Wildtiererkrankungen und entwickeln Methoden zur Beherrschung dieser Krankheiten. Sie bereiten Wildtiere in menschlicher Obhut auf die Auswilderung vor. Sie vermi eln Teile dieses Wissens an Zoobesucher. Sie teilen das gewonnene Wissen mit ihren Partnern, den Naturschutzorganisationen, Behörden und Forschungsinstituten. Wir erfüllen damit gesellscha spolitische Aufgaben, für die wir Ihr In- Dag Encke Tiergartendirektor Möchte die Vielschichtigkeit seiner Tätigkeit zeigen: Direktor Dag Encke. Foto: Karlheinz Daut (NN-Archiv) Horst Förther Bürgermeister OKTOBER 2010 TIERGARTENZEITUNG NO. 1 SEITE 3 Die Morgenstimmung ist von friedvoller Stille geprägt. Langsam entwickelt sich in den Gehegen und Ställen Geschäftigkeit. Dagmar Fröhlich (rechts unten) gibt Kängurubaby Guugu seine erste Mahlzeit am Tag. Gorilla Lena hält Ausschau nach ihrem Pfleger. Ruhe vor dem Besucheransturm Lange bevor die Tore geöffnet werden, läuft der Arbeitsalltag hinter den Kulissen auf Hochtouren Die Gorillas warten sehnsüchtig auf ihren Kräutertee zum Frühstück ­ Känguru Guugu bekommt sein Fläschchen ngewöhnliche Stille liegt über dem 63 Hektar großen Areal am Schmausenbuck. Kein Laut dringt durch die Dunkelheit. Weder das Gebrüll der Löwen noch die Schreie der Paviane. Es ist fünf Uhr früh. Über dem Tiergarten liegt eine ungewohnte Stille. Um diese Uhrzeit startet Paul Stiller seine Kontrollfahrt durch das noch dunkle Gelände am Schmausenbuck. Der Gärtnermeister kennt das Gebiet wie seine Westentasche. Schließlich arbeitet er seit 27 Jahren im Tiergarten und würde sich auch blind darin zurecht nden. Besser ist es jedoch, wenn er sieht, was die Besucher am Vortag liegen gelassen haben. Müll beispielsweise. Um den Abfall zu entsorgen, werden nach Abschluss seiner Inspektion einige Mitarbeiter losgeschickt. Außerdem muss der Abtransport des Holzes von einigen kranken Bäumen organisiert werden. Das sollte geschehen, bevor die ersten Besucher das Tor passieren. Als Stiller den Stelzvogelweiher passiert, herrscht absolute Ruhe. Rosa Pelikane gleiten lautlos durchs Wasser, Chile-Flamingos stehen wie Statuen auf einem Bein. Nicht einmal die Streifengänse schna ern. Der P anzenexperte passiert einen einsamen Weg nach dem anderen. Langsam setzt die Dämmerung ein. Jahrhundertealte Eichen treten allmählich aus dem Scha en. Wo noch ZwieONLINE TIPPS licht herrscht, wirken die Gehege gespenstisch. Zumindest jene, die leer sind. Viele Tiere verbringen nämlich die Nacht im Stall. Das gilt nicht für die Bisons. Die bis zu 1000 kg schweren Tiere lagern reglos am Boden. Von weitem sehen sie aus wie braune Erdhaufen. Als Stiller das Gehege der Urwildpferde ansteuert, heben diese kurz den Kopf. Die sind es gewohnt, dass ich komme", " erklärt er. Um sechs Uhr machen sich die Arbeiter auf den Weg zur Baustelle der Delphinlagune. In den einsetzenden Baustellenlärm mischt sich der Gesang der Vögel. Eine Viertelstunde später ist zwar noch nicht Frühstückszeit bei den Affen. Doch es brennt Licht, in einem Hinterzimmer des A enhauses sitzt Dagmar Fröhlich auf dem Fußboden. Die stellvertretende Revierleiterin hat eigentlich erst um 7.30 Uhr Dienstbeginn, so wie alle anderen Tierp eger auch. Aber sie fü ert ein Kängurubaby. Guugu wurde von seiner Mu er verlassen, braucht nun fünf Mal am Tag die Flasche. Das Kleine steckt in einem Sto beutel, nur das Mäulchen ist zu sehen. Erst als die Milch bis zum letzten Tropfen herausgesaugt ist, kommt das ganze Tier zum Vorschein. Beim Fund war das Känguru gerade einmal 500 Gramm schwer, nach neun Monaten bringt es inzwischen 3,8 Kilo auf die Waage. Von der Aktion bekommen die A en wenig mit. Die wa" chen erst auf, wenn sie den Schlüssel im Schloss hören", erzählt Dagmar Fröhlich. Die Tiere ruhen, bis der P eger kommt. Außerdem schlafen die wenigsten Tiere acht bis zehn Stunden am Stück tief und fest. Den Gira en genügt beispielsweise ein fünf- bis zehnminütiger Tiefschlaf. Sonst dösen die nur." Weil die Goril" las erst in einer Stunde ihren Kräutertee serviert bekommen, geht Dagmar Fröhlich erst einmal weiter. Die Motorsägen sind längst erwacht und kreischen von der Baustelle herüber. Jeden Morgen ein neues Spielzeug Es ist kurz vor 7 Uhr. Im Delphinarium brennt schon Licht, die Bewohner spielen. Alle haben die gleichen roten Bälle. Tierp eger Armin Fritz erzählt, dass die sechs Großen Tümmler jeden Morgen anstelle des Spielzeugs vom Vortag etwas Neues bekommen. Man ahnt den Grund: Del ne haben auch keine Tiefschlafphase. Am Aquapark taucht ein Koloss von Kalifornischem Seelöwen immer wieder durchs Wasser, der Nachwuchs neckt sich, und die Pinguine stoßen trompetenartige Laute aus. Über dem Gehege kreist ein Graureiher. Jetzt entfaltet die Morgenstimmung ihre ganze Wirkung. Man würde am liebsten verweilen. Aber es geht weiter ins A enhaus, wo nun die erste Mahlzeit des Tages eingenommen wird. Fritz und seine Gorilladamen fressen genüsslich ihre Morgenration Obst und Gemüse. Dazu gibt es Tee aus der Flasche. Jetzt kommt auch der Betriebshof auf Touren. Zooinspektor Max Reinhard ist von Haus aus Frühaufsteher ­ wegen seiner zwei Hunde. Im Sommer springt er bereits um 4.15 Uhr aus den Federn. Ab 6.30 Uhr sitzt er im Büro. Welches Tier ist krank? Welches hat Nachwuchs bekommen? Das und mehr muss der Zooinspektor wissen, wenn er den Dienstplan für die 62 Tierp eger aufstellt. Er sei eigentlich Mädchen für alles", charakte" risiert sich Reinhard. Das tri auch auf Fu ermeister Alois Ehrnsperger zu. Der 62-Jährige fährt morgens vom Gut Mi elbüg zum Schmausenbuck. Das alte Gehö in Schwaig ist die Vorratskammer des Tiergartens. Ehrnsperger kümmert sich dort um 190 Hektar über das Stadtgebiet verteilten Waldes und 88 Hektar Felder. Sie liefern den größten Teil der Grundversorgung für die Tiere. Daneben müssen der Fu ermeister und seine fünf Mitarbeiter täglich rund 100 Kilo Fleisch und knapp ebenso viel Fisch ausliefern. Beim Grünzeug sind es drei Tonnen pro " Tag", ergänzt Ehrnsperger. Um 6.30 Uhr beginnt die Tour. 21 Abladestationen fährt der mit Gras, Mais und der Fu erp anze Topinambur gefüllte Transporter an. Kurz nach acht ist die Arbeit gescha . Dann geht es zurück zum Gut, berichtet der Fu ermeister und beugt sich über die anstehende Bestellung, denn der Nachschub muss rollen. Der Morgen", stellt " Tiergarten-Veterinärin Katrin Baumgartner fest, ist unsere Rushhour. Morgens " passiert immer alles." Vor 7.30 Uhr kommen die Tierärzte nur in Ausnahmefällen. Wenn eine Gira e eine Narkose benötigt, zum Beispiel. Eingri e werden in " der Früh vorgenommen, weil wir dann den ganzen Tag Zeit haben, die Tiere zu beobachten. Blutproben für Routinekontrollen nden ebenfalls zeitig sta . Dann sind die Tiere noch nüchtern", berichtet sie von ihrem Alltag. Hinzu kommen die Notfälle. Aber dann muss sie weg. Ein Andenkondor hat eine Bissverletzung. Kurz vor acht Uhr. Fu ertransporter rollen vorbei, gefolgt von einem Elektroauto mit dem Tiergartendirektor am Steuer. Im Gehege der Gira en werden mit einer Winde Heu und Zweige in luftige Höhe befördert. Mundgerechtes Frühstück für Lilli und Co. Jetzt noch ein letzter Abstecher zum Stelzvogelweiher. Weißstörche, Graureiher, Kronenkraniche, Pelikane und Enten tummeln sich auf der Wiese. Es ist Frühfü erung. Alle Vogelstimmen scheinen gleichzeitig zu erklingen. Der Tiergarten erwacht mit einer überwältigenden Klangkulisse. w Text: Fotos: Ute Fürböter Gerd Grimm W W W.NOR DBAY ER N.DE/TIERGA RTEN HTTP://BLOG.NOR DBAY ER N.DE/PIR SCH HTTP://BLOG.NZ ONLINE.DE/TIERGA RTEN/ Eingebe et in aktuelle Meldungen und Service-Informationen rund um den Tiergarten Nürnberg be ndet sich die Online-Version der Tiergartenzeitung zum Blä ern und Schmökern. Fotos von dem begeisterten Tierfotografen Erich Heimann nden sich Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein Tier Schlagzeilen verurim Blog Auf der Pirsch". Der Reporter ist fast jeden Tag auf dem Ge- sacht. Ute Wolf bloggt fachkundig, humorvoll und aktuell in Ach" " lände am Nürnberger Schmausenbuck unterwegs. tung, Wolf!" über die großen und kleinen Ereignisse in der Tierwelt. SEITE 10 TIERGARTENZEITUNG NO. 1 OKTOBER 2010 Eine ganz besondere Nachbarscha Die Bewohner der Stadtteile Zerzabelshof und Mögeldorf bekommen das Leben im Tiergarten hautnah mit Ein Jogger sah sich im Lorenzer Reichswald plötzlich einem ausgebüxten Känguru gegenüber Die Stadtteile Zerzabelshof (vorne) und Mögeldorf rahmen den Tiergarten ein. Der Aquapark aus der Vogelperspektive: vorne der Seehundfelsen, hinten das Eisbärengehege. uf dem Stadtplan sehen sie aus wie zwei Nabelschnüre, die den Tiergarten versorgen ­ die Schmausenbuck- und die Bingstraße. Sie sind die regulären Verkehrswege zum Zoo, aber auch die Verbindungen Sie lieben "ihren" Tiergarten: Familie Müller aus Zabo. zu den zwei Nachbarstad eilen Mögeldorf und Zerzabelshof. So weit die abstrakte Ansicht von oben. Sinnfällig wird der Ein uss des Zoos in den Ortsteilen selbst bei Namen wie Tiergarten-Apo" theke" oder Wohnsti am Tiergarten". " Dass aber nicht so ohne Weiteres mit der berühmten Einrichtung geworben werden darf, zeigt die Namensgebung eines Wohnbauprojekts in Mögeldorf, der Wohnanlage am iergarten" an " der Sep-Ruf-Straße. Das h" nach dem " T" sollte die Namensgeber vor mög" lichen rechtlichen Schri en schützen. Doch hinterlässt der Zoo auch nachhaltige Spuren bei den Menschen, die dort wohnen. Helmut Schröder etwa lebt von Kindesbeinen an in Zabo. Für den Mitinhaber des hiesigen Mode- und Be enhauses Strunz" sind " die nahen Gehege ein Stück Heimat. Ich " bin mit dem Brüllen der Löwen aufgewachsen", sagt der 51-Jährige. Das hat ihn bis zum heutigen Tag nicht verlassen. Die Raubkatzen lärmen, sobald sie abends ihr Fu er erhalten. Ich kann die Uhr da" nach stellen." Verlassen kann sich Schröder auch auf die am Tiergarten besonders dichten Schwärme an Zugvögeln. Den Sommer über leben viele von ihnen im Zoo. Im Herbst sammeln sie sich, steigen auf und machen sich auf den Weg gen Süden. Die kündigen " uns jedes Jahr die kältere Jahreszeit an." Schröder selbst spaziert heute noch etwa vier Mal im Jahr durch den Tierpark ­ zum Beispiel, wenn Verwandte aus Oberbayern zu Besuch kommen. So sicher wie das tägliche Zähneputzen steht dann ein Gang in den Zoo auf dem Programm. Meine Nichten und " Ne en freuen sich schon immer tierisch darauf ", scherzt er. Doch zu welchem Stad eil gehört denn nun der Tiergarten, zu Zabo oder zu Mögeldorf? Für Schröder ist klar: Er gehört zu Zabo. Ein Blick auf den Stadtplan bestätigt das. Daran ist nicht zu rü eln. Auch Elfriede Schaller muss das zugeben. Das Vorstandsmitglied im Bürger- und Geschichtsverein Mögeldorf hat sich mit diesem ema befasst. Dennoch, bei einer nicht repräsentativen Befragung von 20 TiergartenBesuchern waren laut Schaller elf der Meinung, der Zoo gehöre zu Mögeldorf und nicht zu Zabo. Sie erklärt sich das so: Die " meisten Besucher fahren mit dem Auto oder der Straßenbahn von Mögeldorf die Schmausenbuckstraße entlang zum Tiergarten." Herausgefunden hat sie zudem, dass der im Mai 1939 in Zabo erö nete Tiergarten (zuvor war er am Dutzendteich angesiedelt) auf altem Mögeldorfer Terrain liegt. Denn der Schmausenbuck gehörte im 19. Jahrhundert zeitweise der einst eigenständigen Gemeinde. Das änderte sich erst mit der Eingemeindung Mögeldorfs nach Nürn- berg anno 1899. Dennoch: Durch seine räumliche Nähe erinnert der Tiergarten regelmäßig auch die Mögeldorfer wie Elfriede Schaller an seine Existenz. Sie lebt hier seit 35 Jahren, knapp einen Kilometer von den Gehegen entfernt. Blies der Wind aus Osten, waren stets die Seelöwen zu hören. Ich ha e den " Eindruck, die Tiere stehen bei uns im Garten", sagt sie. Eine Begegnung der besonderen Art ha e vor Jahren ihr Mann, Fritz Schaller: Als er in der Nähe des Geheges im Wald joggte, querte ein Känguru seine Strecke. Das australische Beuteltier ößte ihm Respekt ein, Schaller kehrte lieber um und alarmierte das Personal am Eingang des Tiergartens. Da sagte man ihm: Das Känguru bricht " immer wieder mal aus. Wir kümmern uns darum." t Text: Alexander Brock Lu bilder: Bischof & Broel Glückliches Pinselohrschwein Für viele Tierarten kann man eine Patenschaft übernehmen Der Jahresbeitrag bewegt sich zwischen 50 und 7 500 Euro s begann mit einer verunglückten Mandarinente. Die stürzte an einem Frühlingstag im Jahr 1993 unsan in den Gartenteich des Ehepaars Beck. Allerdings blieb dem drei- oder vierwöchigen Küken durch diesen Unfall ein schlimmeres Schicksal erspart ­ ein Raubvogel ha e die Ente nämlich erbeutet. Doch der unachtsame Jäger verlor sein Opfer in der Werderau, wo die Becks ihren Schrebergarten haben. Wir sind aus allen Wolken gefallen, als " plötzlich die Ente im Teich saß", erinnert sich Karl-Heinz Beck. Der heute 62-Jährige und seine Frau Christa (68) wurden in den folgenden Monaten zu Adoptiveltern des Wasservogels, der bald auf den Namen Willi" " hörte. Bei der Gartenarbeit ist er immer " hinter meiner Frau hergelaufen und hat die Schnecken und Würmer aufgesammelt", sagt Karl-Heinz Beck. Allerdings " hat er meine Seerosen ruiniert", erzählt Christa, die für Willi eine provisorische Behausung baute ­ die Becks brachten ihren Schützling in einem umfunktionierten Blumenkübel unter. Doch dann nahte der Winter, und sie wussten nicht, wie es mit ihrem Zögling weitergehen sollte. Wir konnten " ihn ja nicht daheim in der Badewanne halten", sagt Karl-Heinz Beck. Also vermi elten sie ihre Ente an den Tiergarten ­ und wurden Paten, um weiter mit ihrem Schützling verbunden zu bleiben. Tierpaten können ihrer Lieblingstierart etwas Gutes tun und zugleich die Weiterentwicklung der Anlage am Schmausenbuck unterstützen. Derzeit gibt es laut Monika Prell, beim Tiergarten für die Paten zuständig, rund 500 solcher Unterstützer. Das Geld ießt zum Beispiel in die Aussta ung der Gehege, in Fu ermittel oder in die medizinische Versorgung. Im Eingangsbereich des Tiergartens steht eine Tafel, auf der alle Paten genannt sind, sofern sie das wünschen. Wer mehr als 500 Euro spendet, bekommt eine Jahreskarte für den Tiergarten oder alternativ zehn Freikarten inklusive Delphinariumsbesuch. Zudem dankt der Tiergarten allen Paten einmal im Jahr mit einer zweistündigen Führung durch die Anlage; und sie erhalten eine Urkunde. Die der Becks ist auf Willibald ausgestellt (auch wenn die Fachleute im Tiergarten merkten, dass Willi eigentlich ein Weibchen war). Doch das war eine Ausnahme, denn in der Regel bezieht sich die Patenscha nicht auf einzelne Tiere, sondern auf Tierarten. Die Preise sind gesta elt und beginnen bei einem Jahresbeitrag von 30 Euro für Kinder, die damit zum Beispiel etwas für Rotwangen-Schmuckschildkröten tun können. Bei Erwachsenen beträgt der Mindestbetrag 50 Euro ­ so viel kos- tet die Patenscha etwa für Chamäleons oder Graureiher. Spitzenreiter sind Del ne, Eisbären und Panzernashörner ­ dafür müssen Paten jeweils 7500 Euro hinblä ern. Allerdings gibt es auch exible Modelle. Wir sind Paten für ein " Viertel Pinselohrschwein", erzählt Karin Dietz (42). Ein ganzes Pinselohrschwein wäre Familie Dietz zu teuer gewesen, die Patenscha hä e 1000 Euro gekostet. 250 Euro aber ist in Ordnung ­ so teilt sich die Familie den Betrag mit anderen Tierfreunden und kann trotzdem ihre Lieblingsart unterstützen. Eigentlich hä en Karin und Peter sowie ihre Kinder Lisa und Stefan gerne die Hängebauchschweine gefördert, aber diese Art hält der Tiergarten nicht. Seit 2008 hat die Familie die Patenscha . Sie sind gerne Paten, denn sie halten die Arbeit, die am Schmausenbuck geleistet wird, für absolut unterstützenswert". " Genauso denkt Marion Rudro . Als ihre Tochter ihre Patenscha für die Mongolischen Rennmäuse beendete, entschied sich die 43-Jährige, die Familientradition fortzusetzen und nun selbst Patin zu werden. Ich hab' die Prä" riehunde gewählt, weil ich die putzig nde." Auch Tamara Gutmann bezahlt für die Präriehunde, und die 15-Jährige konnte ihre Leidenscha für Tiere auch gleich in schulischen Erfolg ummünzen. Familie Dietz (oben) umsorgt ein Pinselohrschwein, Christa und Karl-Heinz Beck (unten) kümmern sich um Ente Willibald. Sie hat am Sigmund-Schuckert-Gymnasium ein Referat über diese Tierart gehalten. Weniger Glück ha e ihre Schwester Tabea (11) mit ihrem Faible für die Pfauen. Wegen der Vogelgrippe, erzählt Mu er Susanne Gutmann (43), hat der Tiergarten die Pfauen abgegeben. Tabea stieg deshalb auf Murmeltiere um. Murmeltiere und Präriehunde kosten jährlich 50 Euro ­ je 20 Euro zah- len die beiden Schwestern selbst, den Rest übernehmen die Eltern. Text: Fotos: Marco Puschner Fengler (2), Niklas (2) Wer Tierpate werden will, kann sich unter Telefon 09 11/ 5 45 48 38 melden oder unter monika.prell@stadt.nuernberg.de OKTOBER 2010 TIERGARTENZEITUNG NO. 1 SEITE 11 Ein Zuhause für Wölfe und Adler Der Wildpark Bad Mergentheim in Baden-Württemberg hat sich auf heimische Tierarten spezialisiert Regelmäßige Rundgänge mit Erklärungen zu den Lebensgewohnheiten werden gerne von Familien genutzt llein in Deutschland besuchen jährlich weit über 30 Millionen Menschen Zoos, Tier- oder Wildparks. Viele von ihnen haben nur in Zoos die Gelegenheit, Tiere zu erleben, zu sehen und zu riechen. Zoos verstehen sich als Bildungseinrichtungen. Zoopädagogen nutzen bei Führungen, Seminaren und mit informativen Gehegeschildern die Begeisterung der Besucher für die Zootiere, um Wissen über die schützenswerte Vielfalt der Tierwelt zu vermi eln. Darüber hinaus betreiben Zoos auch selbst Natur- und Artenschutz. Die Erhaltung der Artenvielfalt ist für Zoos nicht nur im aktuellen UN-Jahr der Biodiversität ein Prinzip der täglichen Arbeit und der Forschung. So manche Tierart wäre ohne Zoos bereits ausgestorben. Ob weltberühmter Zoo oder Wildpark, gemeinsam versuchen sie, den Menschen bekannte und weniger bekannte Tiere nahezubringen und sie Tiererlebnisse hautnah sind im Wildpark Bad Mergentheim auch bei gefährlichen Tieren möglich. für den Natur- und Artenschutz zu interessieren. Dafür haben sich die Zoos in nationalen und sogar internationalen Verbänden zusammengeschlossen. Doch Zoos sind so vielfältig wie ihre Bewohner und jeder Zoo setzt seine eigenen Schwerpunkte. Wie in einem Mosaik ergänzen sich die einzelnen Zoos zu einem Gesamtergebnis, das kein Zoo allein leisten kann. Deshalb lohnt es sich, viele verschiedene Zoos zu besuchen und deshalb widmet sich auch die Tiergartenzeitung in dieser Serie einem Zoo anderswo. Der 1973 gegründete Wildpark Bad Mergentheim beherbergt auf einer Fläche von 35 Hektar mehr als 70 verschiedene, überwiegend europäische Tierarten. In einer naturnah gestalteten Gebirgslandscha nden sich Steinböcke, Gämsen und Mu ons, Seen sind mit Fischo ern, Fischen, Sumpfschildkröten, Waschbären und Bibern bevölkert, Raubvögel leben in Flugvolieren und im Wald sind Wildkatzen, Luchse, Wildschweine und Hirsche zu entdecken. Im Sommer 2011 wird ein derzeit geplantes Gehege mit einem Elchpaar besetzt. Ein ganz besonderes Glanzlicht im Wildpark ist das größte Wolfsrudel Europas. Normalerweise verstecken sich die Tiere im Gehege, doch bei den beiden täglichen Fü erungen kommen bis zu 30 Wölfe über einen Hügel auf die Besucher zugeprescht. Sandra Hertweck, Ober-Tierp egemeisterin in Bad Mergentheim und seit mehr als 20 Jahren mit den Wölfen vertraut, steht mi en im balgenden Rudel und erläutert die Rangordnung der einzelnen Tiere. Beeindruckend ist das Wolfsgeheul nach der Fü erung. Es ertönt so punktgenau, dass sich schon so manchem Zuhörer der Verdacht aufgedrängt hat, das Geheul käme vom Band. Doch Tierp egerin Wibke Deimel weiß es besser. Seit sie vor drei Jahren aus dem Tiergarten Nürnberg nach Bad TIERGARTEN ANDERSWO Mergentheim kam, ist sie begeistert von der Arbeit des Wildparks. Die junge Zootierp egerin hat ihre Ausbildung von 2003 bis 2006 im Kölner Zoo absolviert und war ein Jahr im Tiergarten Nürnberg tätig, bevor sie im Herbst 2007 ins Taubertal zog. Im Wildpark Bad Mergentheim kümmert sie sich um viele heimische Tierarten. Besonders angetan haben es ihr die altdeutschen Hütehunde. Bei der vor- und nachmi äglichen Haustiervorführung demonstriert sie, wie die Hütehunde eine freilaufende Scha erde nach ihren Anweisungen als Schäferin lenken und zusammenhalten können. Gleich am Anfang der zweimal täglich sta ndenden geführten Fü erungsrunden zeigen auch Raubvögel wie Adler, Bussarde, Falken und Geier ihre Gelehrigkeit und segeln in weitem Bogen dicht über den Köpfen der Besucher hinweg. Ein Steppenadler und ein Wanderfalke erjagen ihre Beute im Flug. Am Wasser schnappt ein Weißkopfseeadler sein Opfer knapp vor dem Abtauchen und der Kormoran erweist sich als iegender Jäger unter Wasser. Etwas zurückgezogen im Wald erhascht eine Eule ­ fast zu schnell für das menschliche Auge ­ ihre auf einer motorisierten Bahn platzierte Beute. Beeindruckt ein Gänsegeier bereits zu Beginn der Führung durch seine gewaltige Flügelspannweite, begegnen ihm die Besucher ein wenig später im Geiersteinbruch wieder. Das ist eine kaum wahrnehmbare, mit einem 4800 m2 großen Netz überspannte Flugvoliere. Während der Fü erung betreten die Besucher zusammen mit der P egerin die Voliere und erleben hautnah den mächtigen Flügelschlag der Schnee-, Gänse- und Sperbergeier. Bereits seit 1997 gehört ein Schneegeier zur Gruppe, den der Wildpark mit dem Tiergarten Nürnberg gegen einen Kondor eingetauscht hat. Komple iert wird die Artenfamilie in diesem Herbst mit einem Mönchsgeier. Erst im Frühjahr 2009 wurde mit der Voliere für den vom Aussterben bedrohten Waldrapp die bislang größte Voliere mit einer Netzüberspannung von 5000 m2 erö net. Bis vor 300 Jahren brütete der Waldrapp oder Schop bis (Geronticus eremita) in den Alpen auf Felsen und Burgen. Weil der Waldrapp jedoch für den Kochtopf gejagt wurde, ging der Bestand in Europa bereits vor mehr als zwei Jahrhunderten sehr stark zurück. Derzeit leben mehr Vertreter des Waldrapps in Zoos wie etwa im Wildpark Bad Mergentheim oder im Tiergarten Nürnberg als in freier Wildbahn. Greifvögel fliegen dicht über den Köpfen der Besucher hinweg. Europas größtes Wolfsrudel versteckt sich normalerweise im Gehege. Bei den täglichen Fütterungen kommen bis zu 30 Wölfe auf die Besucher zugeprescht. Im Wildpark gilt es Bekanntes als schützenswert zu erkennen. Wildschweine gehören genauso dazu wie Steinböcke, Waschbären, Luchse und Biber. Die frühere Nürnberger Pflegerin Wibke Deimel ist als Schäferin bei den Haustiervorführungen in ihrem Element. Text: Fotos: Nicola A. Mögel Roland Fengler (5), Nicola A. Mögel (1), Wildpark Bad Mergentheim (1) WISSENSWERTES Kinderfreundlich: Der Wildpark Bad Mergentheim ist für Kinder unbedingt zu empfehlen. Unsere drei Experten Pius (6), Jens (8) und Adrian (11) fanden die Spielplätze toll, aber nicht nur die: Pius suchte die Schildkröten zwischen den Teichrosenblättern. Jens stritt sich am Futterautomaten mit einer Damhirschkuh um Maiskörner. Adrian war besonders vom Flug des Adlers direkt über seinem Kopf beeindruckt. Der Wildpark Bad Mergentheim liegt an der B 290 etwa 1,5 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt auf der Anhöhe. Gebührenfreie Parkplätze sind vorhanden. Vom 1. Mai bis 31. Oktober fährt ein Bus aus dem Stadtzentrum zum Wildpark. Anreise: Ö nungszeiten: Anschri : Sommer (Mitte März bis Anfang November): täglich geöffnet von 9.00 ­ 18.00 Uhr Mit den Tierpflegern unterwegs: ab 9.45 und 13.30 Uhr (Dauer jeweils: ca. 2,5 Std., inkl. Haustiervorführung) Winter (Anfang November bis Mitte März), nur am Wochenende und an Feiertagen geöffnet, von 10.30 ­ 17.00 Uhr Mit den Tierpflegern unterwegs, ab 10.40 und 13.30 Uhr Wildpark Bad Mergentheim 97980 Bad Mergentheim Tel. 07931/41344 www.wildtierpark.de Eintri spreise: Erwachsene und Jugendliche (ab 15 Jahren): 8,50 Euro Kinder (3 bis 14 Jahre): 5,50 Euro SEITE 12 TIERGARTENZEITUNG NO. 1 OKTOBER 2010 Von A en und Menschen Der koreanische Künstler Changmin Lee hat unserer Gesellschaft erfolgreich in großen, farbigen Bildern den Spiegel vorgehalten nahe beieinander stehenden sowie durchweg kahlen und reizlosen Stämmen eines kleinen Wäldchens. Für Changmin Lee ist das Instinktive allerdings keineswegs nur schlecht. In seiner Bildwelt gibt es ebenso positive A ekte. Dazu gehören etwa der Beschützer-Instinkt oder eine quasi naturwüchsige Geselligkeit. Eines der neuesten Gemälde porträLeben in der Fremde tiert eine A enherde, die unter einem guten Stern inmi en einer wüsten, leeren Landscha auf einem Auf einem Bild von Changmin Lee üppig grünen Weihnachtswird zum Beispiel die Ra sucht verkör- baum einträchtig beieinanpert von einem Früchte hortenden Pavi- der sitzt. Das ist des Malers an. Der bereits schwer bepackte Samm- Vision einer friedfertigen, " ler" kann seine Beute nicht genießen, brüderlichen Gemeinweil er rundum ständig neue, vermeint- scha . Das Bild ist aber lich noch schönere Objekte seiner Be- auch eine Art Familien" gierde entdeckt. Ein anderes Gemälde porträt", das Changmin mit dem Titel Mein Baum" zeigt ein seiner Frau Eunhui und " A enrudel, deren Angehörige sich alle- seiner Anfang Juni geboresamt als Eigenheim-Besitzer fühlen. Ihre nen Tochter Sue gewidmet individuellen" Wohnstä en bestehen hat. Die Geburt seines ers" aus den mehr oder minder identischen, ten Kindes ist für Changmin Lee eine weitere Bestärkung seines Glaubens, Der Pavian mit Früchten in den Händen verkörpert die menschliche Raffsucht. dass sein Leben in der Fremde unter einem guten Stern steht. Schülern in einer angesehenen Galerie Freude ist." Diese handwerkliche SouVor sieben Jahren ist er gemeinsam mit in Amsterdam ausstellen. Außerdem er- veränität ist Frucht einer äußerst soliden Eunhui nach Deutschland gekommen. hielt er ein bayerisches Staatsstipendium Ausbildung, die schon in Korea begann. Unmi elbar vorher ha en sie in der al- für ausländische Studierende. Im Jahr Nach dem Abschluss seiner Schulzeit ten Heimat geheiratet. Zunächst absol- darauf waren Eunhui und Changmin Lee studierte Changmin die traditionsreivierten sie einen intensiven Deutsch- mit einer Präsentation ihrer Arbeiten im che Technik der gürlichen Keramik an Kurs an der Universität Erlangen, und Kunstverein Kirchzarten zu Gast. der Hong-Ik-Universität in der südkoreneun Monate später begannen sie beide Ebenfalls gemeinsam erhielten sie anischen Hauptstadt Seoul. Dabei entan der Nürnberger Kunstakademie zu 2007 den Sonderpreis unter den all- wickelte er ein ungewöhnlich sicheres studieren. Eunhui wurde Schülerin von jährlich vergebenen Kunstpreisen der Gefühl für Körperformen und -proporPeter Angermann, Changmin ging in die Nürnberger Nachrichten". Über das tionen, das sich während des Malerei" Mal-Klasse von Professor Ralph Fleck, preisgekrönte Tierbild von Changmin studiums in Nürnberg als sehr nützlich der den begabten Studenten von Anfang hieß es in der Laudatio: Das ema erwies. Der Nachwuchskünstler erarbei" In seinem kleinen Atelier auf dem ehemaligen Nürnberger AEG-Gelände hat an förderte. So konnte der junge Kore- ist handwerklich so überzeugend um- tete sich rasch einen eigenen Mal-Stil sich Lee als freischaffender Künstler niedergelassen. aner bereits 2006 mit anderen Fleck- gesetzt, dass es eine uneingeschränkte mit Anleihen bei der fernöstlichen Kalligra e und bei der Keramik. Mit dem Ende des SommersemesINFORMATION ZUM TIERGARTEN NÜRNBERG ters 2010 endete auch das Studium von Changmin Lee an der Kunsthochschule. Seit Juni ist er frei scha end". Der " 34-jährige Familienvater weiß genau, Ö nungszeiten: Eintri spreise (ohne/mit Delphinarium): Tiergartentag: dass dies nicht gerade eine der sichersten bis 01.11.2010: Erwachsene: 9,00 Euro/13,50 Euro Letzter Montag im Monat, Existenz-Grundlagen ist. In seinem kleitäglich von 9.00­18.00 Uhr Kinder (4­13 Jahre): 4,50 Euro/6,50 Euro ausgenommen sind Feiertage. nen Atelier auf dem ehemaligen NürnSchließung der Tierhäuser: 17.15 Uhr Erwachsene mit VGN-Ticket: Erwachsene 7,50 Euro berger AEG-Gelände schaut er dennoch 7,50 Euro/11,50 Euro Kinder von 4­13 Jahren: 3,30 Euro voller Optimismus in die Zukun . Gute " Familienkarte: 21,00 Euro/31,50 Euro ab 02.11.2010: Mächte haben mir in meinem Leben täglich von 9.00­17.00 Uhr Tiergarten Nürnberg schon so o geholfen", meint er. Darum Schließung der Tierhäuser: 16.15 Uhr Am Tiergarten 30, 90480 Nürnberg Dauerkarte (ohne/mit Delphinarium): erwarte er getrost, was kommen mag. Erwachsene: 60,00 Euro/80,00 Euro Kinder (4­13 Jahre): 27,00 Euro/35,00 Euro Infotelefon: (0911) 5454-6 www.tiergarten.nuernberg.de uch in der koreanischen Kultur haben Tiere seit Urzeiten eine zentrale Bedeutung. Changmin, 1976 im Kimje geboren, wuchs auf mit einer Sage, nach welcher der allererste König Koreas der Sohn einer himmlischen Bärin war. In der Kunst, in der Literatur und im volkstümlichen religiösen Brauchtum der Koreaner blieben solche mythologischen, symbolha en Tiergestalten bis heute allgegenwärtig. Das hat natürlich auch die Motiv-Wahl von Changmin Lee beein usst. Seine gemalten Tiere sind weit mehr als nur naturalistische Abbildungen. Die von ihm dargestellten Hunde, Schweine und ­ vor allem ­ A en spiegeln in ihren Körperhaltungen und in ihrem Tun allerlei menschliche (und allzu menschliche) Verhaltensweisen. Ich zeige das Animalische in Situati" onen, die ich mit bestimmten Verhältnissen in der humanen Gesellscha assoziiere, wobei selbstverständlich Witz und Ironie eine große Rolle spielen", erklärt der Künstler. Heiterkeit und Gelassenheit sollen seine Bilder ausstrahlen. Dennoch sind sie keine Idyllen, keine harmlos-dekorativen Idealisierungen der unschuldigen" Tiernatur. " Wenn Changmin seine Tiere malt, dann entstehen Symbole einer kreatürlichen Triebha igkeit, die in uns allen steckt, die wir aber (anders als alle unsere tierischen Verwandten) auch beherrschen können. Der Künstler, wie viele seiner Landsleute ein gläubiger Christ, ist auf eine sehr asiatisch-dezente Art ein Moralist, ein verbindlich lächelnder Warner vor ausschließlich instinktiven Verhaltensweisen wie Geiz, Gier, Selbstsucht und Eitelkeit. Text: Fotos: Bernd Zachow Michael Matejka HERZLICHEN DANK Wir möchten uns vielmals für die langjährige Zusammenarbeit und die finanzielle Unterstützung des Tiergartens Nürnberg bedanken: Als Tiergartenrestaurant haben wir täglich die Arbeit des Tiergartens vor Augen und wissen um den enormen Aufwand, den die artgerechte Unterbringung so verschiedener Tiere wie Kamele und Pinguine mit sich bringt. Wir unterstützen den Tiergarten Nürnberg sehr gerne mit vielen Maßnahmen. Die Stücke unseres Culinartheaters (www.culinartheater.de) beziehen immer wieder den Tiergarten und seine Bewohner mit ein. Die Direktbank Cortal Consors engagiert sich bereits seit 2006 für den Bau der Delphinlagune im Tiergarten Nürnberg. Überzeugt von der Idee einer " Delphinlagune und der Del ntherapie haben wir uns entschlossen, den Bau nanziell zu unterstützen." Die Del ne erhalten eine moderne Anlage und Nürnberg wird um eine A raktion reicher. Der Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. ist der Herausgeber der Tiergartenzeitung. Der Verein hat sich ein klares Ziel gesteckt: Der Tiergarten Nürnberg soll noch a raktiver und lebendiger werden. Deshalb unterstützt der Verein den Tiergarten zum Beispiel beim Bau oder bei der Umgestaltung von Gehegen. Mehr als vier Millionen Euro haben die Tiergartenfreunde dem Tiergarten seit ihrer Gründung 1958 zukommen lassen. Werden auch Sie Mitglied der Tiergartenfreunde. Informationen erhalten Sie unter www.tgfn.de Dem Tiergarten Nürnberg fühlen wir uns seit vielen Jahren verbunden. Wir sind von den hohen Ansprüchen des Tiergartens an die moderne Tierhaltung überzeugt. Als kreativer Partner für e ziente Medienproduktionen unterstützen wir die Arbeit des Tiergartens besonders in gra schen Bereichen. Seit über 15 Jahren stehen wir der Direktion bei Neuau agen des Tiergartenführers wie auch bei der Realisierung der Außenpläne im Tiergarten zur Seite. Infos unter www.studio-winter.de JAKO-O, der Versandhandel für Kinder" sachen mit Köpfchen" aus Oberfranken ist seit 2002 Kinderzoo-Pate des Nürnberger Tiergartens, denn Zoos sind für Kinder eine wunderbare Art dazuzulernen und Neuem zu begegnen! Im JAKO-O Kinderzoo erfahren sie Wissenswertes über heimische Tiere, können sie hautnah erleben, fü ern und streicheln. Zudem stellt JAKO-O zum bequemen Erkunden des Tiergartens Bollerwägen zur Verfügung. In den Pausen bieten zahlreiche Spielanlagen im JAKO-O Kinderzoo eine ideale Austob-Möglichkeit. Neu seit 2010 ist auch das JAKO-O Kinder-Erlebniscamp. Mehr Infos unter www.jako-o.de/kinderzoo OKTOBER 2010 WAS M ACHT EIGENTLICH FLOCK E? SEITE 5 AUSGABE 1 Herausgegeben vom Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg und dem Tiergarten Nürnberg Nur 30 Millimeter Glas als Schutz A HNEN FOR SCHU NG Bei den Seekühen im Tropenhaus fahnden Wissenscha ler nach Haarwurzeln für die DNA-Analyse, um Inzucht zu vermeiden. SEITE 6/7 DAS GROSSE FR ESSEN Das ema erregt die Gemüter, doch um einer Überbelegung vorzubeugen, verfü ert der Tiergarten Nürnberg Zootiere aus eigenem Bestand. SEITE 8 PINSELOHR SCH W EIN BLEIBT NICHT A LLEIN Es werden immer wieder Bürger als Paten für Tiere gesucht. Mit diesem Gebiss möchte man keinesfalls Bekanntschaft machen: Doch keine Angst, Tiger und Besucher sind durch eine 30 Millimeter starke Glasscheibe getrennt. Das reicht vollkommen aus, meinen Experten. Sie haben Experimente zur Materialstärke im Labor durchgeführt. (Fortsetzung auf Seite 2) Foto: Michael Matejka SEITE 10 Für Tiergartendirektor Dag Encke zählen Artenschutz, Bildung und Forschung zu den Hauptaufgaben der Einrichtung im Südosten Nürnbergs Zoos sind mehr als Freizeitparks Deutschlands schönster Landschaftszoo teresse durch unseren einzigartigen Landscha szoo, den Tiergarten Nürnberg, wecken wollen. Der Tiergarten, den Sie zur Erholung, aus Interesse und Sympathie besuchen, ist die gestaltete Ober äche unserer Arbeit. Die Qualität der Tierhaltung und die Schönheit der Landscha sollen Sie von unserem Können überzeugen. Wir wünschen Ihnen einen erholsamen, unterhaltsamen und informativen Lesespaß beim Rundgang durch die Tiergartenzeitung und Ihren Tiergarten Nürnberg, den Sie so wahrscheinlich noch nicht gesehen haben. Ihr Liebe Leserinnen und liebe Leser, Nürnberg hat seit 1912 einen Tiergarten. In diesen fast hundert Jahren haben viele Millionen Menschen den Tiergarten der Stadt Nürnberg besucht. Nach wie vor erfreut sich Jung und Alt an den Tieren und genießt die schöne, in Deutschland einzigartige, Landscha . Der Tiergarten fällt in mein Ressort und ich unterstütze ihn nach Krä en. Denn wo sonst sollen Menschen in der Stadt noch Tiere aus nächster Nähe und unmi elbar erleben? Im Tiergarten können die Besucherinnen und Besucher den gefährlichen Eisbären in die Augen schauen. Und nur wer schon einmal dicht neben einer Giraffe stand, der weiß um seine eigene bescheidene Körpergröße. Tiere gehören zu unserer Welt. Wenn wir sie nicht kennen, haben wir auch keinen Grund, an ihren Schutz zu denken. Eine bedeutende Aufgabe kommt dabei den Zoos allgemein zu: der Artenschutz. Der Tiergarten Nürnberg beteiligt sich bei Erhaltungszuchtprogrammen für bedrohte oder in der Natur ausgero ete Arten und unterstützt Projekte zur Wiederansiedelung. Mit der Tiergartenzeitung hat der Tiergarten Nürnberg einen weiteren Weg eingeschlagen, sich und seine Arbeit vorzustellen. Viel Freude beim Lesen wünscht Ihr iebe Leserinnen und Leser, Zoos sind ein ema. Sie werden von Millionen von Menschen in Deutschland besucht. Millionen von Menschen verfolgten die Doku-Soaps deutscher Zoos im Fernsehen. Millionen von Menschen interessieren sich für Zoos, weil sie Tiere mögen, weil sie Tieren helfen wollen, weil sie über Tiere mehr wissen wollen. Zoos werden in der Ö entlichkeit kritisch diskutiert, über Zoos wird täglich berichtet. Tiergärten werden mal als Bildungsstä en, mal als Freizeitstätten, mal als Forschungsstä en, mal als Tiergefängnisse, mal als Kulturstä en bezeichnet. Zoos sind ein ema. Trotz der breiten Ö entlichkeit, die Zoos genießen, können die Besucher auch im Tiergarten Nürnberg nur die Ober äche und nicht die Vielschichtigkeit der Einrichtung sehen. In der Tiergartenzeitung blicken wir unter die Ober äche und zeigen Ausschni e aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern des Tiergartens. Die Tiergartenzeitung ist ein Gemeinscha sprojekt des Tiergartens der Stadt Nürnberg, des Vereins der Tiergartenfreunde der Lokalzeitungen Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung und unseres Nachbarn, der Akademie der Bildenden Künste. Ein Team aus Nürnberger Journalisten und Studenten der Akademie hat mit uns gemeinsam die Tiergartenzeitung gescha en. Gemeinsam haben wir für diese erste Ausgabe emen ausgewählt. Die Studierenden der Akademie haben eine eigene Bildsprache erarbeitet und die Gra k mit der technischen Ausbildungsabteilung des Verlagshauses Nürnberger Presse umgesetzt. Die Freizeit spielt eine wichtige Rolle Die Arbeit eines Zoos spielt sich in weiten Teilen unsichtbar für den Besucher ab. Wir können Ihnen während Ihres Besuchs im Tiergarten nicht zeigen, welche Forschungsprojekte von wem in Nürnberg betreut und betrieben werden. So berichtet Ihnen die Tiergartenzeitung von der Forschung im Tiergarten am Beispiel der Seekühe. Mitarbeiter des Tiergartens wurden zu ausgewählten emen befragt. Mit ihnen wurde beispielsweise darüber diskutiert, warum manche Zootiere an andere Zootiere verfü ert werden und warum der Tiergarten keine Elefanten mehr hat. Die Tiergartenzeitung ist ein Rundgang durch emen und Arbeiten des Tiergartens, die für uns, die Mitarbeiter des Tiergartens, den Alltag bestimmen und die unser Engagement und die Sinnha igkeit unseres Tuns ausmachen. Davon erzählen Ihnen in dieser Ausgabe Dr. Manfred Kraus, der von 1970 bis 1991 den Tiergarten geleitet hat, und Dr. Katrin Baumgartner, die heute als Zootierärztin und Kuratorin im Tiergarten arbeitet. Wir stellen Ihnen eine vielseitige und anspruchsvolle Dienststelle der Stadt Nürnberg vor, die sich gleichzeitig und widerspruchslos als Freizeit- und Kulturstä e, als Forschungs- und Bildungseinrichtung versteht. Als Zoo sind wir dem Natur- und Artenschutz verp ichtet und wir halten Zoos für einen unersetzlichen Bestandteil urbaner Gesellscha en. Für diese ist der Niedergang der Biodiversität eine existenzielle Herausforderung. Dafür nehmen Zoos spezi sche Aufgaben wahr: Sie entwickeln Methoden für das Management von Wildtierpopulationen in menschlicher Obhut unter Wahrung der genetischen Diversität. Sie sammeln Wissen über spezi sche Wildtiererkrankungen und entwickeln Methoden zur Beherrschung dieser Krankheiten. Sie bereiten Wildtiere in menschlicher Obhut auf die Auswilderung vor. Sie vermi eln Teile dieses Wissens an Zoobesucher. Sie teilen das gewonnene Wissen mit ihren Partnern, den Naturschutzorganisationen, Behörden und Forschungsinstituten. Wir erfüllen damit gesellscha spolitische Aufgaben, für die wir Ihr In- Dag Encke Tiergartendirektor Möchte die Vielschichtigkeit seiner Tätigkeit zeigen: Direktor Dag Encke. Foto: Karlheinz Daut (NN-Archiv) Horst Förther Bürgermeister SEITE 2 TiergarTenzeiTung no. 1 OKTOBER 2010 D V D -T I p p : Trophäen einer erschöpften Welt Nicolas Hulot dokumentiert die Zerstörung unserer Natur Hinter Schloss und Riegel Bei der Sanierung des Raubtierhauses wurde auf die Sicherheit größten Wert gelegt: Dicke Glasscheiben, starke Eisenstäbe und mehrere Notruf-Telefone für die Pfleger as für 3,8 millionen Euro rundum erneuerte Raubtierhaus ist das Fort Knox vom Schmausenbuck: Auf Sicherheitstechnik hat man beim umbau größten Wert gelegt. Vor zehn Jahren knackte ein unbekannter das Schloss des Eisbärengeheges und gefährdete viele Besucher. Die vier ausgebrochenen Raubtiere mussten damals erschossen werden. Seither ist die Leitung des Tiergartens Nürnberg noch stärker für das Thema Sicherheit sensibilisiert. Überwachungskameras beobachten sowohl die Außenanlagen wie den Innenraum der Großkatzen. Schon am Eingang zum Raubtierhaus gibt es eine Neuerung: An der linken Seite ist ein Bildschirm in den Sandsteintunnel eingebaut. Auf dem monitor kann der pfleger einen Blick ins Haus hinein werfen, noch ehe er das schwere Eisengitter aufschließt. Er stellt bereits von außen fest, ob drinnen alles in Ordnung ist ­ und erlebt somit keine üble Überraschung. Große, drei Zentimeter dicke Glasscheiben ersetzen nun die massiven Gitterstäbe an den Käfigen. Jede Glaswand besteht aus drei zusammengeklebten Scheiben, so dass die Bruchgefahr noch einmal verringert wird. und dass 30 millimeter Stärke ausreichen, um Tiger und Löwen in Schach zu halten, hat der stellvertretende Tiergarten-Direktor Helmut mägdefrau von der Fachhochschule münchen berechnen lassen. Im Labortest wurden tote Rinder gegen eine Wand geschleudert, um jene Kräfte zu simulieren, mit denen eine Raubkatze gegen das Glas springen könnte. Die Testergebnisse wurden dann als Empfehlung für die Glasstärke genommen. Denn verbindliche DIN-Normen für den Bau von Löwenkäfigen gibt es nicht. Die Stahlrahmen, in denen die Scheiben sitzen, sind mit jeweils drei Schlössern gesichert. Wenn ein pfleger die Boxen reinigen will, muss er also erst einen Schlüssel-marathon absolvieren. Die gleiche Arbeit hat er hinter den Kulissen, wenn er am Laufgang der Tiere den Schieber betätigt. Die dreifache Absicherung ist heute Standard, jegliche Gefährdung soll ausgeschlossen werden. Enge Lochbleche in der Nähe der Schieber verhindern, dass die Tiger mit ihren pranken mal kurz heraustatzen. Telefone an verschiedenen Stellen des Wärterbereichs ermöglichen, rasch Hilfe anzufordern. und noch eine ­ übrigens sehr effektive ­ Sicherheitsmaßnahme sei erwähnt: Der Tiergarten ist äußerst interessiert an Wettervorhersagen. Immer wenn ein Sturm im Anmarsch ist, sperren die pfleger die Großkatzen in ihre Käfige, kein Löwe oder Tiger darf dann mehr in der Freianlage herumschleichen. Denn falls das unwetter Die Naturdokumentationen der BBC sind für ihre brillanten Bilder und außergewöhnlichen Aufnahmetechniken bekannt. Sie heißen unse" re Erde" oder unser blauer planet", " bieten grandiose, unberührte Natur und erzählen spannende Tiergeschichten. Nichts von alledem zeigt der neue Film des französischen umweltaktivisten Nicolas Hulot. unsere Welt" " ist eine Dokumentation über die Zerstörung der Natur des menschen: Ästhetisch, philosophisch, verstörend. Hulot zeigt Antennen statt Wälder, Kunstschnee statt weißer pracht, Atombombenexplosionen an Stelle von Vulkanausbrüchen, Autobahnen statt Flusslandschaften, bevölkert von einer milliarde Trophäen einer er" schöpften Welt". Der Film ist grandios vertont und überrascht mit Kommentaren, die wie in Stein gemeißelt sind: Für die Kin" der der Konsumgesellschaft ist Haben gleich Sein" oder Wer die Krise " der umwelt zu Lasten der Armen verhindern will, verschlimmert sie nur". Die soziale Schieflage unseres planeten wird als Hauptgrund für die globale umweltzerstörung dargestellt: 20 prozent der Weltbevölkerung verbrauchen 80 prozent der produzierten Energie. Ein Film, so ruhig und unheilvoll wie das Wasser des Nordatlantik: Auch viele passagiere der ersten Klasse gingen mit der Titanic unter. org einen Baum umreißt und dieser über den Wassergraben fällt, wäre den geschmeidigen Raubkatzen eine Brücke in die Freiheit gebaut. Natürlich spielt Sicherheit beim Raubtierhaus die zentrale Rolle. Doch auch die anderen technischen Bereiche sind jetzt auf den aktuellen Stand gebracht. Beispiel Heizung: Obwohl man nach dem umbau das doppelte Raumvolumen erwärmen muss, ist der Verbrauch geringer als vorher. Das liegt nur zum Teil an der modernen Anlage. Eine optimale Dachisolierung trägt ebenso zu geringeren Heizkosten bei wie ein besonderer Kniff: Das alte Raubtierhaus, das 1939 in den mächtigen Sandsteinfelsen hineingebaut worden war, hatte eine Außenwand ­ die natürlich bei Wind und frostigen Temperaturen viel Wärme abgegeben hat. Metallhandschuhe schützen die Finger Der Neubau schließt jetzt direkt an den Felsen an, sodass dieser Wärmeverlust vermieden wird ­ außerdem hat man zusätzlichen platz gewonnen. Beispielsweise für einen Kühlraum, in dem Futter gelagert werden kann. Im Fleischraum, der für das publikum nicht zu sehen ist, steht ein großer Hackklotz. Daneben hängen metallhandschuhe für die pfleger, denn Achtung: Die messer zur portionierung der mahlzeiten sind extrem scharf. Vom denkmalgeschützten, ursprünglichen Raubtierhaus ist weniger geblieben als zunächst geplant: Beim Abbruch stellten die Baufachleute fest, dass die in den plänen eingezeichneten, stabilen Bodenplatten gar nicht existieren. Die Folge: Auch das Technikgebäude nebst Keller und sämtliche Boxen-Trennwände mussten erneuert werden. Beim Dach gab es einen meinungswandel: Zunächst hatten Statiker den Erhalt als unproblematisch angesehen. Später empfahl ein Gutachten, die Konstruktion komplett zu ersetzen. Beim Abbruch erklärten mir die Spezi" alisten, dass das Dach doch noch 200 Jahre gehalten hätte", erinnert sich Helmut mägdefrau zähneknirschend. Wie auch immer: Für 3,8 millionen Euro ist ein attraktives, mit moderner Technik ausgestattetes Raubtierhaus entstanden. Die geniale Idee dazu stammt jedoch von 1939. Durch das Hineinbauen in den Sandsteinfelsen fügt sich das riesige Haus bescheiden in die natürliche umgebung des Reichswalds ein. Unsere Welt, DVD, 15 Euro Auch hinter den Kulissen des Raubtierhauses dominiert der Sicherheitsgedanke. Wenn ein Pfleger in den Käfig gelangen möchte, muss er eine dreifache Absicherung überwinden. Bild unten: Aus der Sicht der Raubtiere sind die Besucher gut zu erkennen, aber unerreichbar. ImpRESSum Tiergartenzeitung Jahrgang 1/Ausgabe 1, Oktober 2010 Herausgeber: Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e. V. Kontakt: Tiergarten Nürnberg Am Tiergarten 30 90480 Nürnberg Redaktion: Petra Nossek-Bock (verantwortl.), Dr. Nicola A. Mögel, Ute Wolf, Hartmut Voigt tiergartenzeitung@googlemail.com Gestaltung und Illustrationen: Anna Fößel, Beate Zollbrecht, Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, Klasse Prof. Girst, Prof. Felten, FB: Grafik-Design Produktion: Techn. Ausbildung Verlag Nürnberger Presse, Joschua Lößl Fachl. Beratung: Dr. Dag Encke, Dr. Helmut Mägdefrau Druck: Verlag Nürnberger Presse, Druckhaus Nürnberg GmbH & Co. Auflage ca. 246 000 Exemplare Mit freundlicher Unterstützung von: Text: Fotos: Hartmut Voigt Michael Matejka OKTOBER 2010 TIERGARTENZEITUNG NO. 1 SEITE 3 Die Morgenstimmung ist von friedvoller Stille geprägt. Langsam entwickelt sich in den Gehegen und Ställen Geschäftigkeit. Dagmar Fröhlich (rechts unten) gibt Kängurubaby Guugu seine erste Mahlzeit am Tag. Gorilla Lena hält Ausschau nach ihrem Pfleger. Ruhe vor dem Besucheransturm Lange bevor die Tore geöffnet werden, läuft der Arbeitsalltag hinter den Kulissen auf Hochtouren Die Gorillas warten sehnsüchtig auf ihren Kräutertee zum Frühstück ­ Känguru Guugu bekommt sein Fläschchen ngewöhnliche Stille liegt über dem 63 Hektar großen Areal am Schmausenbuck. Kein Laut dringt durch die Dunkelheit. Weder das Gebrüll der Löwen noch die Schreie der Paviane. Es ist fünf Uhr früh. Über dem Tiergarten liegt eine ungewohnte Stille. Um diese Uhrzeit startet Paul Stiller seine Kontrollfahrt durch das noch dunkle Gelände am Schmausenbuck. Der Gärtnermeister kennt das Gebiet wie seine Westentasche. Schließlich arbeitet er seit 27 Jahren im Tiergarten und würde sich auch blind darin zurecht nden. Besser ist es jedoch, wenn er sieht, was die Besucher am Vortag liegen gelassen haben. Müll beispielsweise. Um den Abfall zu entsorgen, werden nach Abschluss seiner Inspektion einige Mitarbeiter losgeschickt. Außerdem muss der Abtransport des Holzes von einigen kranken Bäumen organisiert werden. Das sollte geschehen, bevor die ersten Besucher das Tor passieren. Als Stiller den Stelzvogelweiher passiert, herrscht absolute Ruhe. Rosa Pelikane gleiten lautlos durchs Wasser, Chile-Flamingos stehen wie Statuen auf einem Bein. Nicht einmal die Streifengänse schna ern. Der P anzenexperte passiert einen einsamen Weg nach dem anderen. Langsam setzt die Dämmerung ein. Jahrhundertealte Eichen treten allmählich aus dem Scha en. Wo noch ZwieONLINE TIPPS licht herrscht, wirken die Gehege gespenstisch. Zumindest jene, die leer sind. Viele Tiere verbringen nämlich die Nacht im Stall. Das gilt nicht für die Bisons. Die bis zu 1000 kg schweren Tiere lagern reglos am Boden. Von weitem sehen sie aus wie braune Erdhaufen. Als Stiller das Gehege der Urwildpferde ansteuert, heben diese kurz den Kopf. Die sind es gewohnt, dass ich komme", " erklärt er. Um sechs Uhr machen sich die Arbeiter auf den Weg zur Baustelle der Delphinlagune. In den einsetzenden Baustellenlärm mischt sich der Gesang der Vögel. Eine Viertelstunde später ist zwar noch nicht Frühstückszeit bei den Affen. Doch es brennt Licht, in einem Hinterzimmer des A enhauses sitzt Dagmar Fröhlich auf dem Fußboden. Die stellvertretende Revierleiterin hat eigentlich erst um 7.30 Uhr Dienstbeginn, so wie alle anderen Tierp eger auch. Aber sie fü ert ein Kängurubaby. Guugu wurde von seiner Mu er verlassen, braucht nun fünf Mal am Tag die Flasche. Das Kleine steckt in einem Sto beutel, nur das Mäulchen ist zu sehen. Erst als die Milch bis zum letzten Tropfen herausgesaugt ist, kommt das ganze Tier zum Vorschein. Beim Fund war das Känguru gerade einmal 500 Gramm schwer, nach neun Monaten bringt es inzwischen 3,8 Kilo auf die Waage. Von der Aktion bekommen die A en wenig mit. Die wa" chen erst auf, wenn sie den Schlüssel im Schloss hören", erzählt Dagmar Fröhlich. Die Tiere ruhen, bis der P eger kommt. Außerdem schlafen die wenigsten Tiere acht bis zehn Stunden am Stück tief und fest. Den Gira en genügt beispielsweise ein fünf- bis zehnminütiger Tiefschlaf. Sonst dösen die nur." Weil die Goril" las erst in einer Stunde ihren Kräutertee serviert bekommen, geht Dagmar Fröhlich erst einmal weiter. Die Motorsägen sind längst erwacht und kreischen von der Baustelle herüber. Jeden Morgen ein neues Spielzeug Es ist kurz vor 7 Uhr. Im Delphinarium brennt schon Licht, die Bewohner spielen. Alle haben die gleichen roten Bälle. Tierp eger Armin Fritz erzählt, dass die sechs Großen Tümmler jeden Morgen anstelle des Spielzeugs vom Vortag etwas Neues bekommen. Man ahnt den Grund: Del ne haben auch keine Tiefschlafphase. Am Aquapark taucht ein Koloss von Kalifornischem Seelöwen immer wieder durchs Wasser, der Nachwuchs neckt sich, und die Pinguine stoßen trompetenartige Laute aus. Über dem Gehege kreist ein Graureiher. Jetzt entfaltet die Morgenstimmung ihre ganze Wirkung. Man würde am liebsten verweilen. Aber es geht weiter ins A enhaus, wo nun die erste Mahlzeit des Tages eingenommen wird. Fritz und seine Gorilladamen fressen genüsslich ihre Morgenration Obst und Gemüse. Dazu gibt es Tee aus der Flasche. Jetzt kommt auch der Betriebshof auf Touren. Zooinspektor Max Reinhard ist von Haus aus Frühaufsteher ­ wegen seiner zwei Hunde. Im Sommer springt er bereits um 4.15 Uhr aus den Federn. Ab 6.30 Uhr sitzt er im Büro. Welches Tier ist krank? Welches hat Nachwuchs bekommen? Das und mehr muss der Zooinspektor wissen, wenn er den Dienstplan für die 62 Tierp eger aufstellt. Er sei eigentlich Mädchen für alles", charakte" risiert sich Reinhard. Das tri auch auf Fu ermeister Alois Ehrnsperger zu. Der 62-Jährige fährt morgens vom Gut Mi elbüg zum Schmausenbuck. Das alte Gehö in Schwaig ist die Vorratskammer des Tiergartens. Ehrnsperger kümmert sich dort um 190 Hektar über das Stadtgebiet verteilten Waldes und 88 Hektar Felder. Sie liefern den größten Teil der Grundversorgung für die Tiere. Daneben müssen der Fu ermeister und seine fünf Mitarbeiter täglich rund 100 Kilo Fleisch und knapp ebenso viel Fisch ausliefern. Beim Grünzeug sind es drei Tonnen pro " Tag", ergänzt Ehrnsperger. Um 6.30 Uhr beginnt die Tour. 21 Abladestationen fährt der mit Gras, Mais und der Fu erp anze Topinambur gefüllte Transporter an. Kurz nach acht ist die Arbeit gescha . Dann geht es zurück zum Gut, berichtet der Fu ermeister und beugt sich über die anstehende Bestellung, denn der Nachschub muss rollen. Der Morgen", stellt " Tiergarten-Veterinärin Katrin Baumgartner fest, ist unsere Rushhour. Morgens " passiert immer alles." Vor 7.30 Uhr kommen die Tierärzte nur in Ausnahmefällen. Wenn eine Gira e eine Narkose benötigt, zum Beispiel. Eingri e werden in " der Früh vorgenommen, weil wir dann den ganzen Tag Zeit haben, die Tiere zu beobachten. Blutproben für Routinekontrollen nden ebenfalls zeitig sta . Dann sind die Tiere noch nüchtern", berichtet sie von ihrem Alltag. Hinzu kommen die Notfälle. Aber dann muss sie weg. Ein Andenkondor hat eine Bissverletzung. Kurz vor acht Uhr. Fu ertransporter rollen vorbei, gefolgt von einem Elektroauto mit dem Tiergartendirektor am Steuer. Im Gehege der Gira en werden mit einer Winde Heu und Zweige in luftige Höhe befördert. Mundgerechtes Frühstück für Lilli und Co. Jetzt noch ein letzter Abstecher zum Stelzvogelweiher. Weißstörche, Graureiher, Kronenkraniche, Pelikane und Enten tummeln sich auf der Wiese. Es ist Frühfü erung. Alle Vogelstimmen scheinen gleichzeitig zu erklingen. Der Tiergarten erwacht mit einer überwältigenden Klangkulisse. w Text: Fotos: Ute Fürböter Gerd Grimm W W W.NOR DBAY ER N.DE/TIERGA RTEN HTTP://BLOG.NOR DBAY ER N.DE/PIR SCH HTTP://BLOG.NZ ONLINE.DE/TIERGA RTEN/ Eingebe et in aktuelle Meldungen und Service-Informationen rund um den Tiergarten Nürnberg be ndet sich die Online-Version der Tiergartenzeitung zum Blä ern und Schmökern. Fotos von dem begeisterten Tierfotografen Erich Heimann nden sich Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein Tier Schlagzeilen verurim Blog Auf der Pirsch". Der Reporter ist fast jeden Tag auf dem Ge- sacht. Ute Wolf bloggt fachkundig, humorvoll und aktuell in Ach" " lände am Nürnberger Schmausenbuck unterwegs. tung, Wolf!" über die großen und kleinen Ereignisse in der Tierwelt. SEITE 4 TiergarTenzeiTung no. 1 OKTOBER 2010 Ein echtes Kraftpaket Wegen der extremen Gefährlichkeit der Harpyien dürfen Pfleger nur zu dritt das Gehege betreten ­ Mit ihren scharfen Krallen können sie schwere Verletzungen verursachen ie tragen eine dunkelgraue Federkrone, die sie bei Erregung aufstellen können, haben anthrazitfarbene Flügel, einen weißen Bauch und schwarz-weiß gestreifte Hosen". " Es besteht kein Zweifel: Die Harpyien sind besonders schön und eindrucksvoll. Dennoch stehen sie im Tiergarten ­ anders als Affen, Seelöwen und Eisbären ­ nicht gerade im Rampenlicht. Viele Besucher am Schmausenbuck wissen nicht einmal, was Harpyien sind. Dabei zählen sie zu den mächtigsten Greifvögeln der Erde. Wenn man ge" nau hinschaut, lassen schon ihre Schnäbel und Füße erahnen, welche Kraft sie haben", sagt Thorsten Krist, Revierleiter des Aquaparks, zu dem auch die Raubvogelanlage gehört, respektvoll. Die Weibchen können bis zu neun Kilo schwer werden, die Männchen bringen es nur" auf knapp sieben Kilo. " Die Harpyien-Küken werden von den Eltern über Monate hinweg aufgepäppelt. In den tropischen Regenwäldern Latein- und Mittelamerikas nisten sie in den Kronen alter Baumriesen und ernähren sich von wehrhaften Wirbeltieren wie Faultieren, Affen, Leguanen und Aras. Harpyien sind trotz ihrer Größe äußerst wendige Flieger, die im dichten Urwald gut manövrieren können. Sie lauern ihrer Beute in den hohen Wipfeln großer Bäume auf und töten sie mit den scharfen Krallen. Auch Fernando und Esmeralda, die beiden Nürnberger Harpyien, haben diesen ausgeprägten Jagdinstinkt nicht eingebüßt. Schon mehrfach ist es ihnen gelungen, an ihrer Voliere entlangstreunende Katzen oder junge Füchse durch den Drahtzaun zu erlegen und mit unglaublicher Kraft ins Gehege zu ziehen. Sie sind deshalb auch die einzigen Greifvögel am Schmausenbuck, deren Gehege mit einer zusätzlichen Absperrung und abwehrendem Stachelgebüsch umgeben ist. Viele Besucher " wollten die Tiere ohne den Draht fotografieren und versuchten, den Fotoapparat durchzuschieben. Das ist bei Harpyien aber viel zu gefährlich", warnt Krist. Sie sind sehr schnell, schlagen " mit ungeheurer Wucht und ohne jede Vorwarnung zu." Das enorm selbstbewusste, aggressive Verhalten, mit dem diese Greifvögel ihr Revier verteidigen, hat auch Konsequenzen für die Pfleger. Während die Gehege von Geiern, Seeadlern und Käuzen jede Woche gereinigt werden, steht bei Esmeralda und Fernando im Durchschnitt nur einmal im Monat Großputz an. Der 39-jährige Revierlei- ter erzählt: Wir müssen dafür zu dritt " sein, was der Dienstplan nicht allzu oft zulässt. Wir brauchen zwei Leute, die die angriffslustigen Tiere in Schach halten, und einen, der sauber macht." Auch der Gärtner, der hin und wieder das Gras in der Voliere mäht, kann die gute Stube nur mit zwei erfahrenen Body" guards" betreten. Nur noch wenige der Greifvögel in Europa Das Harpyien-Paar kam 1980 nach Nürnberg. Beide sind Wildfänge und hatten damals noch ihr Jugendgefieder. Sie wurden dem Tiergarten von einem Privatmann überlassen. Am Schmausenbuck haben sie sich als sehr zuverlässiges Zuchtpaar erwiesen. Elf Jungvögel sind in Nürnberg geschlüpft. Das ist in " Europa einzigartig", erläutert Krist stolz. Leider haben Fernando und Esmeralda seit einigen Jahren eine Brutpause eingelegt. Sie bauen zwar mit Begeisterung am Horst und balzen miteinander, aber Esmeralda legt keine Eier mehr. Die Harpyien sind eine " sehr exquisite Art und ein Highlight in unserer Greifvogel-Anlage. In Europa gibt es nur noch wenige Tiere. Wir arbeiten daher sehr kooperativ zum Beispiel mit dem Vogelpark Walsrode und dem Tierpark in Berlin zusammen, um sie in europäischen Tiergärten zu erhalten", erläutert der Nürnberger Zoodirektor Dag Encke. Die Einrichtungen tauschen dabei nicht nur Tiere aus, um neue Zuchtpaare zusammenzustelDer Greifvogel hat einen jungen Fuchs getötet, der ein bisschen zu nahe am Gehege der Harpyien vorbeigestreunt war. len, sondern vor allem auch Know-how in puncto Haltung und Vermehrung. Encke: Unser Ziel ist es, Begeiste" rung für diese eindrucksvollen Vögel zu schaffen." Deshalb diskutieren Tiergartenleitung und Pfleger auch, ob man die in einer relativ beengten Zuchtvoliere untergebrachten Harpyien irgendwann in einem größeren Gehege präsentieren soll. Dann könnten die mächtigen Greife viel besser zur Geltung kommen, wären aber noch schwerer zu kontrollieren. In freier Wildbahn ist ihre Zahl stark dezimiert. Die größte Gefahr für den Fortbestand stellt die Zerstörung ihres Lebensraums durch Brandrodung und Abholzung der tropischen Regenwälder dar ­ eine ökologische Katastrophe in jeder Hinsicht. Die Jagd auf die großen Greifvögel, deren Schopffedern begehrte Trophäen sind und als Status- symbol gelten, ist ein weiterer Faktor. Weil Harpyien außerdem ausgedehnte Reviere brauchen und sie durch die monatelange Aufzucht eines einzelnen Jungen nur alle zwei Jahre zum Brüten kommen, nimmt ihre Zahl kontinuierlich ab. Die Tiere werden auch erst sehr spät geschlechtsreif, sodass die Vermehrungsrate ohnehin recht gering ist. Experten schätzen, dass ein Harpyienpaar mindestens 100 Quadratkilometer intakten Tropenwaldes als Territorium braucht, um seine Ernährung ganzjährig sicherzustellen. So wird es dem einzigartigen Adler nur gelingen zu überleben, wenn in seinem Verbreitungsgebiet ein Netz großflächiger Waldschutzgebiete eingerichtet werden kann. m Text: Fotos: Alexandra Voigt Tiergarten Nürnberg Wenn sie kommt, gehen die Tiere in Deckung Veterinärin Katrin Baumgartner kennt die Angst von Nashorn, Gorilla & Co vor der Spritze und kann damit umgehen in Sibirischer Tiger war ihr erster Patient. Seitdem hat Katrin Baumgartner so ziemlich jede gefährliche Spezies dieses Planeten behandelt. Gebissen wurde sie aber nur ein einziges Mal ­ von einem Pinguin. Aber so ist das Leben einer Zoo-Tierärztin: Das Unerwartete kann immer passieren. Es sind ja alles Wildtiere bei uns", " begründet die 42-jährige Veterinärin mit dem dichten Wuschelkopf , warum sie ihren Patienten stets mit Respekt begegnet. Angst jage ihr aber kein Tier ein. Nicht einmal Spinnen oder Schlangen könnten ihr Gänsehaut verursachen. Umgekehrt funktioniert das aber schon. Katrin Baumgartner weiß, dass sie unter den Zoobewohnern bestenfalls mäßig beliebt ist. Bei einer Führung hat sie einmal die Gruppe verlassen müssen, weil die Affen bei ihrem Anblick davongelaufen sind. Bei anderer Gelegenheit wurde sie von den Primaten mit wilden Drohgebärden begrüßt. Die " Tiere wissen genau, wer ich bin und was ich vorhabe." Das macht die Arbeit nicht leichter. Katrin Baumgartner liebt ihren Job als Tierärztin. So stehe sie samt Blasrohr oder Betäubungsgewehr manchmal dumm da, weil sie von ihren Patienten ängstlich fixiert wird. Ich schieße ja nicht zwischen die " Augen", sagt sie dazu. Sie brauchte aber auch schon einmal drei Tage, um eine durch ein Geweih verletzte Wapiti-Kuh betäuben zu können. Denn diese versteckte sich bei ihrem Anblick immer hinter ihren Artgenossen. Als sie sich für ein Foto mit dem Betäubungsgewehr vor das Gehege dieser Tiere stellen sollte, war sie fest davon überzeugt, dass auf den Bildern nur Landschaft zu sehen wäre, weil die Wapitis flüchten würden. Die aber blieben in dieser Situation seelenruhig stehen. Sie wissen eben Bescheid... Die allseits gefürchtete Wohltäterin macht ihren Job mit Leidenschaft. Schließlich wusste Katrin Baumgartner nach ihren eigenen Worten schon mit sechs Jahren ganz sicher, dass sie Tierärztin werden würde. Dass ihre Familie daheim in Meran kein einziges Haustier hatte, bremste ihre Euphorie nicht. Das berufliche Ziel ist erreicht ­ dass es letztlich der Tiergarten wurde, hat viel mit Pickeln, Abszessen und Geschwüren zu tun. Katrin Baumgartner, die ihre Doktorarbeit über frei lebende Wölfe in Italien geschrieben hatte, absolvierte ein Praktikum in einer Kleintierpraxis. Dort hätte man sie übernommen, wenn sie sich auf Hautkrankheiten bei Hunden spezialisiert hätte. Diese Lebensaufgabe musste es dann doch nicht sein. Zumal die gebürtige Südtirolerin andere Herausforderungen kennengelernt hatte. Eben jenen Tiger, den sie im Jahr 1994 beim Praktikum im Münchner Tierpark Hellabrunn untersuchen durfte. Oder jenen Pinguin, der sie verschreckt in die Hand pickte, als sie nach einer Ölpest vor Südafrika dessen Gefieder säubern wollte. 1996 entschied sich Baumgartner für den hiesigen Tiergarten. Und hat es nach eigener Aussage nicht bereut. Gefährlich möchte die Zoo-Ärztin ihre Arbeit nicht nennen. Natürlich müsse sie immer umsichtig vorgehen, das deutlich größere Risiko hätten jedoch die Pfleger(innen), die viel unmittelbarer mit den Tieren arbeiteten. Katrin Baumgartners Augenmerk gilt da schon stärker der Frage, wie sie die Untersuchungen für ihre Patienten möglichst stressfrei gestalten kann. Wanzen helfen bei der Blutabnahme So sind zwecks Tierseuchen-Vorbeugung zahlreiche Blutuntersuchungen erforderlich. Eine besonders prekäre Spezies hierbei sind die Giraffen. Für sie ist die Narkose kreislaufbedingt risikoreich. Daher wurde für die Giraffen ein schonendes Verfahren gefunden: Mexikanische Wanzen erledigen das Abzapfen des Blutes. Sie leisten einen wertvollen Dienst, ernten aber keinen Dank. Das Ende der Untersuchung sieht laut Katrin Baumgartner nämlich so aus: Ich reiße ihnen den Kopf ab." " Das Töten gehört zum Alltag der Tierärztin. Etwa dann, wenn kranke oder alte Tiere eingeschläfert werden müssen. Baumgartner bedauert das immer, hat dabei aber kein schlechtes Gefühl. Ein solcher Schritt werde ausführlich mit mehreren Personen besprochen und erfolge erst, wenn keine Heilung mehr möglich sei. Wirklich traurig mache sie dieser Teil ihrer Arbeit nur selten. Aber es kommt vor: Katrin Baumgartner erzählt von einer kleinen Giraffe, die sich das linke Bein gebrochen hatte. Mit großem Aufwand war die Heilung gelungen. Doch das Tier knickte wieder um und brach sich das rechte Bein. Das war " das Ende. Leider", sagt die Ärztin. Trösten könnte sie sich damit, dass viele Zootiere wesentlich älter werden als in der freien Natur. Die Krankheitsbilder sind häufig solche, wie man sie vom alten Menschen kennt: schlechte Zähne oder Probleme mit den Nieren. Überrascht wird sie von ihren Patienten immer wieder. Denn das Verhalten ihr gegenüber ist keinesfalls nur eine Frage der Tierart, sondern auch des individuellen Charakters, meint die Veterinärin. So hat sie einen Nashornbullen, der sich bereitwillig immer wieder die Füße behandeln lässt. Wirklich schwierig für die Ärztin sind Tiere ohne erkennbare Mimik, wie etwa verletzte Greifvögel. Hier ist die richtige Diagnose nicht leicht zu finden. Geradezu als Musterpatienten erweisen sich Delfine. Klar, sagt Katrin Baumgartner, diese sind durch das medizinische Training bestens auf die Untersuchungen der Tierärztin vorbereitet. z Text: Foto: Klaus Schrage Michael Matejka OKTOBER 2010 TIERGARTENZEITUNG NO. 1 SEITE 5 Flocke-Fieber am Mi elmeer Nürnberger Medienstar begeistert die Besucher des "Marineland" an der Côte d'Azur Fans aus Franken statten ihrem Liebling in der neuen Heimat einen Besuch ab BÜCHER FÜR KINDER WÖLFE ­ Was ist ie wurde zur berühmtesten Bewohnerin des Tiergartens: Flocke. Fernsehsender aus aller Welt zeigten die Bilder des Eisbärenbabys, das von vier P egern hochgepäppelt wurde. Flocke hat sich inzwischen zu einer gesunden, krä igen Eisbärin entwickelt. Im April dieses Jahres ist sie mit ihrem Gefährten Rasputin nach Südfrankreich umgezogen. Ihr neues Zuhause ist der Meeresthemenpark Marineland" in " Antibes an der Côte d'Azur. Dort leben sie in direkter Nachbarscha mit Orcas, Del nen und Robben. Schon auf dem Weg zum Marineland" säumen große " Schilder mit Eisbärenfotos die Straße, um Werbung für die neue Sensation zu machen: Nouveauté 2010: Ours Po" laires". Eisbären am Mi elmeer ­ für die Besucher des Marineland" sind die " weißen Riesen eine echte A raktion. Dusche unter dem Wasserfall Flocke ist ganz in ihrem Element: Wie schon in Nürnberg produziert sie sich gern vor Zoobesuchern. Sie reagiert " vor allem auf Kinder und schwimmt gezielt auf sie zu", hat Manuel GarciaHartmann beobachtet. Der Tierarzt des Marineland" ist außerdem Fachbeauf" tragter für Eisbären in französischen Zoos. Flocke und Rasputin haben sich " schnell bei uns eingewöhnt", erzählt er. Ihr 2500 Quadratmeter großes Gehege haben die beiden Eisbären sofort in Beschlag genommen, als hä en sie nie woanders gelebt. Es gibt hier Felsen mit Plätzen zum Verstecken und Schlafen, wenn die beiden einmal Ruhe haben wollen. Unter einem Wasserfall nehmen sie zwischendurch zur Abwechslung eine Dusche. Und: Sie können in richtigem Meerwasser schwimmen. Das Wasser wird " aus 70 Metern Tiefe vom Mi elmeer in die Becken gepumpt. Dort hat es auch im Sommer eine konstante Temperatur zwischen 12 und 14 Grad", erklärt der Tierarzt. Automatisch wird jeden Tag ein Dri el der Wassermenge ausgetauscht, um die Temperatur so niedrig zu halten. Sollte es den Eisbären trotz- dem zu heiß werden, können sie sich in eine Eishöhle zurückziehen, die künstlich beschneit wird. Dort verstecken die P eger manchmal auch besondere Leckerbissen für Flocke und Rasputin: Heringe und Spro en zum Beispiel, die sie dann aus dem Schnee graben ­ so kommt keine Langeweile auf. In ihrem ersten Sommer an der Côte d'Azur ha en Flocke und Rasputin keine Probleme mit dem Klima. Der Tierarzt führt das auch auf das spezielle Mikroklima in der Bucht von Nizza zurück: Richtige Hitzewel" len sind hier die Ausnahme." Von Juni bis August hat eine Biologin Buch über das Verhalten und den Tagesablauf der Eisbären geführt. Die beiden waren morgens aktiv, haben gespielt und sind bis gegen Mi ag viel geschwommen. Am Nach" mi ag haben sie dann Siesta gehalten", erzählt Manuel Garcia-Hartmann, bevor " sie gegen Abend wieder munter wurden." Während der letzten Monate haben beide Bären deutlich an Größe und Körpermasse zugelegt. Dass sie langsam erwachsen werden, zeigt sich auch an ihrem Verhalten: Die beiden haben " nicht mehr so viel zusammen gemacht wie früher", sagt Garcia-Hartmann. Flo- Flocke fühlt sich in der neuen Eisbären-Anlage des "Marineland" sichtbar wohl. Das Wascke suchte immer ö er Ab- ser wird aus 70 Metern Tiefe vom Mittelmeer in die Anlage in Antibes gepumpt, ein Dritstand von Rasputin. Sprang tel der Wassermenge wird täglich ausgetauscht. er mit voller Wucht zu ihr ins Wasser, verließ sie das Becken. Wenn es Fu er gab und Raspu- Eisbären als Einzelgänger, nachdem ihre Manuel Garciatin fraß, entfernte sie sich. Und nachts Mu er sie verlassen hat ­ so ließe sich Hartmann, Tierschliefen sie nicht mehr wie früher im Flockes Verhalten plausibel erklären. arzt im "Marineselben Innenabteil des Geheges. Der Deshalb hat man im Marineland" Floland", betreut " Tierarzt vermutet, dass das mit dem Al- cke und Rasputin für einige Zeit vonFlocke und Raster der beiden zu tun hat. Im November einander getrennt. Das ist uns nicht putin in ihrer " und Dezember werden sie drei Jahre alt. leichtgefallen. Wir wollen sie nicht darneuen UmgeIn der freien Natur leben erwachsene an gewöhnen, dass sie permanent allein bung an der sind", sagt der Veterinär. Sie bleiben in Côte d'Azur. " Petra Fritz, Sichtkontakt, und wenn sie signalisieTierpflegerin ren, dass sie wieder mehr Kontakt wolaus Nürnberg len, lassen wir sie wieder zusammen." selbstverständlich, dass sie während ihund eine der Vielleicht, überlegt der Tierarzt wei- res Frankreich-Urlaubs einen Abstecher Ziehmütter ter, sollten die beiden auch nicht wie ins Marineland" macht. Wir tre en sie " von Flocke, Geschwister immer beisammen sein. an Flockes Gehege. He, alte Maus", be" besucht ihren Denn schließlich ho en alle, dass die grüßt sie ihren ehemaligen Zögling. Die Schützling in beiden gemeinsam eines Tages für Vernun sagt ihr natürlich, dass die geAntibes. Ihr Nachwuchs sorgen. Das wünschen sich meinsamen Monate mit Flocke vorbei ist der Abauch viele Nürnberger. Hier gibt es eine sind. Aber innerlich fühlt sie etwas anschied von der ganze Reihe von treuen Flocke-Fans, deres: Die Zeit mit Flocke, die geht für " Eisbärin bedie ihren Liebling schon in Antibes be- mich immer weiter." j sonders sucht haben. schwergefalAuch für Tierp egerin Petra Fritz, Text: Ute Wolf len. eine der Ziehmü er von Flocke, ist es Fotos: Patrick Gauthey was (Band 104) Wolfsforscher Erik Zimen verfasste einen 2010 wieder aufgelegten Band der Was-ist-Was-Reihe zu Wölfen für junge Leser ab 10 Jahren. Der bereits 2003 verstorbene Biologe arbeitete über die Evolution der Haustierwerdung am Beispiel von Wölfen und Hunden. Immer wieder lebte er unter Wölfen. Erst wenn wir den Wolf kennen, so Zimen in der Einleitung, werden wir auch anfangen, unsere Hunde besser zu verstehen. In dem mit vielen detailfreudigen Illustrationen versehenen Band veranschaulicht Zimen die schwierige Beziehung zwischen Mensch und Wolf. Autor: Erik Zimen Erschienen als Hardcover bei Tesslo Wissen, Tesslo Verlag Nürnberg, 2. Au age 2010 ISBN: 978-3-7886-0667-1 Preis: 9,95 Euro ­ Ein Pop-up-Buch zum Entdecken. Bei dem 2008 erschienenen Popup-Buch Tiere " im Meer" springen den Kindern im Erstleseralter Del ne entgegen, eine Krake streckt ihre langen Arme aus und ein Weißer Hai taucht aus den Fluten auf. Ruhiger geht es im Korallenri zu: Dort schwimmen bunte Kaiser sche aus dem Buch. Fast wie im Weltraum schweben leuchtende Quallen durchs Meer. Zu den lebensnahen Fotogra en im 3-D-E ekt kommen sachlich verfasste Texte und Steckbriefe zur jeweiligen Tierart. Autorin: Marie Greenwood Erschienen als gebundene Ausgabe im Dorling Kindersley Verlag, München, 2008 ISBN 978-3-8310-1157-5 Preis: 9,95 Euro Wunderwelt des Wissens Das Buch Wilde " Tiere" ist ein faszinierendes Sachbuch mit vielen Pop-up- und Spiele ekten. Geeignet für Kinder ab etwa acht Jahren, beschreibt es Überlebensstrategien von wilden Tieren. Erläutert wird, wie zum Beispiel ein geradezu aus dem Buch angreifender Adler seine Sinne, Eisbären ihre Tarnung, Raubkatzen und Bären diverse Jagdstrategien und Krokodile ihren mächtigen Kiefer einsetzen, um sich zu behaupten. Das aufwändig gemachte Buch vermi elt fast nebenbei eine Menge Wissenswertes. Autorin: Claire Bampton Erschienen als gebundene Ausgabe im Carlsen Verlag, Hamburg, 2008 ISBN 978-3-551-18518-1 Preis: 14,90 Euro W ILDE TIER E TIER E I M M EER GESCHENKE TIPPS TIERGA RTENK A LEN DER FAU NA Mit zwölf einzigartigen Motiven aus dem Tiergarten Nürnberg ist der Tiergartenkalender 2011 etwas ganz Besonderes. Der vierfarbige, professionell gestaltete Kalender ist exklusiv im Tiergarten erhältlich. Unter dem Mo o "Besondere Augenblicke im und am Wasser" zeigt er jeden Monat ein groß formatives Foto von so verschiedenen Tieren wie Eisbären, Krokodilen, Enten, Del nen, Fröschen oder wasserspritzenden Tigern. Zu jedem Motiv gibt es eine informative Tierbeschreibung mit einer geogra schen Karte zum Lebensraum der jeweiligen Tierart. Erhältlich: nur im Tiergarten Nürnberg Preis: 12 Euro (mit Schutzfolie) Bei dem Wissens- und Schätzspiel Fauna" spielen zwei bis sechs Tierkenner ab " etwa 12 Jahren auf einer aufwändig gestalteten Weltkarte, die verschiedene Lebensräume darstellt. Anhand von Tierkarten, die lediglich den Namen und die lateinische Bezeichnung des Tieres sowie die Anzahl der Gebiete, in denen die Tierart beheimatet ist, nennen, müssen die Spieler z. B. schätzen, in welchem Lebensraum das jeweilige Tier vorkommt. So erhalten kün ige Tierforscher spielerisch zoologisches Basiswissen. 2 bis 6 Spieler, ab 12 Jahren, Spieldauer: 45 bis 60 Minuten, Autor: Friedemann Friese, Huch & friends, Preis: ca. 19 Euro SEITE 8 TiergarTenzeiTung no. 1 OKTOBER 2010 Termine im Tiergarten Do., 04. 11. 2010, 19.30 uhr "Neues aus dem ältesten Zoo der Welt": Vortrag von Dr. Dagmar Schratter, Direktorin des Tiergartens Wien-Schönbrunn Überzählige Zootiere werden getötet und an Löwen und Tiger verfüttert Das große Fressen cke bestärkt Mägdefrau in dem offensiven Umgang. Bei fast allen Führungen durch den Tiergarten kommt dieser Aspekt zur Sprache. Häufig berichten die Besucher von eigenen Erlebnissen. Mal geht es um die Katze, die kleine Mäuse fängt, mal werden Eichhörnchen geächtet, weil sie Vogelnester ausrauben. Würden die Blaumeisen nicht auf die" se Weise dezimiert, würde die Population explodieren", sagt der Experte Mägdefrau. Schließlich setzt ein Blaumeisenpaar etwa 80 Junge in die Welt. Allerdings bleibt auf lange Sicht nur ein fortpflanzungsfähiges neues Paar übrig. Das sei eine enorme Ausfallrate, aber ohne diese gäbe es keine Evolution, erklärt der Tierkundler: Der spannende " Punkt ist die Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen." Natürlich sei es emotional einfacher, die Tiere vom Nachbarn zu essen und nicht das eigene Kaninchen, führt der Familienvater an. Seine Töchter wurden in dem Bewusstsein erzogen, dass jedes Tierleben wertvoll ist ­ aber auch sterblich. Egal, ob es sich um Zootiere, Wildtiere, Haustiere oder Tiere aus der Massenzüchtung handelt. Denn wer sich im Supermarkt ein Schnitzel in den Einkaufswagen packt, der denkt meist nicht lange darüber nach, dass es ein Stück von einem Tier ist, argumentiert der sonst so besonnene Mägdefrau nun auch emotional und schimpft über die Verlogenheit der Gesellschaft". " Als weiteres Beispiel dient ihm die Geburtenkontrolle. Mit dieser Methode hat der Nürnberger Tiergarten ebenfalls Erfahrungen, aber keine guten. Er musste drei Löwinnen einschläfern, weil sie infolge von empfängnisverhütender Hormongaben an Krebs erkrankten. Mägdefrau findet es daher besser, die Jungtiere zu töten, wenn sie nicht an einen anderen Zoo abgegeben werden können. Bei den aller" meisten Arten kann man viele Tiere an gute Halter weiterschicken", beruhigt er. Aber in anderen Tiergärten herrscht eben oft auch Enge in den Gehegen. Die Weitervermittlung klappt nicht immer. Die Zucht einzustellen, sei ebenfalls problematisch. Wenn doch Bedarf angemeldet werde, dann dauere es oft Jahre, bis sich wieder Nachwuchs einstellt. Das Gleichgewicht zu halten, ist eine sehr komplizierte Aufgabe. Auswildern ist keine Alternative", " geht der Zoologe auf einen anderen Aspekt ein. Dieser Prozess sei extrem langwierig und streng geregelt. Derzeit liefen Versuche, den somalischen Wildesel in seine angestammte Heimat zurückzuführen. Aber zunächst müsse die dortige Bevölkerung dafür sensibi- Mo., 06. 12. 2010 Der Nikolaus ist im Tiergarten und überreicht von 10 bis 16 Uhr allen Kindern (bis 13 Jahre) ein kleines Geschenk. Do., 09. 12. 2010, 19.30 uhr "Przewalski-Pferde im Naturschutzgebiet Tennenloher Forst": Vortrag von Diplom-Biologin Verena Fröhlich, Gebietsbetreuerin Tennenloher Forst und Exerzierplatz. Lebende Krippe" im Kinderzoo mit Schaf und Esel. Darsteller von Maria, Josef und den Hirten erzählen weihnachtliche Geschichten. Die Weihnachtsbude am Kinderzoo sorgt mit Glühwein, Kinderpunsch und Würstchen für das leibliche Wohl. Beginn am 28. 11. 2010, Von 11.30 bis 16 Uhr. Weitere Termine: An den Adventswochenenden, jeweils von 11.30 Uhr bis 16 Uhr Heiligabend, Fr., 24. 12. von 11 bis 15.30 Uhr rovokateure sehen eigentlich anders aus. Helmut Mägdefrau wirkt eher wie ein Mann, der Argumente abwägt. Doch in einem Punkt kann der stellvertretende Leiter des Nürnberger Tiergartens nur mit Mühe an sich halten: Wenn es um das Schlachten von Zootieren geht. Hier hat er eine eindeutige und unverrückbare Meinung. Es gibt keine Argumente dagegen, nur " Gefühle." Aber diese äußern sich oft sehr ausgeprägt. So wurde erst vor kurzem einem Fernsehteam des Westdeutschen Rundfunks die Drehgenehmigung mehrmals verweigert, weil im Sender jemand zum Thema Tötung von Zootieren in Nordrhein-Westfalen recherchierte. Dabei ging es bei der aktuellen Reportage lediglich um einen ServiceVergleich der Tierparks im Ruhrgebiet. Aber die Angst der Zoos vor diesem Thema scheint groß zu sein. Ein Grund dafür sind sicherlich die reißerischen Überschriften im Blätterwald, wie Schlachthof für Kuscheltiere" oder " Schinken vom Schmusebär". Helmut " Mägdefrau hat etliche gesammelt und in seinem Ordner abgeheftet. Der Umfang ist inzwischen beträchtlich. Do., 13. 01. 2011, 19.30 uhr "Von Maloja in die Bernina ­ Traumpfade durchs Engadin": Vortrag von Alexander Grünfeld, Gymnasiallehrer Nürnberg Der richtige Umgang mit Fleischgelüsten Allerdings beschäftigt sich der Biologe schon seit langem mit der Frage: Was ist der richtige Umgang mit den Fleischgelüsten der Tiergarten-Tiere? Im Anschluss an eine Fachtagung in Holland 1997 hatte Mägdefrau dem damaligen Nürnberger Tiergartendirektor Peter Mühling vorgeschlagen, das Verfüttern von Zootieren öffentlich zu machen. Eine Pressemitteilung im März 1998 war das Ergebnis dieser Überlegungen. Im gemäßigten Amtsdeutsch wurden die fränkischen Medienvertreter zum Beobachten der Tischsitten bei den Löwen" eingela" den. Der ungewöhnliche Pressetermin fand seinen Niederschlag in den Zeitungen. So landeten die Informationen über die Verfütterung von Büffeln, Antilopen, Ziegen oder Hirschen auf dem Frühstückstisch der Tiergarten-Besucher. Manchem schlugen sie jedoch auf den Magen. Bis heute erhitzten sich die Gemüter, wenn es um das Töten von Bewohnern der Tierparks geht. Die Frage, ob dies eine Aufgabe des Zoos ist, gehört zur Entscheidung über den Umgang damit: Verschweigen oder zeigen? Der amtierende Tiergartendirektor Dag En- Do., 10. 02. 2011, 19.30 uhr "Für eine Handvoll Zoos mehr nach Texas": Tiergärtnerische Reiseeindrücke aus Bush's Bundesstaat des Diplom-Biologen Konstantin Ruske, Zoologischer Garten Magdeburg. Faschingsdienstag, 08. 03. 2011 Zeigt her Eure Flossen! Alle unter dem Motto "Leben im Wasser" kostümierten Kinder (bis 13 Jahre) erhalten eine Überraschung. Am Betriebshof hängt ein großer Tiertorso. Er ist für die Verfütterung bestimmt. Meist handelt es sich dabei um Büffel, Antilopen, Ziegen oder Hirsche. So., 10. 04. 2011 Thementag: "Lebensraum Wasser" In jeder Abteilung (Revier) im Tiergarten gibt es Tiere, die am oder im Wasser leben. Tiergartenmitarbeiter berichten über die Besonderheiten dieser Tiere und ihre Arbeit mit Meeressäugetieren, Wasservögeln, Amphibien und Co. Alle Vorträge finden im Vortragssaal im Naturkundehaus des Tiergarten Nürnberg statt. Hinweis: Culinartheater in der Waldschänke Als der Gastronom Peter Noventa gemeinsam mit seiner Frau Helga die Waldschänke im Tiergarten Nürnberg übernommen hatte, schuf er das Culinartheater, eine gelungene Mixtur aus gutem Essen und kurzweiliger Unterhaltung. Seitdem amüsiert sich das Publikum über Stücke mit so launigen Namen wie "Spiel mir das Lied vom Topf" und verputzt dabei ein mehrgängiges Menü. Am Samstag, 30. Oktober, wartet ein Halloween Special auf die Gäste und die Silvester-Gala steht im Zeichen von Grenada. Infos unter www.theater-im-tiergarten.de oder Tel. 0911/ 5430120. Raubtiere wie Löwen brauchen, um gesund zu bleiben, regelmäßig frisches Fleisch mit Haut und Haaren. lisiert werden. Um akute Überschüsse an Tieren zu regulieren, eignet sich dieser Weg im Moment jedenfalls nicht. Der Tierschutz ist beim Töten der eigenen Tiere gewährleistet, meint Mägdefrau. Dies werde fachgerecht, kurz und schmerzlos erledigt. Die Fütterung lebender Wirbeltiere ist ohnehin streng untersagt. Zudem dürfen die Tiergartenmitarbeiter, die überhaupt eine Erlaubnis dafür haben, keine Fremdtiere töten. Was Löwen und anderen Fleischfressern vorgesetzt wird, sei reine Bioqualität und stammt aus artgerechter Haltung ohne Tiertransport, bemerkt der Zoologe stolz. Ein solches Festmahl erhalten die Löwen zwei- bis dreimal im Monat. Von einer 182 Kilogramm schweren Antilope bleiben etwa 22 Kilogramm Knochen übrig. Mehr meist nicht, weil die Raubtiere auch das Fell mit verspeisen. Bei einem 380 Kilo schweren Hochlandrind wiegt der Rest etwa 98 Kilo, hier wird das Fell verschmäht. Nach spätestens vier Tagen ist so ein großer Brocken im Raubtierhaus aufgezehrt. Im Anschluss folgen einige außerplanmäßige Fastentage. Viel eingespart wird mit der Versorgung aus eigenen Beständen allerdings nicht. Das meiste Fleisch, das verfüttert wird, stammt aus dem Schlachthof. Die Leute sollen sich damit ausei" nandersetzen", fordert Mägdefrau. Er hofft auf diese Weise einer Entwicklung entgegenzuwirken, die in Amerika erste negative Auswirkungen zeigt. Aus Pietät werde in einem Tierpark in San Die- go nur noch Hackfleisch verfüttert, berichtet der belesene Zoo-Experte. Die Folge: Nun haben die Raubtiere Zahnprobleme. Deswegen hofft Mägdefrau, dass es bei uns nicht so weit kommt". " Er möchte die Akzeptanz des Populations-Managements (nur so viele Tiere zu halten, wie artgerecht in Gehegen leben dürfen) bei den Besuchern erhöhen. Dabei hilft zudem die Information, dass die Todeskandidaten nicht nach optischen Gesichtspunkten herausgesucht werden, sondern überwiegend nach Zuchtkriterien. Darüber wacht ein Computerprogramm, das im Gesamtzusammenhang mit dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm für mehr als 200 Arten den Überblick behält. Diese zentrale Steuerung des Bestands existiert seit mehr als 25 Jahren, und sie hat sich bewährt. Vor allem bedrohte Arten werden gestärkt. Zu ihnen zählen überproportional viele Fleischfresser. j Text: Fotos: Petra Nossek-Bock Gerd Grimm (1) Tiergartenarchiv (2) Helmut Mägdefrau hat einen ganzen Ordner mit Medienberichten über das Verfüttern von Zootieren gesammelt. OKTOBER 2010 TiergarTenzeiTung no. 1 SEITE 9 Direktor Dag Encke: Für Dickhäuter kann der Tiergarten derzeit keine geeigneten Haltungsbedingungen bieten ­ Deswegen verzichtet er auf die beliebten Tiere Auszug der Elefanten ten mehr. Warum das so ist, erläutert Tiergartendirektor Dag Encke: Aus welchem Grund haben Sie die Haltung von Elefanten nach dem Tod von Kiri und Yvonne eingestellt? Encke: Elefanten in einem Zoo zu verlieren, das ist eigentlich eine Katastrophe. Von Elefanten trennt man sich wirklich nur sehr schweren Herzens. Denn das sind fantastische Tiere und große Publikumsmagneten. Aber wir hatten Haltungsbedingungen, die nur für die beiden alten Dickhäuter ausreichend waren. Für neue Tiere, die wir uns nur bedingt hätten aussuchen können, mussten wir neu denken. Wir haben dafür lange mit den zuständigen Leuten vom Europäischen Erhaltungszuchtprogramm diskutiert. Schließlich haben wir uns bereit erklärt, eine Planung für die Übernahme von zwei Jungbullen zu machen. Warum gerade für Jungbullen? Jungbullen sind ein Problem in der Elefantenhaltung. Sie müssen in einem bestimmten Alter aus ihrer Gruppe raus, können aber noch nicht als zuchtfähige Bullen in eine neue Gruppe rein. Für dieses Übergangsalter braucht man Zoos, die diese Tiere übernehmen können. Da wir nur für zwei Tiere Platz haben, wäre dies das einzige tragfähige Konzept gewesen. Warum wurde es dann nicht realisiert? Wir haben eine Aufstellung gemacht, lefanten gehören zu den beliebtesten und attraktivsten Zootieren. Als der Nürnberger Tiergarten 1939 am Schmausenbuck eröffnet wurde, zogen acht Dickhäuter in das neue Elefantenhaus ein. Die Gruppe wurde im Lauf der Jahrzehnte immer kleiner und schrumpfte schließlich auf zwei alte Elefantendamen zusammen: die indische Elefantin Kiri und ihre afrikanische Gefährtin Yvonne. Nach dem Tod von Kiri übersiedelte Yvonne im Juli 2008 in den Zoo von Rostock. Dort sollte sie noch einmal Anschluss an eine Artgenossin finden. Die bei den Besuchern überaus beliebte Elefantin starb aber schon ein Dreivierteljahr später. Im Nürnberger Tiergarten gibt es seit Yvonnes Umzug leider keine Elefan- Dag Encke, der Direktor des Tiergartens Nürnberg, erklärt, warum es dort keine Elefanten mehr gibt. was wir für das Management dieser Tiere brauchen. Also: Was muss alles da sein für Tiere, die wir nicht mehr in direktem Kontakt mit den Pflegern halten können. Welche Möglichkeiten brauchen diese Tiere, damit sie ihr sehr temperamentvolles, neugieriges und verspieltes Verhalten bei uns ausleben können, damit sie später als gesunde und sozial intakte Tiere in eine Zuchtgruppe gehen können. Dafür haben wir eine Gesamtplanung gemacht und uns einmal auf den Innenbereich im Elefantenhaus konzentriert und dann auf den Außenbereich. Für beide sind wir zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Welche waren das? In der Außenanlage hatten wir ein richtig tolles Konzept für die Haltung von zwei Jungbullen. Aber im Haus waren wir zurückgeworfen auf 50 Quadratmeter pro Tier. Weil aufgrund der klimatischen Bedingungen in Nürnberg die Tiere zu oft im Haus leben müssten, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass das für solche jungen Tiere nicht zu verantworten ist. Das heißt, die Elefantenhaltung in Nürnberg ist jetzt auf Eis gelegt? Im alten Haus, ja. Wir nutzen das Haus jetzt komplett für die Panzernashörner, die davon sehr profitieren. Unsere Grundüberlegung ist jetzt: Wollen wir Elefanten in Nürnberg haben? Ein Zoo von unserer Größe sollte sich nicht aus der Elefanten- Die Elefanten-Freianlage des Tiergartens Nürnberg in den 1970er Jahren. haltung heraushalten. Wir sehen uns im Zugzwang. Wir müssen Flächen für Elefanten finden. Gibt es Überlegungen für die Zukunft? Wir haben einen Flächennutzungsplan für den Tiergarten gemacht, der zeigt, nach welchen Prioritäten sich der Tiergarten in den nächsten Jahrzehnten entwickeln soll. Im gesamten zentralen Bereich des Tiergartens können wir eine Elefantenhaltung nicht verantworten ­ und zwar einfach aus gestalterischen Gründen. Unsere größte Stärke ist es, dass wir den Besuchern einen wunderschönen Landschaftszoo bieten können. Für Elefanten müssten wir im Zentrum des Zoos und von allen Seiten sichtbar ein sehr großes Gebäude bauen und eine sehr, sehr große Außenanlage dazustellen. Damit würde man den gesamten Baumbestand in dem Bereich vernichten und die Sichtachsen statt auf Wald auf einen großen Gebäudekomplex oder eine kahle Fläche lenken. Die gesamte Mittelspange kommt für dieses Projekt also nicht in Frage. Deshalb haben wir uns auf die Suche gemacht: Wo kann man, ohne den Charakter des Tiergartens zu verletzen, ein solches Projekt realisieren? Haben Sie eine Möglichkeit gefunden? Wir haben eine sehr schöne Fläche, ein Stück Wald ohne wertvollen Baumbestand zwischen der Forststraße und den Weihern. Da liegt ein ganzes Stück unseres Geländes außerhalb des jetzigen Außenzauns. Wir würden also neues Areal nutzen. Wann könnte dieses Projekt verwirklicht werden? Das kann Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern. Aber nach allem, was wir untersucht haben, können wir unter jetzigen Bedingungen keine Elefanten mehr übernehmen. Wir können nicht überall auf hohe Standards drängen und in der Elefantenhaltung auf eine Qualität zurückgehen, die heute nicht mehr vertretbar ist. j Interview: Ute Wolf Fotos: Uwe Niklas/Tiergartenarchiv Der Herr der Wespen schen Weiherlandschaft oder auch anderswo in Nordbayern unterwegs, um Veränderungen der Vogelwelt im Zusammenhang mit der Intensivierung der Teichwirtschaft zu untersuchen. Die Ergebnisse pu" bliziere ich in Zeitschriften", erwähnt er sachlich. In sicher 20 wissenschaftlichen Vereinen und Gesellschaften ist er Mitglied, etwa 30 Zeitschriften und Fachblätter hat er abonniert ­ das fällt im Plauderton nebenbei. Abends im Bett liest er darin. Belletristik? Ja, lese ich auch " mal zwischendurch. Etwas von SchollLatour oder Geschichtliches. Denn besucht man ein Land und lernt es kennen, interessiert man sich auch für dessen Geschichte." Und Manfred Kraus kam und kommt in viele Länder. Ich war in " allen Teilen der Welt, bis auf die Antarktis." Der 82-Jährige berichtet voll Schwung über Urwälder, deren Tierwelt und die Gegensätzlichkeit offener Landschaften, die zum Beobachten günstiger seien: Auch Tierlaute sind hier besser " zu unterscheiden." Ein Forscher. Durch und durch. Asien und vor allem die GUS-Staaten haben es ihm angetan, Indien, die Bereiche östlich von der Türkei, die Mongolei, Tibet bis in den russischen fernen Osten und ­ der Himalaya. Eine meiner Vorlieben!" " Manfred Kraus lächelt, sitzt auf der vorderen Kante eines Sessels und verkörpert jene überspringende Zufriedenheit, die Menschen an sich haben, wenn sie Hobby und Beruf vereinen konnten ­ führte er mit seinem Bruder doch schon als Zwölfjähriger ein ornithologisches Tagebuch. Viele Reisen in entlegene Gebiete konnte er als Tiergartendirektor mit offiziellen Tagungen verbinden oder an den Urlaub anhängen. Er knüpfte Kontakte zu Forschenden vor Ort und nutzte die Organisationsstruktur. Darunter war auch die Reise nach Britisch Guayana in Süd-Amerika 1979, zum Seekuhfang: So konnten der Tierarzt und ich " kleinere Tiere ­ um die 100 Kilogramm ­ für Nürnberg aussuchen." Der frühere Direktor Manfred Kraus ist fast jede Woche vor allem in der fränkischen Weiherlandschaft auf Exkursion und erforscht auch im Ruhestand noch begeistert Insekten, Vögel und Säugetiere Manfred Kraus erhielt etliche Auszeichnungen. Zur Verleihung der "Presse-Ente" 1976 kam er mit einem in Nürnberg geborenen, damals eineinhalb Jahre alten Orang-Utan. Viele Reisen in entlegene Gebiete Großprojekte wie Delphinarium, Tropenhaus, die Sanierung von Affen-, Raubtier- und Elefantenhaus fielen in seine Direktoren-Ära. Die Ge" neralsanierung aller Gehege konnte in 20 Jahren jedoch nicht ganz eingehalten werden", bedauert Kraus. Eine eigene Erfolgsgeschichte begann, als das Landgut Mittelbüg Teil des Tiergartens wurde: Wir nutzten es als " Winterquartier, auch für Quarantänefälle. Es lieferte Futter und auch eine Schweinemast war dort zeitweise untergebracht." Ein Vorzeigeobjekt, um das Nürnberg von anderen Zoos bereits vor 20 Jahren beneidet wurde. Schlaflose Nächte gab es dennoch zuhauf: Wir waren ja nur drei Leute in der " Leitung. Es war selbstverständlich, dass an muss sich ein bisschen auf dem Laufenden halten!" Dass dieser Mann Humor hat, liegt auf der Hand. Sagt er diesen Satz doch vor prall gefüllten Bücherregalen, die rings um ihn her bis zur Decke ragen. Meine Studierhöhle" nennt Manfred " Kraus, von 1970 bis 1991 Nürnberger Tiergartendirektor, den unteren Teil seines Hauses, in dem er forscht, Wissen verwaltet, erweitert und liest. Ich bin " nach der Pensionierung nie in ein Loch gefallen." Auch jetzt noch ist der studierte Insektenforscher (Entomologe), Vogelkundler (Ornithologe), Säugetierforscher (Mammaloge) und Tiergärtner jede Woche auf Exkursion in der fränki- man rausgeklingelt wurde!" Kraus redet mit Händen, springt immer wieder auf, um Bücher und Dokumente zu holen, die schon bald den Tisch vor ihm bedecken. Die Frage war auch: Was machen " wir aus dem Zoo? Er war damals weit entfernt von einer schönen Parkanlage. Ich habe konsequent versucht, ihn als Teil des Reichswaldes mit Wiesen, Felsen und Wasser wiederherzustellen, den Waldbestand wieder zu pflegen. Zu meiner Zeit war es eine Modeströmung, möglichst viele Arten zu halten. Davon kam man Gott sei Dank wieder ab, da die Gehege dafür unterteilt wurden. Ich hatte immer die Tendenz, den Tieren viel Raum zu geben, wusste aber immer, dass sie noch mehr gebraucht hätten. Wir haben getan, was trotz der prekären Finanzlage möglich war." Platz ­ da ist der Wissenschaftler rasch beim Thema Meeressäuger" und " spricht eindringlich über das Wissen, das Delfinarien der Allgemeinheit über Lebensraum und Gefährdung von Walen und Delfinen vermitteln: Ich freue " mich auf die Lagune!", sagt er, der heute noch alle paar Wochen durch den Tiergarten streift. Wir konnten das Del" phinarium damals nicht größer bauen, obwohl wir es wollten." Ob Kraus über Vergangenes oder Heutiges spricht, er sprüht vor Agilität. Dass einen das " Feuer der Begeisterung packen und man sich in alten Tagen noch über Kleinigkeiten freuen kann", beschreibt er als Triebfeder. Dass er wie viele Tiergartendirektoren und Veterinäre auch Jäger ist, steht für den Wissenschaftler nicht im Widerspruch zu seinem Engagement in Natur- und Tierschutzverbänden. Stets wusste er einen hervorragend erzogenen Hund an seiner Seite: Deutsch Drahthaar wa" ren sie alle. Ich konnte sie auch gut im Tiergarten verwenden, wenn beispielsweise ein Fuchs unterwegs war ..." Jetzt kommt keiner mehr ins Haus. Er würde uns mit Sicherheit über" leben", meint Kraus pragmatisch, der seine wissenschaftliche Habe samt Präparatensammlung bereits sicher untergebracht hat: Schon jetzt ist das al" les Eigentum der zoologischen Staatssammlung in München." Vorsichtig zieht er Schublade um Schublade auf: Tausende Wespen-Präparate sind hier säuberlich aufgereiht. Eine Privat" sammlung auf diesem Sektor kenne ich in Mitteleuropa nicht", gibt er auf Nachfrage bescheiden zu. Wie die Zeit verrinnt, spürt man nicht. Denn Manfred Kraus erzählt. Von Tieren. j Text: Anabel Schaffer Foto: Uwe Niklas/Tiergartenarchiv Kraus zeigt einen der rund 250 Kästen mit unzähligen Insekten-Präparaten. OKTOBER 2010 WAS M ACHT EIGENTLICH FLOCK E? SEITE 5 AUSGABE 1 Herausgegeben vom Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg und dem Tiergarten Nürnberg Nur 30 Millimeter Glas als Schutz A HNEN FOR SCHU NG Bei den Seekühen im Tropenhaus fahnden Wissenscha ler nach Haarwurzeln für die DNA-Analyse, um Inzucht zu vermeiden. SEITE 6/7 DAS GROSSE FR ESSEN Das ema erregt die Gemüter, doch um einer Überbelegung vorzubeugen, verfü ert der Tiergarten Nürnberg Zootiere aus eigenem Bestand. SEITE 8 PINSELOHR SCH W EIN BLEIBT NICHT A LLEIN Es werden immer wieder Bürger als Paten für Tiere gesucht. Mit diesem Gebiss möchte man keinesfalls Bekanntschaft machen: Doch keine Angst, Tiger und Besucher sind durch eine 30 Millimeter starke Glasscheibe getrennt. Das reicht vollkommen aus, meinen Experten. Sie haben Experimente zur Materialstärke im Labor durchgeführt. (Fortsetzung auf Seite 2) Foto: Michael Matejka SEITE 10 Für Tiergartendirektor Dag Encke zählen Artenschutz, Bildung und Forschung zu den Hauptaufgaben der Einrichtung im Südosten Nürnbergs Zoos sind mehr als Freizeitparks Deutschlands schönster Landschaftszoo teresse durch unseren einzigartigen Landscha szoo, den Tiergarten Nürnberg, wecken wollen. Der Tiergarten, den Sie zur Erholung, aus Interesse und Sympathie besuchen, ist die gestaltete Ober äche unserer Arbeit. Die Qualität der Tierhaltung und die Schönheit der Landscha sollen Sie von unserem Können überzeugen. Wir wünschen Ihnen einen erholsamen, unterhaltsamen und informativen Lesespaß beim Rundgang durch die Tiergartenzeitung und Ihren Tiergarten Nürnberg, den Sie so wahrscheinlich noch nicht gesehen haben. Ihr Liebe Leserinnen und liebe Leser, Nürnberg hat seit 1912 einen Tiergarten. In diesen fast hundert Jahren haben viele Millionen Menschen den Tiergarten der Stadt Nürnberg besucht. Nach wie vor erfreut sich Jung und Alt an den Tieren und genießt die schöne, in Deutschland einzigartige, Landscha . Der Tiergarten fällt in mein Ressort und ich unterstütze ihn nach Krä en. Denn wo sonst sollen Menschen in der Stadt noch Tiere aus nächster Nähe und unmi elbar erleben? Im Tiergarten können die Besucherinnen und Besucher den gefährlichen Eisbären in die Augen schauen. Und nur wer schon einmal dicht neben einer Giraffe stand, der weiß um seine eigene bescheidene Körpergröße. Tiere gehören zu unserer Welt. Wenn wir sie nicht kennen, haben wir auch keinen Grund, an ihren Schutz zu denken. Eine bedeutende Aufgabe kommt dabei den Zoos allgemein zu: der Artenschutz. Der Tiergarten Nürnberg beteiligt sich bei Erhaltungszuchtprogrammen für bedrohte oder in der Natur ausgero ete Arten und unterstützt Projekte zur Wiederansiedelung. Mit der Tiergartenzeitung hat der Tiergarten Nürnberg einen weiteren Weg eingeschlagen, sich und seine Arbeit vorzustellen. Viel Freude beim Lesen wünscht Ihr iebe Leserinnen und Leser, Zoos sind ein ema. Sie werden von Millionen von Menschen in Deutschland besucht. Millionen von Menschen verfolgten die Doku-Soaps deutscher Zoos im Fernsehen. Millionen von Menschen interessieren sich für Zoos, weil sie Tiere mögen, weil sie Tieren helfen wollen, weil sie über Tiere mehr wissen wollen. Zoos werden in der Ö entlichkeit kritisch diskutiert, über Zoos wird täglich berichtet. Tiergärten werden mal als Bildungsstä en, mal als Freizeitstätten, mal als Forschungsstä en, mal als Tiergefängnisse, mal als Kulturstä en bezeichnet. Zoos sind ein ema. Trotz der breiten Ö entlichkeit, die Zoos genießen, können die Besucher auch im Tiergarten Nürnberg nur die Ober äche und nicht die Vielschichtigkeit der Einrichtung sehen. In der Tiergartenzeitung blicken wir unter die Ober äche und zeigen Ausschni e aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern des Tiergartens. Die Tiergartenzeitung ist ein Gemeinscha sprojekt des Tiergartens der Stadt Nürnberg, des Vereins der Tiergartenfreunde der Lokalzeitungen Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung und unseres Nachbarn, der Akademie der Bildenden Künste. Ein Team aus Nürnberger Journalisten und Studenten der Akademie hat mit uns gemeinsam die Tiergartenzeitung gescha en. Gemeinsam haben wir für diese erste Ausgabe emen ausgewählt. Die Studierenden der Akademie haben eine eigene Bildsprache erarbeitet und die Gra k mit der technischen Ausbildungsabteilung des Verlagshauses Nürnberger Presse umgesetzt. Die Freizeit spielt eine wichtige Rolle Die Arbeit eines Zoos spielt sich in weiten Teilen unsichtbar für den Besucher ab. Wir können Ihnen während Ihres Besuchs im Tiergarten nicht zeigen, welche Forschungsprojekte von wem in Nürnberg betreut und betrieben werden. So berichtet Ihnen die Tiergartenzeitung von der Forschung im Tiergarten am Beispiel der Seekühe. Mitarbeiter des Tiergartens wurden zu ausgewählten emen befragt. Mit ihnen wurde beispielsweise darüber diskutiert, warum manche Zootiere an andere Zootiere verfü ert werden und warum der Tiergarten keine Elefanten mehr hat. Die Tiergartenzeitung ist ein Rundgang durch emen und Arbeiten des Tiergartens, die für uns, die Mitarbeiter des Tiergartens, den Alltag bestimmen und die unser Engagement und die Sinnha igkeit unseres Tuns ausmachen. Davon erzählen Ihnen in dieser Ausgabe Dr. Manfred Kraus, der von 1970 bis 1991 den Tiergarten geleitet hat, und Dr. Katrin Baumgartner, die heute als Zootierärztin und Kuratorin im Tiergarten arbeitet. Wir stellen Ihnen eine vielseitige und anspruchsvolle Dienststelle der Stadt Nürnberg vor, die sich gleichzeitig und widerspruchslos als Freizeit- und Kulturstä e, als Forschungs- und Bildungseinrichtung versteht. Als Zoo sind wir dem Natur- und Artenschutz verp ichtet und wir halten Zoos für einen unersetzlichen Bestandteil urbaner Gesellscha en. Für diese ist der Niedergang der Biodiversität eine existenzielle Herausforderung. Dafür nehmen Zoos spezi sche Aufgaben wahr: Sie entwickeln Methoden für das Management von Wildtierpopulationen in menschlicher Obhut unter Wahrung der genetischen Diversität. Sie sammeln Wissen über spezi sche Wildtiererkrankungen und entwickeln Methoden zur Beherrschung dieser Krankheiten. Sie bereiten Wildtiere in menschlicher Obhut auf die Auswilderung vor. Sie vermi eln Teile dieses Wissens an Zoobesucher. Sie teilen das gewonnene Wissen mit ihren Partnern, den Naturschutzorganisationen, Behörden und Forschungsinstituten. Wir erfüllen damit gesellscha spolitische Aufgaben, für die wir Ihr In- Dag Encke Tiergartendirektor Möchte die Vielschichtigkeit seiner Tätigkeit zeigen: Direktor Dag Encke. Foto: Karlheinz Daut (NN-Archiv) Horst Förther Bürgermeister OKTOBER 2010 WAS M ACHT EIGENTLICH FLOCK E? SEITE 5 AUSGABE 1 Herausgegeben vom Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg und dem Tiergarten Nürnberg Nur 30 Millimeter Glas als Schutz A HNEN FOR SCHU NG Bei den Seekühen im Tropenhaus fahnden Wissenscha ler nach Haarwurzeln für die DNA-Analyse, um Inzucht zu vermeiden. SEITE 6/7 DAS GROSSE FR ESSEN Das ema erregt die Gemüter, doch um einer Überbelegung vorzubeugen, verfü ert der Tiergarten Nürnberg Zootiere aus eigenem Bestand. SEITE 8 PINSELOHR SCH W EIN BLEIBT NICHT A LLEIN Es werden immer wieder Bürger als Paten für Tiere gesucht. Mit diesem Gebiss möchte man keinesfalls Bekanntschaft machen: Doch keine Angst, Tiger und Besucher sind durch eine 30 Millimeter starke Glasscheibe getrennt. Das reicht vollkommen aus, meinen Experten. Sie haben Experimente zur Materialstärke im Labor durchgeführt. (Fortsetzung auf Seite 2) Foto: Michael Matejka SEITE 10 Für Tiergartendirektor Dag Encke zählen Artenschutz, Bildung und Forschung zu den Hauptaufgaben der Einrichtung im Südosten Nürnbergs Zoos sind mehr als Freizeitparks Deutschlands schönster Landschaftszoo teresse durch unseren einzigartigen Landscha szoo, den Tiergarten Nürnberg, wecken wollen. Der Tiergarten, den Sie zur Erholung, aus Interesse und Sympathie besuchen, ist die gestaltete Ober äche unserer Arbeit. Die Qualität der Tierhaltung und die Schönheit der Landscha sollen Sie von unserem Können überzeugen. Wir wünschen Ihnen einen erholsamen, unterhaltsamen und informativen Lesespaß beim Rundgang durch die Tiergartenzeitung und Ihren Tiergarten Nürnberg, den Sie so wahrscheinlich noch nicht gesehen haben. Ihr Liebe Leserinnen und liebe Leser, Nürnberg hat seit 1912 einen Tiergarten. In diesen fast hundert Jahren haben viele Millionen Menschen den Tiergarten der Stadt Nürnberg besucht. Nach wie vor erfreut sich Jung und Alt an den Tieren und genießt die schöne, in Deutschland einzigartige, Landscha . Der Tiergarten fällt in mein Ressort und ich unterstütze ihn nach Krä en. Denn wo sonst sollen Menschen in der Stadt noch Tiere aus nächster Nähe und unmi elbar erleben? Im Tiergarten können die Besucherinnen und Besucher den gefährlichen Eisbären in die Augen schauen. Und nur wer schon einmal dicht neben einer Giraffe stand, der weiß um seine eigene bescheidene Körpergröße. Tiere gehören zu unserer Welt. Wenn wir sie nicht kennen, haben wir auch keinen Grund, an ihren Schutz zu denken. Eine bedeutende Aufgabe kommt dabei den Zoos allgemein zu: der Artenschutz. Der Tiergarten Nürnberg beteiligt sich bei Erhaltungszuchtprogrammen für bedrohte oder in der Natur ausgero ete Arten und unterstützt Projekte zur Wiederansiedelung. Mit der Tiergartenzeitung hat der Tiergarten Nürnberg einen weiteren Weg eingeschlagen, sich und seine Arbeit vorzustellen. Viel Freude beim Lesen wünscht Ihr iebe Leserinnen und Leser, Zoos sind ein ema. Sie werden von Millionen von Menschen in Deutschland besucht. Millionen von Menschen verfolgten die Doku-Soaps deutscher Zoos im Fernsehen. Millionen von Menschen interessieren sich für Zoos, weil sie Tiere mögen, weil sie Tieren helfen wollen, weil sie über Tiere mehr wissen wollen. Zoos werden in der Ö entlichkeit kritisch diskutiert, über Zoos wird täglich berichtet. Tiergärten werden mal als Bildungsstä en, mal als Freizeitstätten, mal als Forschungsstä en, mal als Tiergefängnisse, mal als Kulturstä en bezeichnet. Zoos sind ein ema. Trotz der breiten Ö entlichkeit, die Zoos genießen, können die Besucher auch im Tiergarten Nürnberg nur die Ober äche und nicht die Vielschichtigkeit der Einrichtung sehen. In der Tiergartenzeitung blicken wir unter die Ober äche und zeigen Ausschni e aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern des Tiergartens. Die Tiergartenzeitung ist ein Gemeinscha sprojekt des Tiergartens der Stadt Nürnberg, des Vereins der Tiergartenfreunde der Lokalzeitungen Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung und unseres Nachbarn, der Akademie der Bildenden Künste. Ein Team aus Nürnberger Journalisten und Studenten der Akademie hat mit uns gemeinsam die Tiergartenzeitung gescha en. Gemeinsam haben wir für diese erste Ausgabe emen ausgewählt. Die Studierenden der Akademie haben eine eigene Bildsprache erarbeitet und die Gra k mit der technischen Ausbildungsabteilung des Verlagshauses Nürnberger Presse umgesetzt. Die Freizeit spielt eine wichtige Rolle Die Arbeit eines Zoos spielt sich in weiten Teilen unsichtbar für den Besucher ab. Wir können Ihnen während Ihres Besuchs im Tiergarten nicht zeigen, welche Forschungsprojekte von wem in Nürnberg betreut und betrieben werden. So berichtet Ihnen die Tiergartenzeitung von der Forschung im Tiergarten am Beispiel der Seekühe. Mitarbeiter des Tiergartens wurden zu ausgewählten emen befragt. Mit ihnen wurde beispielsweise darüber diskutiert, warum manche Zootiere an andere Zootiere verfü ert werden und warum der Tiergarten keine Elefanten mehr hat. Die Tiergartenzeitung ist ein Rundgang durch emen und Arbeiten des Tiergartens, die für uns, die Mitarbeiter des Tiergartens, den Alltag bestimmen und die unser Engagement und die Sinnha igkeit unseres Tuns ausmachen. Davon erzählen Ihnen in dieser Ausgabe Dr. Manfred Kraus, der von 1970 bis 1991 den Tiergarten geleitet hat, und Dr. Katrin Baumgartner, die heute als Zootierärztin und Kuratorin im Tiergarten arbeitet. Wir stellen Ihnen eine vielseitige und anspruchsvolle Dienststelle der Stadt Nürnberg vor, die sich gleichzeitig und widerspruchslos als Freizeit- und Kulturstä e, als Forschungs- und Bildungseinrichtung versteht. Als Zoo sind wir dem Natur- und Artenschutz verp ichtet und wir halten Zoos für einen unersetzlichen Bestandteil urbaner Gesellscha en. Für diese ist der Niedergang der Biodiversität eine existenzielle Herausforderung. Dafür nehmen Zoos spezi sche Aufgaben wahr: Sie entwickeln Methoden für das Management von Wildtierpopulationen in menschlicher Obhut unter Wahrung der genetischen Diversität. Sie sammeln Wissen über spezi sche Wildtiererkrankungen und entwickeln Methoden zur Beherrschung dieser Krankheiten. Sie bereiten Wildtiere in menschlicher Obhut auf die Auswilderung vor. Sie vermi eln Teile dieses Wissens an Zoobesucher. Sie teilen das gewonnene Wissen mit ihren Partnern, den Naturschutzorganisationen, Behörden und Forschungsinstituten. Wir erfüllen damit gesellscha spolitische Aufgaben, für die wir Ihr In- Dag Encke Tiergartendirektor Möchte die Vielschichtigkeit seiner Tätigkeit zeigen: Direktor Dag Encke. Foto: Karlheinz Daut (NN-Archiv) Horst Förther Bürgermeister

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SEITE 2 TiergarTenzeiTung no. 1 OKTOBER 2010 D V D -T I p p : Trophäen einer erschöpften Welt Nicolas Hulot dokumentiert die Zerstörung unserer Natur Hinter Schloss und Riegel Bei der Sanierung des Raubtierhauses wurde auf die Sicherheit größten Wert gelegt: Dicke Glasscheiben, starke Eisenstäbe und mehrere Notruf-Telefone für die Pfleger as für 3,8 millionen Euro rundum erneuerte Raubtierhaus ist das Fort Knox vom Schmausenbuck: Auf Sicherheitstechnik hat man beim umbau größten Wert gelegt. Vor zehn Jahren knackte ein unbekannter das Schloss des Eisbärengeheges und gefährdete viele Besucher. Die vier ausgebrochenen Raubtiere mussten damals erschossen werden. Seither ist die Leitung des Tiergartens Nürnberg noch stärker für das Thema Sicherheit sensibilisiert. Überwachungskameras beobachten sowohl die Außenanlagen wie den Innenraum der Großkatzen. Schon am Eingang zum Raubtierhaus gibt es eine Neuerung: An der linken Seite ist ein Bildschirm in den Sandsteintunnel eingebaut. Auf dem monitor kann der pfleger einen Blick ins Haus hinein werfen, noch ehe er das schwere Eisengitter aufschließt. Er stellt bereits von außen fest, ob drinnen alles in Ordnung ist ­ und erlebt somit keine üble Überraschung. Große, drei Zentimeter dicke Glasscheiben ersetzen nun die massiven Gitterstäbe an den Käfigen. Jede Glaswand besteht aus drei zusammengeklebten Scheiben, so dass die Bruchgefahr noch einmal verringert wird. und dass 30 millimeter Stärke ausreichen, um Tiger und Löwen in Schach zu halten, hat der stellvertretende Tiergarten-Direktor Helmut mägdefrau von der Fachhochschule münchen berechnen lassen. Im Labortest wurden tote Rinder gegen eine Wand geschleudert, um jene Kräfte zu simulieren, mit denen eine Raubkatze gegen das Glas springen könnte. Die Testergebnisse wurden dann als Empfehlung für die Glasstärke genommen. Denn verbindliche DIN-Normen für den Bau von Löwenkäfigen gibt es nicht. Die Stahlrahmen, in denen die Scheiben sitzen, sind mit jeweils drei Schlössern gesichert. Wenn ein pfleger die Boxen reinigen will, muss er also erst einen Schlüssel-marathon absolvieren. Die gleiche Arbeit hat er hinter den Kulissen, wenn er am Laufgang der Tiere den Schieber betätigt. Die dreifache Absicherung ist heute Standard, jegliche Gefährdung soll ausgeschlossen werden. Enge Lochbleche in der Nähe der Schieber verhindern, dass die Tiger mit ihren pranken mal kurz heraustatzen. Telefone an verschiedenen Stellen des Wärterbereichs ermöglichen, rasch Hilfe anzufordern. und noch eine ­ übrigens sehr effektive ­ Sicherheitsmaßnahme sei erwähnt: Der Tiergarten ist äußerst interessiert an Wettervorhersagen. Immer wenn ein Sturm im Anmarsch ist, sperren die pfleger die Großkatzen in ihre Käfige, kein Löwe oder Tiger darf dann mehr in der Freianlage herumschleichen. Denn falls das unwetter Die Naturdokumentationen der BBC sind für ihre brillanten Bilder und außergewöhnlichen Aufnahmetechniken bekannt. Sie heißen unse" re Erde" oder unser blauer planet", " bieten grandiose, unberührte Natur und erzählen spannende Tiergeschichten. Nichts von alledem zeigt der neue Film des französischen umweltaktivisten Nicolas Hulot. unsere Welt" " ist eine Dokumentation über die Zerstörung der Natur des menschen: Ästhetisch, philosophisch, verstörend. Hulot zeigt Antennen statt Wälder, Kunstschnee statt weißer pracht, Atombombenexplosionen an Stelle von Vulkanausbrüchen, Autobahnen statt Flusslandschaften, bevölkert von einer milliarde Trophäen einer er" schöpften Welt". Der Film ist grandios vertont und überrascht mit Kommentaren, die wie in Stein gemeißelt sind: Für die Kin" der der Konsumgesellschaft ist Haben gleich Sein" oder Wer die Krise " der umwelt zu Lasten der Armen verhindern will, verschlimmert sie nur". Die soziale Schieflage unseres planeten wird als Hauptgrund für die globale umweltzerstörung dargestellt: 20 prozent der Weltbevölkerung verbrauchen 80 prozent der produzierten Energie. Ein Film, so ruhig und unheilvoll wie das Wasser des Nordatlantik: Auch viele passagiere der ersten Klasse gingen mit der Titanic unter. org einen Baum umreißt und dieser über den Wassergraben fällt, wäre den geschmeidigen Raubkatzen eine Brücke in die Freiheit gebaut. Natürlich spielt Sicherheit beim Raubtierhaus die zentrale Rolle. Doch auch die anderen technischen Bereiche sind jetzt auf den aktuellen Stand gebracht. Beispiel Heizung: Obwohl man nach dem umbau das doppelte Raumvolumen erwärmen muss, ist der Verbrauch geringer als vorher. Das liegt nur zum Teil an der modernen Anlage. Eine optimale Dachisolierung trägt ebenso zu geringeren Heizkosten bei wie ein besonderer Kniff: Das alte Raubtierhaus, das 1939 in den mächtigen Sandsteinfelsen hineingebaut worden war, hatte eine Außenwand ­ die natürlich bei Wind und frostigen Temperaturen viel Wärme abgegeben hat. Metallhandschuhe schützen die Finger Der Neubau schließt jetzt direkt an den Felsen an, sodass dieser Wärmeverlust vermieden wird ­ außerdem hat man zusätzlichen platz gewonnen. Beispielsweise für einen Kühlraum, in dem Futter gelagert werden kann. Im Fleischraum, der für das publikum nicht zu sehen ist, steht ein großer Hackklotz. Daneben hängen metallhandschuhe für die pfleger, denn Achtung: Die messer zur portionierung der mahlzeiten sind extrem scharf. Vom denkmalgeschützten, ursprünglichen Raubtierhaus ist weniger geblieben als zunächst geplant: Beim Abbruch stellten die Baufachleute fest, dass die in den plänen eingezeichneten, stabilen Bodenplatten gar nicht existieren. Die Folge: Auch das Technikgebäude nebst Keller und sämtliche Boxen-Trennwände mussten erneuert werden. Beim Dach gab es einen meinungswandel: Zunächst hatten Statiker den Erhalt als unproblematisch angesehen. Später empfahl ein Gutachten, die Konstruktion komplett zu ersetzen. Beim Abbruch erklärten mir die Spezi" alisten, dass das Dach doch noch 200 Jahre gehalten hätte", erinnert sich Helmut mägdefrau zähneknirschend. Wie auch immer: Für 3,8 millionen Euro ist ein attraktives, mit moderner Technik ausgestattetes Raubtierhaus entstanden. Die geniale Idee dazu stammt jedoch von 1939. Durch das Hineinbauen in den Sandsteinfelsen fügt sich das riesige Haus bescheiden in die natürliche umgebung des Reichswalds ein. Unsere Welt, DVD, 15 Euro Auch hinter den Kulissen des Raubtierhauses dominiert der Sicherheitsgedanke. Wenn ein Pfleger in den Käfig gelangen möchte, muss er eine dreifache Absicherung überwinden. Bild unten: Aus der Sicht der Raubtiere sind die Besucher gut zu erkennen, aber unerreichbar. ImpRESSum Tiergartenzeitung Jahrgang 1/Ausgabe 1, Oktober 2010 Herausgeber: Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e. V. Kontakt: Tiergarten Nürnberg Am Tiergarten 30 90480 Nürnberg Redaktion: Petra Nossek-Bock (verantwortl.), Dr. Nicola A. Mögel, Ute Wolf, Hartmut Voigt tiergartenzeitung@googlemail.com Gestaltung und Illustrationen: Anna Fößel, Beate Zollbrecht, Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, Klasse Prof. Girst, Prof. Felten, FB: Grafik-Design Produktion: Techn. Ausbildung Verlag Nürnberger Presse, Joschua Lößl Fachl. Beratung: Dr. Dag Encke, Dr. Helmut Mägdefrau Druck: Verlag Nürnberger Presse, Druckhaus Nürnberg GmbH & Co. Auflage ca. 246 000 Exemplare Mit freundlicher Unterstützung von: Text: Fotos: Hartmut Voigt Michael Matejka

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OKTOBER 2010 TIERGARTENZEITUNG NO. 1 SEITE 3 Die Morgenstimmung ist von friedvoller Stille geprägt. Langsam entwickelt sich in den Gehegen und Ställen Geschäftigkeit. Dagmar Fröhlich (rechts unten) gibt Kängurubaby Guugu seine erste Mahlzeit am Tag. Gorilla Lena hält Ausschau nach ihrem Pfleger. Ruhe vor dem Besucheransturm Lange bevor die Tore geöffnet werden, läuft der Arbeitsalltag hinter den Kulissen auf Hochtouren Die Gorillas warten sehnsüchtig auf ihren Kräutertee zum Frühstück ­ Känguru Guugu bekommt sein Fläschchen ngewöhnliche Stille liegt über dem 63 Hektar großen Areal am Schmausenbuck. Kein Laut dringt durch die Dunkelheit. Weder das Gebrüll der Löwen noch die Schreie der Paviane. Es ist fünf Uhr früh. Über dem Tiergarten liegt eine ungewohnte Stille. Um diese Uhrzeit startet Paul Stiller seine Kontrollfahrt durch das noch dunkle Gelände am Schmausenbuck. Der Gärtnermeister kennt das Gebiet wie seine Westentasche. Schließlich arbeitet er seit 27 Jahren im Tiergarten und würde sich auch blind darin zurecht nden. Besser ist es jedoch, wenn er sieht, was die Besucher am Vortag liegen gelassen haben. Müll beispielsweise. Um den Abfall zu entsorgen, werden nach Abschluss seiner Inspektion einige Mitarbeiter losgeschickt. Außerdem muss der Abtransport des Holzes von einigen kranken Bäumen organisiert werden. Das sollte geschehen, bevor die ersten Besucher das Tor passieren. Als Stiller den Stelzvogelweiher passiert, herrscht absolute Ruhe. Rosa Pelikane gleiten lautlos durchs Wasser, Chile-Flamingos stehen wie Statuen auf einem Bein. Nicht einmal die Streifengänse schna ern. Der P anzenexperte passiert einen einsamen Weg nach dem anderen. Langsam setzt die Dämmerung ein. Jahrhundertealte Eichen treten allmählich aus dem Scha en. Wo noch ZwieONLINE TIPPS licht herrscht, wirken die Gehege gespenstisch. Zumindest jene, die leer sind. Viele Tiere verbringen nämlich die Nacht im Stall. Das gilt nicht für die Bisons. Die bis zu 1000 kg schweren Tiere lagern reglos am Boden. Von weitem sehen sie aus wie braune Erdhaufen. Als Stiller das Gehege der Urwildpferde ansteuert, heben diese kurz den Kopf. Die sind es gewohnt, dass ich komme", " erklärt er. Um sechs Uhr machen sich die Arbeiter auf den Weg zur Baustelle der Delphinlagune. In den einsetzenden Baustellenlärm mischt sich der Gesang der Vögel. Eine Viertelstunde später ist zwar noch nicht Frühstückszeit bei den Affen. Doch es brennt Licht, in einem Hinterzimmer des A enhauses sitzt Dagmar Fröhlich auf dem Fußboden. Die stellvertretende Revierleiterin hat eigentlich erst um 7.30 Uhr Dienstbeginn, so wie alle anderen Tierp eger auch. Aber sie fü ert ein Kängurubaby. Guugu wurde von seiner Mu er verlassen, braucht nun fünf Mal am Tag die Flasche. Das Kleine steckt in einem Sto beutel, nur das Mäulchen ist zu sehen. Erst als die Milch bis zum letzten Tropfen herausgesaugt ist, kommt das ganze Tier zum Vorschein. Beim Fund war das Känguru gerade einmal 500 Gramm schwer, nach neun Monaten bringt es inzwischen 3,8 Kilo auf die Waage. Von der Aktion bekommen die A en wenig mit. Die wa" chen erst auf, wenn sie den Schlüssel im Schloss hören", erzählt Dagmar Fröhlich. Die Tiere ruhen, bis der P eger kommt. Außerdem schlafen die wenigsten Tiere acht bis zehn Stunden am Stück tief und fest. Den Gira en genügt beispielsweise ein fünf- bis zehnminütiger Tiefschlaf. Sonst dösen die nur." Weil die Goril" las erst in einer Stunde ihren Kräutertee serviert bekommen, geht Dagmar Fröhlich erst einmal weiter. Die Motorsägen sind längst erwacht und kreischen von der Baustelle herüber. Jeden Morgen ein neues Spielzeug Es ist kurz vor 7 Uhr. Im Delphinarium brennt schon Licht, die Bewohner spielen. Alle haben die gleichen roten Bälle. Tierp eger Armin Fritz erzählt, dass die sechs Großen Tümmler jeden Morgen anstelle des Spielzeugs vom Vortag etwas Neues bekommen. Man ahnt den Grund: Del ne haben auch keine Tiefschlafphase. Am Aquapark taucht ein Koloss von Kalifornischem Seelöwen immer wieder durchs Wasser, der Nachwuchs neckt sich, und die Pinguine stoßen trompetenartige Laute aus. Über dem Gehege kreist ein Graureiher. Jetzt entfaltet die Morgenstimmung ihre ganze Wirkung. Man würde am liebsten verweilen. Aber es geht weiter ins A enhaus, wo nun die erste Mahlzeit des Tages eingenommen wird. Fritz und seine Gorilladamen fressen genüsslich ihre Morgenration Obst und Gemüse. Dazu gibt es Tee aus der Flasche. Jetzt kommt auch der Betriebshof auf Touren. Zooinspektor Max Reinhard ist von Haus aus Frühaufsteher ­ wegen seiner zwei Hunde. Im Sommer springt er bereits um 4.15 Uhr aus den Federn. Ab 6.30 Uhr sitzt er im Büro. Welches Tier ist krank? Welches hat Nachwuchs bekommen? Das und mehr muss der Zooinspektor wissen, wenn er den Dienstplan für die 62 Tierp eger aufstellt. Er sei eigentlich Mädchen für alles", charakte" risiert sich Reinhard. Das tri auch auf Fu ermeister Alois Ehrnsperger zu. Der 62-Jährige fährt morgens vom Gut Mi elbüg zum Schmausenbuck. Das alte Gehö in Schwaig ist die Vorratskammer des Tiergartens. Ehrnsperger kümmert sich dort um 190 Hektar über das Stadtgebiet verteilten Waldes und 88 Hektar Felder. Sie liefern den größten Teil der Grundversorgung für die Tiere. Daneben müssen der Fu ermeister und seine fünf Mitarbeiter täglich rund 100 Kilo Fleisch und knapp ebenso viel Fisch ausliefern. Beim Grünzeug sind es drei Tonnen pro " Tag", ergänzt Ehrnsperger. Um 6.30 Uhr beginnt die Tour. 21 Abladestationen fährt der mit Gras, Mais und der Fu erp anze Topinambur gefüllte Transporter an. Kurz nach acht ist die Arbeit gescha . Dann geht es zurück zum Gut, berichtet der Fu ermeister und beugt sich über die anstehende Bestellung, denn der Nachschub muss rollen. Der Morgen", stellt " Tiergarten-Veterinärin Katrin Baumgartner fest, ist unsere Rushhour. Morgens " passiert immer alles." Vor 7.30 Uhr kommen die Tierärzte nur in Ausnahmefällen. Wenn eine Gira e eine Narkose benötigt, zum Beispiel. Eingri e werden in " der Früh vorgenommen, weil wir dann den ganzen Tag Zeit haben, die Tiere zu beobachten. Blutproben für Routinekontrollen nden ebenfalls zeitig sta . Dann sind die Tiere noch nüchtern", berichtet sie von ihrem Alltag. Hinzu kommen die Notfälle. Aber dann muss sie weg. Ein Andenkondor hat eine Bissverletzung. Kurz vor acht Uhr. Fu ertransporter rollen vorbei, gefolgt von einem Elektroauto mit dem Tiergartendirektor am Steuer. Im Gehege der Gira en werden mit einer Winde Heu und Zweige in luftige Höhe befördert. Mundgerechtes Frühstück für Lilli und Co. Jetzt noch ein letzter Abstecher zum Stelzvogelweiher. Weißstörche, Graureiher, Kronenkraniche, Pelikane und Enten tummeln sich auf der Wiese. Es ist Frühfü erung. Alle Vogelstimmen scheinen gleichzeitig zu erklingen. Der Tiergarten erwacht mit einer überwältigenden Klangkulisse. w Text: Fotos: Ute Fürböter Gerd Grimm W W W.NOR DBAY ER N.DE/TIERGA RTEN HTTP://BLOG.NOR DBAY ER N.DE/PIR SCH HTTP://BLOG.NZ ONLINE.DE/TIERGA RTEN/ Eingebe et in aktuelle Meldungen und Service-Informationen rund um den Tiergarten Nürnberg be ndet sich die Online-Version der Tiergartenzeitung zum Blä ern und Schmökern. Fotos von dem begeisterten Tierfotografen Erich Heimann nden sich Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein Tier Schlagzeilen verurim Blog Auf der Pirsch". Der Reporter ist fast jeden Tag auf dem Ge- sacht. Ute Wolf bloggt fachkundig, humorvoll und aktuell in Ach" " lände am Nürnberger Schmausenbuck unterwegs. tung, Wolf!" über die großen und kleinen Ereignisse in der Tierwelt.

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SEITE 4 TiergarTenzeiTung no. 1 OKTOBER 2010 Ein echtes Kraftpaket Wegen der extremen Gefährlichkeit der Harpyien dürfen Pfleger nur zu dritt das Gehege betreten ­ Mit ihren scharfen Krallen können sie schwere Verletzungen verursachen ie tragen eine dunkelgraue Federkrone, die sie bei Erregung aufstellen können, haben anthrazitfarbene Flügel, einen weißen Bauch und schwarz-weiß gestreifte Hosen". " Es besteht kein Zweifel: Die Harpyien sind besonders schön und eindrucksvoll. Dennoch stehen sie im Tiergarten ­ anders als Affen, Seelöwen und Eisbären ­ nicht gerade im Rampenlicht. Viele Besucher am Schmausenbuck wissen nicht einmal, was Harpyien sind. Dabei zählen sie zu den mächtigsten Greifvögeln der Erde. Wenn man ge" nau hinschaut, lassen schon ihre Schnäbel und Füße erahnen, welche Kraft sie haben", sagt Thorsten Krist, Revierleiter des Aquaparks, zu dem auch die Raubvogelanlage gehört, respektvoll. Die Weibchen können bis zu neun Kilo schwer werden, die Männchen bringen es nur" auf knapp sieben Kilo. " Die Harpyien-Küken werden von den Eltern über Monate hinweg aufgepäppelt. In den tropischen Regenwäldern Latein- und Mittelamerikas nisten sie in den Kronen alter Baumriesen und ernähren sich von wehrhaften Wirbeltieren wie Faultieren, Affen, Leguanen und Aras. Harpyien sind trotz ihrer Größe äußerst wendige Flieger, die im dichten Urwald gut manövrieren können. Sie lauern ihrer Beute in den hohen Wipfeln großer Bäume auf und töten sie mit den scharfen Krallen. Auch Fernando und Esmeralda, die beiden Nürnberger Harpyien, haben diesen ausgeprägten Jagdinstinkt nicht eingebüßt. Schon mehrfach ist es ihnen gelungen, an ihrer Voliere entlangstreunende Katzen oder junge Füchse durch den Drahtzaun zu erlegen und mit unglaublicher Kraft ins Gehege zu ziehen. Sie sind deshalb auch die einzigen Greifvögel am Schmausenbuck, deren Gehege mit einer zusätzlichen Absperrung und abwehrendem Stachelgebüsch umgeben ist. Viele Besucher " wollten die Tiere ohne den Draht fotografieren und versuchten, den Fotoapparat durchzuschieben. Das ist bei Harpyien aber viel zu gefährlich", warnt Krist. Sie sind sehr schnell, schlagen " mit ungeheurer Wucht und ohne jede Vorwarnung zu." Das enorm selbstbewusste, aggressive Verhalten, mit dem diese Greifvögel ihr Revier verteidigen, hat auch Konsequenzen für die Pfleger. Während die Gehege von Geiern, Seeadlern und Käuzen jede Woche gereinigt werden, steht bei Esmeralda und Fernando im Durchschnitt nur einmal im Monat Großputz an. Der 39-jährige Revierlei- ter erzählt: Wir müssen dafür zu dritt " sein, was der Dienstplan nicht allzu oft zulässt. Wir brauchen zwei Leute, die die angriffslustigen Tiere in Schach halten, und einen, der sauber macht." Auch der Gärtner, der hin und wieder das Gras in der Voliere mäht, kann die gute Stube nur mit zwei erfahrenen Body" guards" betreten. Nur noch wenige der Greifvögel in Europa Das Harpyien-Paar kam 1980 nach Nürnberg. Beide sind Wildfänge und hatten damals noch ihr Jugendgefieder. Sie wurden dem Tiergarten von einem Privatmann überlassen. Am Schmausenbuck haben sie sich als sehr zuverlässiges Zuchtpaar erwiesen. Elf Jungvögel sind in Nürnberg geschlüpft. Das ist in " Europa einzigartig", erläutert Krist stolz. Leider haben Fernando und Esmeralda seit einigen Jahren eine Brutpause eingelegt. Sie bauen zwar mit Begeisterung am Horst und balzen miteinander, aber Esmeralda legt keine Eier mehr. Die Harpyien sind eine " sehr exquisite Art und ein Highlight in unserer Greifvogel-Anlage. In Europa gibt es nur noch wenige Tiere. Wir arbeiten daher sehr kooperativ zum Beispiel mit dem Vogelpark Walsrode und dem Tierpark in Berlin zusammen, um sie in europäischen Tiergärten zu erhalten", erläutert der Nürnberger Zoodirektor Dag Encke. Die Einrichtungen tauschen dabei nicht nur Tiere aus, um neue Zuchtpaare zusammenzustelDer Greifvogel hat einen jungen Fuchs getötet, der ein bisschen zu nahe am Gehege der Harpyien vorbeigestreunt war. len, sondern vor allem auch Know-how in puncto Haltung und Vermehrung. Encke: Unser Ziel ist es, Begeiste" rung für diese eindrucksvollen Vögel zu schaffen." Deshalb diskutieren Tiergartenleitung und Pfleger auch, ob man die in einer relativ beengten Zuchtvoliere untergebrachten Harpyien irgendwann in einem größeren Gehege präsentieren soll. Dann könnten die mächtigen Greife viel besser zur Geltung kommen, wären aber noch schwerer zu kontrollieren. In freier Wildbahn ist ihre Zahl stark dezimiert. Die größte Gefahr für den Fortbestand stellt die Zerstörung ihres Lebensraums durch Brandrodung und Abholzung der tropischen Regenwälder dar ­ eine ökologische Katastrophe in jeder Hinsicht. Die Jagd auf die großen Greifvögel, deren Schopffedern begehrte Trophäen sind und als Status- symbol gelten, ist ein weiterer Faktor. Weil Harpyien außerdem ausgedehnte Reviere brauchen und sie durch die monatelange Aufzucht eines einzelnen Jungen nur alle zwei Jahre zum Brüten kommen, nimmt ihre Zahl kontinuierlich ab. Die Tiere werden auch erst sehr spät geschlechtsreif, sodass die Vermehrungsrate ohnehin recht gering ist. Experten schätzen, dass ein Harpyienpaar mindestens 100 Quadratkilometer intakten Tropenwaldes als Territorium braucht, um seine Ernährung ganzjährig sicherzustellen. So wird es dem einzigartigen Adler nur gelingen zu überleben, wenn in seinem Verbreitungsgebiet ein Netz großflächiger Waldschutzgebiete eingerichtet werden kann. m Text: Fotos: Alexandra Voigt Tiergarten Nürnberg Wenn sie kommt, gehen die Tiere in Deckung Veterinärin Katrin Baumgartner kennt die Angst von Nashorn, Gorilla & Co vor der Spritze und kann damit umgehen in Sibirischer Tiger war ihr erster Patient. Seitdem hat Katrin Baumgartner so ziemlich jede gefährliche Spezies dieses Planeten behandelt. Gebissen wurde sie aber nur ein einziges Mal ­ von einem Pinguin. Aber so ist das Leben einer Zoo-Tierärztin: Das Unerwartete kann immer passieren. Es sind ja alles Wildtiere bei uns", " begründet die 42-jährige Veterinärin mit dem dichten Wuschelkopf , warum sie ihren Patienten stets mit Respekt begegnet. Angst jage ihr aber kein Tier ein. Nicht einmal Spinnen oder Schlangen könnten ihr Gänsehaut verursachen. Umgekehrt funktioniert das aber schon. Katrin Baumgartner weiß, dass sie unter den Zoobewohnern bestenfalls mäßig beliebt ist. Bei einer Führung hat sie einmal die Gruppe verlassen müssen, weil die Affen bei ihrem Anblick davongelaufen sind. Bei anderer Gelegenheit wurde sie von den Primaten mit wilden Drohgebärden begrüßt. Die " Tiere wissen genau, wer ich bin und was ich vorhabe." Das macht die Arbeit nicht leichter. Katrin Baumgartner liebt ihren Job als Tierärztin. So stehe sie samt Blasrohr oder Betäubungsgewehr manchmal dumm da, weil sie von ihren Patienten ängstlich fixiert wird. Ich schieße ja nicht zwischen die " Augen", sagt sie dazu. Sie brauchte aber auch schon einmal drei Tage, um eine durch ein Geweih verletzte Wapiti-Kuh betäuben zu können. Denn diese versteckte sich bei ihrem Anblick immer hinter ihren Artgenossen. Als sie sich für ein Foto mit dem Betäubungsgewehr vor das Gehege dieser Tiere stellen sollte, war sie fest davon überzeugt, dass auf den Bildern nur Landschaft zu sehen wäre, weil die Wapitis flüchten würden. Die aber blieben in dieser Situation seelenruhig stehen. Sie wissen eben Bescheid... Die allseits gefürchtete Wohltäterin macht ihren Job mit Leidenschaft. Schließlich wusste Katrin Baumgartner nach ihren eigenen Worten schon mit sechs Jahren ganz sicher, dass sie Tierärztin werden würde. Dass ihre Familie daheim in Meran kein einziges Haustier hatte, bremste ihre Euphorie nicht. Das berufliche Ziel ist erreicht ­ dass es letztlich der Tiergarten wurde, hat viel mit Pickeln, Abszessen und Geschwüren zu tun. Katrin Baumgartner, die ihre Doktorarbeit über frei lebende Wölfe in Italien geschrieben hatte, absolvierte ein Praktikum in einer Kleintierpraxis. Dort hätte man sie übernommen, wenn sie sich auf Hautkrankheiten bei Hunden spezialisiert hätte. Diese Lebensaufgabe musste es dann doch nicht sein. Zumal die gebürtige Südtirolerin andere Herausforderungen kennengelernt hatte. Eben jenen Tiger, den sie im Jahr 1994 beim Praktikum im Münchner Tierpark Hellabrunn untersuchen durfte. Oder jenen Pinguin, der sie verschreckt in die Hand pickte, als sie nach einer Ölpest vor Südafrika dessen Gefieder säubern wollte. 1996 entschied sich Baumgartner für den hiesigen Tiergarten. Und hat es nach eigener Aussage nicht bereut. Gefährlich möchte die Zoo-Ärztin ihre Arbeit nicht nennen. Natürlich müsse sie immer umsichtig vorgehen, das deutlich größere Risiko hätten jedoch die Pfleger(innen), die viel unmittelbarer mit den Tieren arbeiteten. Katrin Baumgartners Augenmerk gilt da schon stärker der Frage, wie sie die Untersuchungen für ihre Patienten möglichst stressfrei gestalten kann. Wanzen helfen bei der Blutabnahme So sind zwecks Tierseuchen-Vorbeugung zahlreiche Blutuntersuchungen erforderlich. Eine besonders prekäre Spezies hierbei sind die Giraffen. Für sie ist die Narkose kreislaufbedingt risikoreich. Daher wurde für die Giraffen ein schonendes Verfahren gefunden: Mexikanische Wanzen erledigen das Abzapfen des Blutes. Sie leisten einen wertvollen Dienst, ernten aber keinen Dank. Das Ende der Untersuchung sieht laut Katrin Baumgartner nämlich so aus: Ich reiße ihnen den Kopf ab." " Das Töten gehört zum Alltag der Tierärztin. Etwa dann, wenn kranke oder alte Tiere eingeschläfert werden müssen. Baumgartner bedauert das immer, hat dabei aber kein schlechtes Gefühl. Ein solcher Schritt werde ausführlich mit mehreren Personen besprochen und erfolge erst, wenn keine Heilung mehr möglich sei. Wirklich traurig mache sie dieser Teil ihrer Arbeit nur selten. Aber es kommt vor: Katrin Baumgartner erzählt von einer kleinen Giraffe, die sich das linke Bein gebrochen hatte. Mit großem Aufwand war die Heilung gelungen. Doch das Tier knickte wieder um und brach sich das rechte Bein. Das war " das Ende. Leider", sagt die Ärztin. Trösten könnte sie sich damit, dass viele Zootiere wesentlich älter werden als in der freien Natur. Die Krankheitsbilder sind häufig solche, wie man sie vom alten Menschen kennt: schlechte Zähne oder Probleme mit den Nieren. Überrascht wird sie von ihren Patienten immer wieder. Denn das Verhalten ihr gegenüber ist keinesfalls nur eine Frage der Tierart, sondern auch des individuellen Charakters, meint die Veterinärin. So hat sie einen Nashornbullen, der sich bereitwillig immer wieder die Füße behandeln lässt. Wirklich schwierig für die Ärztin sind Tiere ohne erkennbare Mimik, wie etwa verletzte Greifvögel. Hier ist die richtige Diagnose nicht leicht zu finden. Geradezu als Musterpatienten erweisen sich Delfine. Klar, sagt Katrin Baumgartner, diese sind durch das medizinische Training bestens auf die Untersuchungen der Tierärztin vorbereitet. z Text: Foto: Klaus Schrage Michael Matejka

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OKTOBER 2010 TIERGARTENZEITUNG NO. 1 SEITE 5 Flocke-Fieber am Mi elmeer Nürnberger Medienstar begeistert die Besucher des "Marineland" an der Côte d'Azur Fans aus Franken statten ihrem Liebling in der neuen Heimat einen Besuch ab BÜCHER FÜR KINDER WÖLFE ­ Was ist ie wurde zur berühmtesten Bewohnerin des Tiergartens: Flocke. Fernsehsender aus aller Welt zeigten die Bilder des Eisbärenbabys, das von vier P egern hochgepäppelt wurde. Flocke hat sich inzwischen zu einer gesunden, krä igen Eisbärin entwickelt. Im April dieses Jahres ist sie mit ihrem Gefährten Rasputin nach Südfrankreich umgezogen. Ihr neues Zuhause ist der Meeresthemenpark Marineland" in " Antibes an der Côte d'Azur. Dort leben sie in direkter Nachbarscha mit Orcas, Del nen und Robben. Schon auf dem Weg zum Marineland" säumen große " Schilder mit Eisbärenfotos die Straße, um Werbung für die neue Sensation zu machen: Nouveauté 2010: Ours Po" laires". Eisbären am Mi elmeer ­ für die Besucher des Marineland" sind die " weißen Riesen eine echte A raktion. Dusche unter dem Wasserfall Flocke ist ganz in ihrem Element: Wie schon in Nürnberg produziert sie sich gern vor Zoobesuchern. Sie reagiert " vor allem auf Kinder und schwimmt gezielt auf sie zu", hat Manuel GarciaHartmann beobachtet. Der Tierarzt des Marineland" ist außerdem Fachbeauf" tragter für Eisbären in französischen Zoos. Flocke und Rasputin haben sich " schnell bei uns eingewöhnt", erzählt er. Ihr 2500 Quadratmeter großes Gehege haben die beiden Eisbären sofort in Beschlag genommen, als hä en sie nie woanders gelebt. Es gibt hier Felsen mit Plätzen zum Verstecken und Schlafen, wenn die beiden einmal Ruhe haben wollen. Unter einem Wasserfall nehmen sie zwischendurch zur Abwechslung eine Dusche. Und: Sie können in richtigem Meerwasser schwimmen. Das Wasser wird " aus 70 Metern Tiefe vom Mi elmeer in die Becken gepumpt. Dort hat es auch im Sommer eine konstante Temperatur zwischen 12 und 14 Grad", erklärt der Tierarzt. Automatisch wird jeden Tag ein Dri el der Wassermenge ausgetauscht, um die Temperatur so niedrig zu halten. Sollte es den Eisbären trotz- dem zu heiß werden, können sie sich in eine Eishöhle zurückziehen, die künstlich beschneit wird. Dort verstecken die P eger manchmal auch besondere Leckerbissen für Flocke und Rasputin: Heringe und Spro en zum Beispiel, die sie dann aus dem Schnee graben ­ so kommt keine Langeweile auf. In ihrem ersten Sommer an der Côte d'Azur ha en Flocke und Rasputin keine Probleme mit dem Klima. Der Tierarzt führt das auch auf das spezielle Mikroklima in der Bucht von Nizza zurück: Richtige Hitzewel" len sind hier die Ausnahme." Von Juni bis August hat eine Biologin Buch über das Verhalten und den Tagesablauf der Eisbären geführt. Die beiden waren morgens aktiv, haben gespielt und sind bis gegen Mi ag viel geschwommen. Am Nach" mi ag haben sie dann Siesta gehalten", erzählt Manuel Garcia-Hartmann, bevor " sie gegen Abend wieder munter wurden." Während der letzten Monate haben beide Bären deutlich an Größe und Körpermasse zugelegt. Dass sie langsam erwachsen werden, zeigt sich auch an ihrem Verhalten: Die beiden haben " nicht mehr so viel zusammen gemacht wie früher", sagt Garcia-Hartmann. Flo- Flocke fühlt sich in der neuen Eisbären-Anlage des "Marineland" sichtbar wohl. Das Wascke suchte immer ö er Ab- ser wird aus 70 Metern Tiefe vom Mittelmeer in die Anlage in Antibes gepumpt, ein Dritstand von Rasputin. Sprang tel der Wassermenge wird täglich ausgetauscht. er mit voller Wucht zu ihr ins Wasser, verließ sie das Becken. Wenn es Fu er gab und Raspu- Eisbären als Einzelgänger, nachdem ihre Manuel Garciatin fraß, entfernte sie sich. Und nachts Mu er sie verlassen hat ­ so ließe sich Hartmann, Tierschliefen sie nicht mehr wie früher im Flockes Verhalten plausibel erklären. arzt im "Marineselben Innenabteil des Geheges. Der Deshalb hat man im Marineland" Floland", betreut " Tierarzt vermutet, dass das mit dem Al- cke und Rasputin für einige Zeit vonFlocke und Raster der beiden zu tun hat. Im November einander getrennt. Das ist uns nicht putin in ihrer " und Dezember werden sie drei Jahre alt. leichtgefallen. Wir wollen sie nicht darneuen UmgeIn der freien Natur leben erwachsene an gewöhnen, dass sie permanent allein bung an der sind", sagt der Veterinär. Sie bleiben in Côte d'Azur. " Petra Fritz, Sichtkontakt, und wenn sie signalisieTierpflegerin ren, dass sie wieder mehr Kontakt wolaus Nürnberg len, lassen wir sie wieder zusammen." selbstverständlich, dass sie während ihund eine der Vielleicht, überlegt der Tierarzt wei- res Frankreich-Urlaubs einen Abstecher Ziehmütter ter, sollten die beiden auch nicht wie ins Marineland" macht. Wir tre en sie " von Flocke, Geschwister immer beisammen sein. an Flockes Gehege. He, alte Maus", be" besucht ihren Denn schließlich ho en alle, dass die grüßt sie ihren ehemaligen Zögling. Die Schützling in beiden gemeinsam eines Tages für Vernun sagt ihr natürlich, dass die geAntibes. Ihr Nachwuchs sorgen. Das wünschen sich meinsamen Monate mit Flocke vorbei ist der Abauch viele Nürnberger. Hier gibt es eine sind. Aber innerlich fühlt sie etwas anschied von der ganze Reihe von treuen Flocke-Fans, deres: Die Zeit mit Flocke, die geht für " Eisbärin bedie ihren Liebling schon in Antibes be- mich immer weiter." j sonders sucht haben. schwergefalAuch für Tierp egerin Petra Fritz, Text: Ute Wolf len. eine der Ziehmü er von Flocke, ist es Fotos: Patrick Gauthey was (Band 104) Wolfsforscher Erik Zimen verfasste einen 2010 wieder aufgelegten Band der Was-ist-Was-Reihe zu Wölfen für junge Leser ab 10 Jahren. Der bereits 2003 verstorbene Biologe arbeitete über die Evolution der Haustierwerdung am Beispiel von Wölfen und Hunden. Immer wieder lebte er unter Wölfen. Erst wenn wir den Wolf kennen, so Zimen in der Einleitung, werden wir auch anfangen, unsere Hunde besser zu verstehen. In dem mit vielen detailfreudigen Illustrationen versehenen Band veranschaulicht Zimen die schwierige Beziehung zwischen Mensch und Wolf. Autor: Erik Zimen Erschienen als Hardcover bei Tesslo Wissen, Tesslo Verlag Nürnberg, 2. Au age 2010 ISBN: 978-3-7886-0667-1 Preis: 9,95 Euro ­ Ein Pop-up-Buch zum Entdecken. Bei dem 2008 erschienenen Popup-Buch Tiere " im Meer" springen den Kindern im Erstleseralter Del ne entgegen, eine Krake streckt ihre langen Arme aus und ein Weißer Hai taucht aus den Fluten auf. Ruhiger geht es im Korallenri zu: Dort schwimmen bunte Kaiser sche aus dem Buch. Fast wie im Weltraum schweben leuchtende Quallen durchs Meer. Zu den lebensnahen Fotogra en im 3-D-E ekt kommen sachlich verfasste Texte und Steckbriefe zur jeweiligen Tierart. Autorin: Marie Greenwood Erschienen als gebundene Ausgabe im Dorling Kindersley Verlag, München, 2008 ISBN 978-3-8310-1157-5 Preis: 9,95 Euro Wunderwelt des Wissens Das Buch Wilde " Tiere" ist ein faszinierendes Sachbuch mit vielen Pop-up- und Spiele ekten. Geeignet für Kinder ab etwa acht Jahren, beschreibt es Überlebensstrategien von wilden Tieren. Erläutert wird, wie zum Beispiel ein geradezu aus dem Buch angreifender Adler seine Sinne, Eisbären ihre Tarnung, Raubkatzen und Bären diverse Jagdstrategien und Krokodile ihren mächtigen Kiefer einsetzen, um sich zu behaupten. Das aufwändig gemachte Buch vermi elt fast nebenbei eine Menge Wissenswertes. Autorin: Claire Bampton Erschienen als gebundene Ausgabe im Carlsen Verlag, Hamburg, 2008 ISBN 978-3-551-18518-1 Preis: 14,90 Euro W ILDE TIER E TIER E I M M EER GESCHENKE TIPPS TIERGA RTENK A LEN DER FAU NA Mit zwölf einzigartigen Motiven aus dem Tiergarten Nürnberg ist der Tiergartenkalender 2011 etwas ganz Besonderes. Der vierfarbige, professionell gestaltete Kalender ist exklusiv im Tiergarten erhältlich. Unter dem Mo o "Besondere Augenblicke im und am Wasser" zeigt er jeden Monat ein groß formatives Foto von so verschiedenen Tieren wie Eisbären, Krokodilen, Enten, Del nen, Fröschen oder wasserspritzenden Tigern. Zu jedem Motiv gibt es eine informative Tierbeschreibung mit einer geogra schen Karte zum Lebensraum der jeweiligen Tierart. Erhältlich: nur im Tiergarten Nürnberg Preis: 12 Euro (mit Schutzfolie) Bei dem Wissens- und Schätzspiel Fauna" spielen zwei bis sechs Tierkenner ab " etwa 12 Jahren auf einer aufwändig gestalteten Weltkarte, die verschiedene Lebensräume darstellt. Anhand von Tierkarten, die lediglich den Namen und die lateinische Bezeichnung des Tieres sowie die Anzahl der Gebiete, in denen die Tierart beheimatet ist, nennen, müssen die Spieler z. B. schätzen, in welchem Lebensraum das jeweilige Tier vorkommt. So erhalten kün ige Tierforscher spielerisch zoologisches Basiswissen. 2 bis 6 Spieler, ab 12 Jahren, Spieldauer: 45 bis 60 Minuten, Autor: Friedemann Friese, Huch & friends, Preis: ca. 19 Euro

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SEITE 8 TiergarTenzeiTung no. 1 OKTOBER 2010 Termine im Tiergarten Do., 04. 11. 2010, 19.30 uhr "Neues aus dem ältesten Zoo der Welt": Vortrag von Dr. Dagmar Schratter, Direktorin des Tiergartens Wien-Schönbrunn Überzählige Zootiere werden getötet und an Löwen und Tiger verfüttert Das große Fressen cke bestärkt Mägdefrau in dem offensiven Umgang. Bei fast allen Führungen durch den Tiergarten kommt dieser Aspekt zur Sprache. Häufig berichten die Besucher von eigenen Erlebnissen. Mal geht es um die Katze, die kleine Mäuse fängt, mal werden Eichhörnchen geächtet, weil sie Vogelnester ausrauben. Würden die Blaumeisen nicht auf die" se Weise dezimiert, würde die Population explodieren", sagt der Experte Mägdefrau. Schließlich setzt ein Blaumeisenpaar etwa 80 Junge in die Welt. Allerdings bleibt auf lange Sicht nur ein fortpflanzungsfähiges neues Paar übrig. Das sei eine enorme Ausfallrate, aber ohne diese gäbe es keine Evolution, erklärt der Tierkundler: Der spannende " Punkt ist die Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen." Natürlich sei es emotional einfacher, die Tiere vom Nachbarn zu essen und nicht das eigene Kaninchen, führt der Familienvater an. Seine Töchter wurden in dem Bewusstsein erzogen, dass jedes Tierleben wertvoll ist ­ aber auch sterblich. Egal, ob es sich um Zootiere, Wildtiere, Haustiere oder Tiere aus der Massenzüchtung handelt. Denn wer sich im Supermarkt ein Schnitzel in den Einkaufswagen packt, der denkt meist nicht lange darüber nach, dass es ein Stück von einem Tier ist, argumentiert der sonst so besonnene Mägdefrau nun auch emotional und schimpft über die Verlogenheit der Gesellschaft". " Als weiteres Beispiel dient ihm die Geburtenkontrolle. Mit dieser Methode hat der Nürnberger Tiergarten ebenfalls Erfahrungen, aber keine guten. Er musste drei Löwinnen einschläfern, weil sie infolge von empfängnisverhütender Hormongaben an Krebs erkrankten. Mägdefrau findet es daher besser, die Jungtiere zu töten, wenn sie nicht an einen anderen Zoo abgegeben werden können. Bei den aller" meisten Arten kann man viele Tiere an gute Halter weiterschicken", beruhigt er. Aber in anderen Tiergärten herrscht eben oft auch Enge in den Gehegen. Die Weitervermittlung klappt nicht immer. Die Zucht einzustellen, sei ebenfalls problematisch. Wenn doch Bedarf angemeldet werde, dann dauere es oft Jahre, bis sich wieder Nachwuchs einstellt. Das Gleichgewicht zu halten, ist eine sehr komplizierte Aufgabe. Auswildern ist keine Alternative", " geht der Zoologe auf einen anderen Aspekt ein. Dieser Prozess sei extrem langwierig und streng geregelt. Derzeit liefen Versuche, den somalischen Wildesel in seine angestammte Heimat zurückzuführen. Aber zunächst müsse die dortige Bevölkerung dafür sensibi- Mo., 06. 12. 2010 Der Nikolaus ist im Tiergarten und überreicht von 10 bis 16 Uhr allen Kindern (bis 13 Jahre) ein kleines Geschenk. Do., 09. 12. 2010, 19.30 uhr "Przewalski-Pferde im Naturschutzgebiet Tennenloher Forst": Vortrag von Diplom-Biologin Verena Fröhlich, Gebietsbetreuerin Tennenloher Forst und Exerzierplatz. Lebende Krippe" im Kinderzoo mit Schaf und Esel. Darsteller von Maria, Josef und den Hirten erzählen weihnachtliche Geschichten. Die Weihnachtsbude am Kinderzoo sorgt mit Glühwein, Kinderpunsch und Würstchen für das leibliche Wohl. Beginn am 28. 11. 2010, Von 11.30 bis 16 Uhr. Weitere Termine: An den Adventswochenenden, jeweils von 11.30 Uhr bis 16 Uhr Heiligabend, Fr., 24. 12. von 11 bis 15.30 Uhr rovokateure sehen eigentlich anders aus. Helmut Mägdefrau wirkt eher wie ein Mann, der Argumente abwägt. Doch in einem Punkt kann der stellvertretende Leiter des Nürnberger Tiergartens nur mit Mühe an sich halten: Wenn es um das Schlachten von Zootieren geht. Hier hat er eine eindeutige und unverrückbare Meinung. Es gibt keine Argumente dagegen, nur " Gefühle." Aber diese äußern sich oft sehr ausgeprägt. So wurde erst vor kurzem einem Fernsehteam des Westdeutschen Rundfunks die Drehgenehmigung mehrmals verweigert, weil im Sender jemand zum Thema Tötung von Zootieren in Nordrhein-Westfalen recherchierte. Dabei ging es bei der aktuellen Reportage lediglich um einen ServiceVergleich der Tierparks im Ruhrgebiet. Aber die Angst der Zoos vor diesem Thema scheint groß zu sein. Ein Grund dafür sind sicherlich die reißerischen Überschriften im Blätterwald, wie Schlachthof für Kuscheltiere" oder " Schinken vom Schmusebär". Helmut " Mägdefrau hat etliche gesammelt und in seinem Ordner abgeheftet. Der Umfang ist inzwischen beträchtlich. Do., 13. 01. 2011, 19.30 uhr "Von Maloja in die Bernina ­ Traumpfade durchs Engadin": Vortrag von Alexander Grünfeld, Gymnasiallehrer Nürnberg Der richtige Umgang mit Fleischgelüsten Allerdings beschäftigt sich der Biologe schon seit langem mit der Frage: Was ist der richtige Umgang mit den Fleischgelüsten der Tiergarten-Tiere? Im Anschluss an eine Fachtagung in Holland 1997 hatte Mägdefrau dem damaligen Nürnberger Tiergartendirektor Peter Mühling vorgeschlagen, das Verfüttern von Zootieren öffentlich zu machen. Eine Pressemitteilung im März 1998 war das Ergebnis dieser Überlegungen. Im gemäßigten Amtsdeutsch wurden die fränkischen Medienvertreter zum Beobachten der Tischsitten bei den Löwen" eingela" den. Der ungewöhnliche Pressetermin fand seinen Niederschlag in den Zeitungen. So landeten die Informationen über die Verfütterung von Büffeln, Antilopen, Ziegen oder Hirschen auf dem Frühstückstisch der Tiergarten-Besucher. Manchem schlugen sie jedoch auf den Magen. Bis heute erhitzten sich die Gemüter, wenn es um das Töten von Bewohnern der Tierparks geht. Die Frage, ob dies eine Aufgabe des Zoos ist, gehört zur Entscheidung über den Umgang damit: Verschweigen oder zeigen? Der amtierende Tiergartendirektor Dag En- Do., 10. 02. 2011, 19.30 uhr "Für eine Handvoll Zoos mehr nach Texas": Tiergärtnerische Reiseeindrücke aus Bush's Bundesstaat des Diplom-Biologen Konstantin Ruske, Zoologischer Garten Magdeburg. Faschingsdienstag, 08. 03. 2011 Zeigt her Eure Flossen! Alle unter dem Motto "Leben im Wasser" kostümierten Kinder (bis 13 Jahre) erhalten eine Überraschung. Am Betriebshof hängt ein großer Tiertorso. Er ist für die Verfütterung bestimmt. Meist handelt es sich dabei um Büffel, Antilopen, Ziegen oder Hirsche. So., 10. 04. 2011 Thementag: "Lebensraum Wasser" In jeder Abteilung (Revier) im Tiergarten gibt es Tiere, die am oder im Wasser leben. Tiergartenmitarbeiter berichten über die Besonderheiten dieser Tiere und ihre Arbeit mit Meeressäugetieren, Wasservögeln, Amphibien und Co. Alle Vorträge finden im Vortragssaal im Naturkundehaus des Tiergarten Nürnberg statt. Hinweis: Culinartheater in der Waldschänke Als der Gastronom Peter Noventa gemeinsam mit seiner Frau Helga die Waldschänke im Tiergarten Nürnberg übernommen hatte, schuf er das Culinartheater, eine gelungene Mixtur aus gutem Essen und kurzweiliger Unterhaltung. Seitdem amüsiert sich das Publikum über Stücke mit so launigen Namen wie "Spiel mir das Lied vom Topf" und verputzt dabei ein mehrgängiges Menü. Am Samstag, 30. Oktober, wartet ein Halloween Special auf die Gäste und die Silvester-Gala steht im Zeichen von Grenada. Infos unter www.theater-im-tiergarten.de oder Tel. 0911/ 5430120. Raubtiere wie Löwen brauchen, um gesund zu bleiben, regelmäßig frisches Fleisch mit Haut und Haaren. lisiert werden. Um akute Überschüsse an Tieren zu regulieren, eignet sich dieser Weg im Moment jedenfalls nicht. Der Tierschutz ist beim Töten der eigenen Tiere gewährleistet, meint Mägdefrau. Dies werde fachgerecht, kurz und schmerzlos erledigt. Die Fütterung lebender Wirbeltiere ist ohnehin streng untersagt. Zudem dürfen die Tiergartenmitarbeiter, die überhaupt eine Erlaubnis dafür haben, keine Fremdtiere töten. Was Löwen und anderen Fleischfressern vorgesetzt wird, sei reine Bioqualität und stammt aus artgerechter Haltung ohne Tiertransport, bemerkt der Zoologe stolz. Ein solches Festmahl erhalten die Löwen zwei- bis dreimal im Monat. Von einer 182 Kilogramm schweren Antilope bleiben etwa 22 Kilogramm Knochen übrig. Mehr meist nicht, weil die Raubtiere auch das Fell mit verspeisen. Bei einem 380 Kilo schweren Hochlandrind wiegt der Rest etwa 98 Kilo, hier wird das Fell verschmäht. Nach spätestens vier Tagen ist so ein großer Brocken im Raubtierhaus aufgezehrt. Im Anschluss folgen einige außerplanmäßige Fastentage. Viel eingespart wird mit der Versorgung aus eigenen Beständen allerdings nicht. Das meiste Fleisch, das verfüttert wird, stammt aus dem Schlachthof. Die Leute sollen sich damit ausei" nandersetzen", fordert Mägdefrau. Er hofft auf diese Weise einer Entwicklung entgegenzuwirken, die in Amerika erste negative Auswirkungen zeigt. Aus Pietät werde in einem Tierpark in San Die- go nur noch Hackfleisch verfüttert, berichtet der belesene Zoo-Experte. Die Folge: Nun haben die Raubtiere Zahnprobleme. Deswegen hofft Mägdefrau, dass es bei uns nicht so weit kommt". " Er möchte die Akzeptanz des Populations-Managements (nur so viele Tiere zu halten, wie artgerecht in Gehegen leben dürfen) bei den Besuchern erhöhen. Dabei hilft zudem die Information, dass die Todeskandidaten nicht nach optischen Gesichtspunkten herausgesucht werden, sondern überwiegend nach Zuchtkriterien. Darüber wacht ein Computerprogramm, das im Gesamtzusammenhang mit dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm für mehr als 200 Arten den Überblick behält. Diese zentrale Steuerung des Bestands existiert seit mehr als 25 Jahren, und sie hat sich bewährt. Vor allem bedrohte Arten werden gestärkt. Zu ihnen zählen überproportional viele Fleischfresser. j Text: Fotos: Petra Nossek-Bock Gerd Grimm (1) Tiergartenarchiv (2) Helmut Mägdefrau hat einen ganzen Ordner mit Medienberichten über das Verfüttern von Zootieren gesammelt.

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OKTOBER 2010 TiergarTenzeiTung no. 1 SEITE 9 Direktor Dag Encke: Für Dickhäuter kann der Tiergarten derzeit keine geeigneten Haltungsbedingungen bieten ­ Deswegen verzichtet er auf die beliebten Tiere Auszug der Elefanten ten mehr. Warum das so ist, erläutert Tiergartendirektor Dag Encke: Aus welchem Grund haben Sie die Haltung von Elefanten nach dem Tod von Kiri und Yvonne eingestellt? Encke: Elefanten in einem Zoo zu verlieren, das ist eigentlich eine Katastrophe. Von Elefanten trennt man sich wirklich nur sehr schweren Herzens. Denn das sind fantastische Tiere und große Publikumsmagneten. Aber wir hatten Haltungsbedingungen, die nur für die beiden alten Dickhäuter ausreichend waren. Für neue Tiere, die wir uns nur bedingt hätten aussuchen können, mussten wir neu denken. Wir haben dafür lange mit den zuständigen Leuten vom Europäischen Erhaltungszuchtprogramm diskutiert. Schließlich haben wir uns bereit erklärt, eine Planung für die Übernahme von zwei Jungbullen zu machen. Warum gerade für Jungbullen? Jungbullen sind ein Problem in der Elefantenhaltung. Sie müssen in einem bestimmten Alter aus ihrer Gruppe raus, können aber noch nicht als zuchtfähige Bullen in eine neue Gruppe rein. Für dieses Übergangsalter braucht man Zoos, die diese Tiere übernehmen können. Da wir nur für zwei Tiere Platz haben, wäre dies das einzige tragfähige Konzept gewesen. Warum wurde es dann nicht realisiert? Wir haben eine Aufstellung gemacht, lefanten gehören zu den beliebtesten und attraktivsten Zootieren. Als der Nürnberger Tiergarten 1939 am Schmausenbuck eröffnet wurde, zogen acht Dickhäuter in das neue Elefantenhaus ein. Die Gruppe wurde im Lauf der Jahrzehnte immer kleiner und schrumpfte schließlich auf zwei alte Elefantendamen zusammen: die indische Elefantin Kiri und ihre afrikanische Gefährtin Yvonne. Nach dem Tod von Kiri übersiedelte Yvonne im Juli 2008 in den Zoo von Rostock. Dort sollte sie noch einmal Anschluss an eine Artgenossin finden. Die bei den Besuchern überaus beliebte Elefantin starb aber schon ein Dreivierteljahr später. Im Nürnberger Tiergarten gibt es seit Yvonnes Umzug leider keine Elefan- Dag Encke, der Direktor des Tiergartens Nürnberg, erklärt, warum es dort keine Elefanten mehr gibt. was wir für das Management dieser Tiere brauchen. Also: Was muss alles da sein für Tiere, die wir nicht mehr in direktem Kontakt mit den Pflegern halten können. Welche Möglichkeiten brauchen diese Tiere, damit sie ihr sehr temperamentvolles, neugieriges und verspieltes Verhalten bei uns ausleben können, damit sie später als gesunde und sozial intakte Tiere in eine Zuchtgruppe gehen können. Dafür haben wir eine Gesamtplanung gemacht und uns einmal auf den Innenbereich im Elefantenhaus konzentriert und dann auf den Außenbereich. Für beide sind wir zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Welche waren das? In der Außenanlage hatten wir ein richtig tolles Konzept für die Haltung von zwei Jungbullen. Aber im Haus waren wir zurückgeworfen auf 50 Quadratmeter pro Tier. Weil aufgrund der klimatischen Bedingungen in Nürnberg die Tiere zu oft im Haus leben müssten, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass das für solche jungen Tiere nicht zu verantworten ist. Das heißt, die Elefantenhaltung in Nürnberg ist jetzt auf Eis gelegt? Im alten Haus, ja. Wir nutzen das Haus jetzt komplett für die Panzernashörner, die davon sehr profitieren. Unsere Grundüberlegung ist jetzt: Wollen wir Elefanten in Nürnberg haben? Ein Zoo von unserer Größe sollte sich nicht aus der Elefanten- Die Elefanten-Freianlage des Tiergartens Nürnberg in den 1970er Jahren. haltung heraushalten. Wir sehen uns im Zugzwang. Wir müssen Flächen für Elefanten finden. Gibt es Überlegungen für die Zukunft? Wir haben einen Flächennutzungsplan für den Tiergarten gemacht, der zeigt, nach welchen Prioritäten sich der Tiergarten in den nächsten Jahrzehnten entwickeln soll. Im gesamten zentralen Bereich des Tiergartens können wir eine Elefantenhaltung nicht verantworten ­ und zwar einfach aus gestalterischen Gründen. Unsere größte Stärke ist es, dass wir den Besuchern einen wunderschönen Landschaftszoo bieten können. Für Elefanten müssten wir im Zentrum des Zoos und von allen Seiten sichtbar ein sehr großes Gebäude bauen und eine sehr, sehr große Außenanlage dazustellen. Damit würde man den gesamten Baumbestand in dem Bereich vernichten und die Sichtachsen statt auf Wald auf einen großen Gebäudekomplex oder eine kahle Fläche lenken. Die gesamte Mittelspange kommt für dieses Projekt also nicht in Frage. Deshalb haben wir uns auf die Suche gemacht: Wo kann man, ohne den Charakter des Tiergartens zu verletzen, ein solches Projekt realisieren? Haben Sie eine Möglichkeit gefunden? Wir haben eine sehr schöne Fläche, ein Stück Wald ohne wertvollen Baumbestand zwischen der Forststraße und den Weihern. Da liegt ein ganzes Stück unseres Geländes außerhalb des jetzigen Außenzauns. Wir würden also neues Areal nutzen. Wann könnte dieses Projekt verwirklicht werden? Das kann Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern. Aber nach allem, was wir untersucht haben, können wir unter jetzigen Bedingungen keine Elefanten mehr übernehmen. Wir können nicht überall auf hohe Standards drängen und in der Elefantenhaltung auf eine Qualität zurückgehen, die heute nicht mehr vertretbar ist. j Interview: Ute Wolf Fotos: Uwe Niklas/Tiergartenarchiv Der Herr der Wespen schen Weiherlandschaft oder auch anderswo in Nordbayern unterwegs, um Veränderungen der Vogelwelt im Zusammenhang mit der Intensivierung der Teichwirtschaft zu untersuchen. Die Ergebnisse pu" bliziere ich in Zeitschriften", erwähnt er sachlich. In sicher 20 wissenschaftlichen Vereinen und Gesellschaften ist er Mitglied, etwa 30 Zeitschriften und Fachblätter hat er abonniert ­ das fällt im Plauderton nebenbei. Abends im Bett liest er darin. Belletristik? Ja, lese ich auch " mal zwischendurch. Etwas von SchollLatour oder Geschichtliches. Denn besucht man ein Land und lernt es kennen, interessiert man sich auch für dessen Geschichte." Und Manfred Kraus kam und kommt in viele Länder. Ich war in " allen Teilen der Welt, bis auf die Antarktis." Der 82-Jährige berichtet voll Schwung über Urwälder, deren Tierwelt und die Gegensätzlichkeit offener Landschaften, die zum Beobachten günstiger seien: Auch Tierlaute sind hier besser " zu unterscheiden." Ein Forscher. Durch und durch. Asien und vor allem die GUS-Staaten haben es ihm angetan, Indien, die Bereiche östlich von der Türkei, die Mongolei, Tibet bis in den russischen fernen Osten und ­ der Himalaya. Eine meiner Vorlieben!" " Manfred Kraus lächelt, sitzt auf der vorderen Kante eines Sessels und verkörpert jene überspringende Zufriedenheit, die Menschen an sich haben, wenn sie Hobby und Beruf vereinen konnten ­ führte er mit seinem Bruder doch schon als Zwölfjähriger ein ornithologisches Tagebuch. Viele Reisen in entlegene Gebiete konnte er als Tiergartendirektor mit offiziellen Tagungen verbinden oder an den Urlaub anhängen. Er knüpfte Kontakte zu Forschenden vor Ort und nutzte die Organisationsstruktur. Darunter war auch die Reise nach Britisch Guayana in Süd-Amerika 1979, zum Seekuhfang: So konnten der Tierarzt und ich " kleinere Tiere ­ um die 100 Kilogramm ­ für Nürnberg aussuchen." Der frühere Direktor Manfred Kraus ist fast jede Woche vor allem in der fränkischen Weiherlandschaft auf Exkursion und erforscht auch im Ruhestand noch begeistert Insekten, Vögel und Säugetiere Manfred Kraus erhielt etliche Auszeichnungen. Zur Verleihung der "Presse-Ente" 1976 kam er mit einem in Nürnberg geborenen, damals eineinhalb Jahre alten Orang-Utan. Viele Reisen in entlegene Gebiete Großprojekte wie Delphinarium, Tropenhaus, die Sanierung von Affen-, Raubtier- und Elefantenhaus fielen in seine Direktoren-Ära. Die Ge" neralsanierung aller Gehege konnte in 20 Jahren jedoch nicht ganz eingehalten werden", bedauert Kraus. Eine eigene Erfolgsgeschichte begann, als das Landgut Mittelbüg Teil des Tiergartens wurde: Wir nutzten es als " Winterquartier, auch für Quarantänefälle. Es lieferte Futter und auch eine Schweinemast war dort zeitweise untergebracht." Ein Vorzeigeobjekt, um das Nürnberg von anderen Zoos bereits vor 20 Jahren beneidet wurde. Schlaflose Nächte gab es dennoch zuhauf: Wir waren ja nur drei Leute in der " Leitung. Es war selbstverständlich, dass an muss sich ein bisschen auf dem Laufenden halten!" Dass dieser Mann Humor hat, liegt auf der Hand. Sagt er diesen Satz doch vor prall gefüllten Bücherregalen, die rings um ihn her bis zur Decke ragen. Meine Studierhöhle" nennt Manfred " Kraus, von 1970 bis 1991 Nürnberger Tiergartendirektor, den unteren Teil seines Hauses, in dem er forscht, Wissen verwaltet, erweitert und liest. Ich bin " nach der Pensionierung nie in ein Loch gefallen." Auch jetzt noch ist der studierte Insektenforscher (Entomologe), Vogelkundler (Ornithologe), Säugetierforscher (Mammaloge) und Tiergärtner jede Woche auf Exkursion in der fränki- man rausgeklingelt wurde!" Kraus redet mit Händen, springt immer wieder auf, um Bücher und Dokumente zu holen, die schon bald den Tisch vor ihm bedecken. Die Frage war auch: Was machen " wir aus dem Zoo? Er war damals weit entfernt von einer schönen Parkanlage. Ich habe konsequent versucht, ihn als Teil des Reichswaldes mit Wiesen, Felsen und Wasser wiederherzustellen, den Waldbestand wieder zu pflegen. Zu meiner Zeit war es eine Modeströmung, möglichst viele Arten zu halten. Davon kam man Gott sei Dank wieder ab, da die Gehege dafür unterteilt wurden. Ich hatte immer die Tendenz, den Tieren viel Raum zu geben, wusste aber immer, dass sie noch mehr gebraucht hätten. Wir haben getan, was trotz der prekären Finanzlage möglich war." Platz ­ da ist der Wissenschaftler rasch beim Thema Meeressäuger" und " spricht eindringlich über das Wissen, das Delfinarien der Allgemeinheit über Lebensraum und Gefährdung von Walen und Delfinen vermitteln: Ich freue " mich auf die Lagune!", sagt er, der heute noch alle paar Wochen durch den Tiergarten streift. Wir konnten das Del" phinarium damals nicht größer bauen, obwohl wir es wollten." Ob Kraus über Vergangenes oder Heutiges spricht, er sprüht vor Agilität. Dass einen das " Feuer der Begeisterung packen und man sich in alten Tagen noch über Kleinigkeiten freuen kann", beschreibt er als Triebfeder. Dass er wie viele Tiergartendirektoren und Veterinäre auch Jäger ist, steht für den Wissenschaftler nicht im Widerspruch zu seinem Engagement in Natur- und Tierschutzverbänden. Stets wusste er einen hervorragend erzogenen Hund an seiner Seite: Deutsch Drahthaar wa" ren sie alle. Ich konnte sie auch gut im Tiergarten verwenden, wenn beispielsweise ein Fuchs unterwegs war ..." Jetzt kommt keiner mehr ins Haus. Er würde uns mit Sicherheit über" leben", meint Kraus pragmatisch, der seine wissenschaftliche Habe samt Präparatensammlung bereits sicher untergebracht hat: Schon jetzt ist das al" les Eigentum der zoologischen Staatssammlung in München." Vorsichtig zieht er Schublade um Schublade auf: Tausende Wespen-Präparate sind hier säuberlich aufgereiht. Eine Privat" sammlung auf diesem Sektor kenne ich in Mitteleuropa nicht", gibt er auf Nachfrage bescheiden zu. Wie die Zeit verrinnt, spürt man nicht. Denn Manfred Kraus erzählt. Von Tieren. j Text: Anabel Schaffer Foto: Uwe Niklas/Tiergartenarchiv Kraus zeigt einen der rund 250 Kästen mit unzähligen Insekten-Präparaten.

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SEITE 10 TIERGARTENZEITUNG NO. 1 OKTOBER 2010 Eine ganz besondere Nachbarscha Die Bewohner der Stadtteile Zerzabelshof und Mögeldorf bekommen das Leben im Tiergarten hautnah mit Ein Jogger sah sich im Lorenzer Reichswald plötzlich einem ausgebüxten Känguru gegenüber Die Stadtteile Zerzabelshof (vorne) und Mögeldorf rahmen den Tiergarten ein. Der Aquapark aus der Vogelperspektive: vorne der Seehundfelsen, hinten das Eisbärengehege. uf dem Stadtplan sehen sie aus wie zwei Nabelschnüre, die den Tiergarten versorgen ­ die Schmausenbuck- und die Bingstraße. Sie sind die regulären Verkehrswege zum Zoo, aber auch die Verbindungen Sie lieben "ihren" Tiergarten: Familie Müller aus Zabo. zu den zwei Nachbarstad eilen Mögeldorf und Zerzabelshof. So weit die abstrakte Ansicht von oben. Sinnfällig wird der Ein uss des Zoos in den Ortsteilen selbst bei Namen wie Tiergarten-Apo" theke" oder Wohnsti am Tiergarten". " Dass aber nicht so ohne Weiteres mit der berühmten Einrichtung geworben werden darf, zeigt die Namensgebung eines Wohnbauprojekts in Mögeldorf, der Wohnanlage am iergarten" an " der Sep-Ruf-Straße. Das h" nach dem " T" sollte die Namensgeber vor mög" lichen rechtlichen Schri en schützen. Doch hinterlässt der Zoo auch nachhaltige Spuren bei den Menschen, die dort wohnen. Helmut Schröder etwa lebt von Kindesbeinen an in Zabo. Für den Mitinhaber des hiesigen Mode- und Be enhauses Strunz" sind " die nahen Gehege ein Stück Heimat. Ich " bin mit dem Brüllen der Löwen aufgewachsen", sagt der 51-Jährige. Das hat ihn bis zum heutigen Tag nicht verlassen. Die Raubkatzen lärmen, sobald sie abends ihr Fu er erhalten. Ich kann die Uhr da" nach stellen." Verlassen kann sich Schröder auch auf die am Tiergarten besonders dichten Schwärme an Zugvögeln. Den Sommer über leben viele von ihnen im Zoo. Im Herbst sammeln sie sich, steigen auf und machen sich auf den Weg gen Süden. Die kündigen " uns jedes Jahr die kältere Jahreszeit an." Schröder selbst spaziert heute noch etwa vier Mal im Jahr durch den Tierpark ­ zum Beispiel, wenn Verwandte aus Oberbayern zu Besuch kommen. So sicher wie das tägliche Zähneputzen steht dann ein Gang in den Zoo auf dem Programm. Meine Nichten und " Ne en freuen sich schon immer tierisch darauf ", scherzt er. Doch zu welchem Stad eil gehört denn nun der Tiergarten, zu Zabo oder zu Mögeldorf? Für Schröder ist klar: Er gehört zu Zabo. Ein Blick auf den Stadtplan bestätigt das. Daran ist nicht zu rü eln. Auch Elfriede Schaller muss das zugeben. Das Vorstandsmitglied im Bürger- und Geschichtsverein Mögeldorf hat sich mit diesem ema befasst. Dennoch, bei einer nicht repräsentativen Befragung von 20 TiergartenBesuchern waren laut Schaller elf der Meinung, der Zoo gehöre zu Mögeldorf und nicht zu Zabo. Sie erklärt sich das so: Die " meisten Besucher fahren mit dem Auto oder der Straßenbahn von Mögeldorf die Schmausenbuckstraße entlang zum Tiergarten." Herausgefunden hat sie zudem, dass der im Mai 1939 in Zabo erö nete Tiergarten (zuvor war er am Dutzendteich angesiedelt) auf altem Mögeldorfer Terrain liegt. Denn der Schmausenbuck gehörte im 19. Jahrhundert zeitweise der einst eigenständigen Gemeinde. Das änderte sich erst mit der Eingemeindung Mögeldorfs nach Nürn- berg anno 1899. Dennoch: Durch seine räumliche Nähe erinnert der Tiergarten regelmäßig auch die Mögeldorfer wie Elfriede Schaller an seine Existenz. Sie lebt hier seit 35 Jahren, knapp einen Kilometer von den Gehegen entfernt. Blies der Wind aus Osten, waren stets die Seelöwen zu hören. Ich ha e den " Eindruck, die Tiere stehen bei uns im Garten", sagt sie. Eine Begegnung der besonderen Art ha e vor Jahren ihr Mann, Fritz Schaller: Als er in der Nähe des Geheges im Wald joggte, querte ein Känguru seine Strecke. Das australische Beuteltier ößte ihm Respekt ein, Schaller kehrte lieber um und alarmierte das Personal am Eingang des Tiergartens. Da sagte man ihm: Das Känguru bricht " immer wieder mal aus. Wir kümmern uns darum." t Text: Alexander Brock Lu bilder: Bischof & Broel Glückliches Pinselohrschwein Für viele Tierarten kann man eine Patenschaft übernehmen Der Jahresbeitrag bewegt sich zwischen 50 und 7 500 Euro s begann mit einer verunglückten Mandarinente. Die stürzte an einem Frühlingstag im Jahr 1993 unsan in den Gartenteich des Ehepaars Beck. Allerdings blieb dem drei- oder vierwöchigen Küken durch diesen Unfall ein schlimmeres Schicksal erspart ­ ein Raubvogel ha e die Ente nämlich erbeutet. Doch der unachtsame Jäger verlor sein Opfer in der Werderau, wo die Becks ihren Schrebergarten haben. Wir sind aus allen Wolken gefallen, als " plötzlich die Ente im Teich saß", erinnert sich Karl-Heinz Beck. Der heute 62-Jährige und seine Frau Christa (68) wurden in den folgenden Monaten zu Adoptiveltern des Wasservogels, der bald auf den Namen Willi" " hörte. Bei der Gartenarbeit ist er immer " hinter meiner Frau hergelaufen und hat die Schnecken und Würmer aufgesammelt", sagt Karl-Heinz Beck. Allerdings " hat er meine Seerosen ruiniert", erzählt Christa, die für Willi eine provisorische Behausung baute ­ die Becks brachten ihren Schützling in einem umfunktionierten Blumenkübel unter. Doch dann nahte der Winter, und sie wussten nicht, wie es mit ihrem Zögling weitergehen sollte. Wir konnten " ihn ja nicht daheim in der Badewanne halten", sagt Karl-Heinz Beck. Also vermi elten sie ihre Ente an den Tiergarten ­ und wurden Paten, um weiter mit ihrem Schützling verbunden zu bleiben. Tierpaten können ihrer Lieblingstierart etwas Gutes tun und zugleich die Weiterentwicklung der Anlage am Schmausenbuck unterstützen. Derzeit gibt es laut Monika Prell, beim Tiergarten für die Paten zuständig, rund 500 solcher Unterstützer. Das Geld ießt zum Beispiel in die Aussta ung der Gehege, in Fu ermittel oder in die medizinische Versorgung. Im Eingangsbereich des Tiergartens steht eine Tafel, auf der alle Paten genannt sind, sofern sie das wünschen. Wer mehr als 500 Euro spendet, bekommt eine Jahreskarte für den Tiergarten oder alternativ zehn Freikarten inklusive Delphinariumsbesuch. Zudem dankt der Tiergarten allen Paten einmal im Jahr mit einer zweistündigen Führung durch die Anlage; und sie erhalten eine Urkunde. Die der Becks ist auf Willibald ausgestellt (auch wenn die Fachleute im Tiergarten merkten, dass Willi eigentlich ein Weibchen war). Doch das war eine Ausnahme, denn in der Regel bezieht sich die Patenscha nicht auf einzelne Tiere, sondern auf Tierarten. Die Preise sind gesta elt und beginnen bei einem Jahresbeitrag von 30 Euro für Kinder, die damit zum Beispiel etwas für Rotwangen-Schmuckschildkröten tun können. Bei Erwachsenen beträgt der Mindestbetrag 50 Euro ­ so viel kos- tet die Patenscha etwa für Chamäleons oder Graureiher. Spitzenreiter sind Del ne, Eisbären und Panzernashörner ­ dafür müssen Paten jeweils 7500 Euro hinblä ern. Allerdings gibt es auch exible Modelle. Wir sind Paten für ein " Viertel Pinselohrschwein", erzählt Karin Dietz (42). Ein ganzes Pinselohrschwein wäre Familie Dietz zu teuer gewesen, die Patenscha hä e 1000 Euro gekostet. 250 Euro aber ist in Ordnung ­ so teilt sich die Familie den Betrag mit anderen Tierfreunden und kann trotzdem ihre Lieblingsart unterstützen. Eigentlich hä en Karin und Peter sowie ihre Kinder Lisa und Stefan gerne die Hängebauchschweine gefördert, aber diese Art hält der Tiergarten nicht. Seit 2008 hat die Familie die Patenscha . Sie sind gerne Paten, denn sie halten die Arbeit, die am Schmausenbuck geleistet wird, für absolut unterstützenswert". " Genauso denkt Marion Rudro . Als ihre Tochter ihre Patenscha für die Mongolischen Rennmäuse beendete, entschied sich die 43-Jährige, die Familientradition fortzusetzen und nun selbst Patin zu werden. Ich hab' die Prä" riehunde gewählt, weil ich die putzig nde." Auch Tamara Gutmann bezahlt für die Präriehunde, und die 15-Jährige konnte ihre Leidenscha für Tiere auch gleich in schulischen Erfolg ummünzen. Familie Dietz (oben) umsorgt ein Pinselohrschwein, Christa und Karl-Heinz Beck (unten) kümmern sich um Ente Willibald. Sie hat am Sigmund-Schuckert-Gymnasium ein Referat über diese Tierart gehalten. Weniger Glück ha e ihre Schwester Tabea (11) mit ihrem Faible für die Pfauen. Wegen der Vogelgrippe, erzählt Mu er Susanne Gutmann (43), hat der Tiergarten die Pfauen abgegeben. Tabea stieg deshalb auf Murmeltiere um. Murmeltiere und Präriehunde kosten jährlich 50 Euro ­ je 20 Euro zah- len die beiden Schwestern selbst, den Rest übernehmen die Eltern. Text: Fotos: Marco Puschner Fengler (2), Niklas (2) Wer Tierpate werden will, kann sich unter Telefon 09 11/ 5 45 48 38 melden oder unter monika.prell@stadt.nuernberg.de

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OKTOBER 2010 TIERGARTENZEITUNG NO. 1 SEITE 11 Ein Zuhause für Wölfe und Adler Der Wildpark Bad Mergentheim in Baden-Württemberg hat sich auf heimische Tierarten spezialisiert Regelmäßige Rundgänge mit Erklärungen zu den Lebensgewohnheiten werden gerne von Familien genutzt llein in Deutschland besuchen jährlich weit über 30 Millionen Menschen Zoos, Tier- oder Wildparks. Viele von ihnen haben nur in Zoos die Gelegenheit, Tiere zu erleben, zu sehen und zu riechen. Zoos verstehen sich als Bildungseinrichtungen. Zoopädagogen nutzen bei Führungen, Seminaren und mit informativen Gehegeschildern die Begeisterung der Besucher für die Zootiere, um Wissen über die schützenswerte Vielfalt der Tierwelt zu vermi eln. Darüber hinaus betreiben Zoos auch selbst Natur- und Artenschutz. Die Erhaltung der Artenvielfalt ist für Zoos nicht nur im aktuellen UN-Jahr der Biodiversität ein Prinzip der täglichen Arbeit und der Forschung. So manche Tierart wäre ohne Zoos bereits ausgestorben. Ob weltberühmter Zoo oder Wildpark, gemeinsam versuchen sie, den Menschen bekannte und weniger bekannte Tiere nahezubringen und sie Tiererlebnisse hautnah sind im Wildpark Bad Mergentheim auch bei gefährlichen Tieren möglich. für den Natur- und Artenschutz zu interessieren. Dafür haben sich die Zoos in nationalen und sogar internationalen Verbänden zusammengeschlossen. Doch Zoos sind so vielfältig wie ihre Bewohner und jeder Zoo setzt seine eigenen Schwerpunkte. Wie in einem Mosaik ergänzen sich die einzelnen Zoos zu einem Gesamtergebnis, das kein Zoo allein leisten kann. Deshalb lohnt es sich, viele verschiedene Zoos zu besuchen und deshalb widmet sich auch die Tiergartenzeitung in dieser Serie einem Zoo anderswo. Der 1973 gegründete Wildpark Bad Mergentheim beherbergt auf einer Fläche von 35 Hektar mehr als 70 verschiedene, überwiegend europäische Tierarten. In einer naturnah gestalteten Gebirgslandscha nden sich Steinböcke, Gämsen und Mu ons, Seen sind mit Fischo ern, Fischen, Sumpfschildkröten, Waschbären und Bibern bevölkert, Raubvögel leben in Flugvolieren und im Wald sind Wildkatzen, Luchse, Wildschweine und Hirsche zu entdecken. Im Sommer 2011 wird ein derzeit geplantes Gehege mit einem Elchpaar besetzt. Ein ganz besonderes Glanzlicht im Wildpark ist das größte Wolfsrudel Europas. Normalerweise verstecken sich die Tiere im Gehege, doch bei den beiden täglichen Fü erungen kommen bis zu 30 Wölfe über einen Hügel auf die Besucher zugeprescht. Sandra Hertweck, Ober-Tierp egemeisterin in Bad Mergentheim und seit mehr als 20 Jahren mit den Wölfen vertraut, steht mi en im balgenden Rudel und erläutert die Rangordnung der einzelnen Tiere. Beeindruckend ist das Wolfsgeheul nach der Fü erung. Es ertönt so punktgenau, dass sich schon so manchem Zuhörer der Verdacht aufgedrängt hat, das Geheul käme vom Band. Doch Tierp egerin Wibke Deimel weiß es besser. Seit sie vor drei Jahren aus dem Tiergarten Nürnberg nach Bad TIERGARTEN ANDERSWO Mergentheim kam, ist sie begeistert von der Arbeit des Wildparks. Die junge Zootierp egerin hat ihre Ausbildung von 2003 bis 2006 im Kölner Zoo absolviert und war ein Jahr im Tiergarten Nürnberg tätig, bevor sie im Herbst 2007 ins Taubertal zog. Im Wildpark Bad Mergentheim kümmert sie sich um viele heimische Tierarten. Besonders angetan haben es ihr die altdeutschen Hütehunde. Bei der vor- und nachmi äglichen Haustiervorführung demonstriert sie, wie die Hütehunde eine freilaufende Scha erde nach ihren Anweisungen als Schäferin lenken und zusammenhalten können. Gleich am Anfang der zweimal täglich sta ndenden geführten Fü erungsrunden zeigen auch Raubvögel wie Adler, Bussarde, Falken und Geier ihre Gelehrigkeit und segeln in weitem Bogen dicht über den Köpfen der Besucher hinweg. Ein Steppenadler und ein Wanderfalke erjagen ihre Beute im Flug. Am Wasser schnappt ein Weißkopfseeadler sein Opfer knapp vor dem Abtauchen und der Kormoran erweist sich als iegender Jäger unter Wasser. Etwas zurückgezogen im Wald erhascht eine Eule ­ fast zu schnell für das menschliche Auge ­ ihre auf einer motorisierten Bahn platzierte Beute. Beeindruckt ein Gänsegeier bereits zu Beginn der Führung durch seine gewaltige Flügelspannweite, begegnen ihm die Besucher ein wenig später im Geiersteinbruch wieder. Das ist eine kaum wahrnehmbare, mit einem 4800 m2 großen Netz überspannte Flugvoliere. Während der Fü erung betreten die Besucher zusammen mit der P egerin die Voliere und erleben hautnah den mächtigen Flügelschlag der Schnee-, Gänse- und Sperbergeier. Bereits seit 1997 gehört ein Schneegeier zur Gruppe, den der Wildpark mit dem Tiergarten Nürnberg gegen einen Kondor eingetauscht hat. Komple iert wird die Artenfamilie in diesem Herbst mit einem Mönchsgeier. Erst im Frühjahr 2009 wurde mit der Voliere für den vom Aussterben bedrohten Waldrapp die bislang größte Voliere mit einer Netzüberspannung von 5000 m2 erö net. Bis vor 300 Jahren brütete der Waldrapp oder Schop bis (Geronticus eremita) in den Alpen auf Felsen und Burgen. Weil der Waldrapp jedoch für den Kochtopf gejagt wurde, ging der Bestand in Europa bereits vor mehr als zwei Jahrhunderten sehr stark zurück. Derzeit leben mehr Vertreter des Waldrapps in Zoos wie etwa im Wildpark Bad Mergentheim oder im Tiergarten Nürnberg als in freier Wildbahn. Greifvögel fliegen dicht über den Köpfen der Besucher hinweg. Europas größtes Wolfsrudel versteckt sich normalerweise im Gehege. Bei den täglichen Fütterungen kommen bis zu 30 Wölfe auf die Besucher zugeprescht. Im Wildpark gilt es Bekanntes als schützenswert zu erkennen. Wildschweine gehören genauso dazu wie Steinböcke, Waschbären, Luchse und Biber. Die frühere Nürnberger Pflegerin Wibke Deimel ist als Schäferin bei den Haustiervorführungen in ihrem Element. Text: Fotos: Nicola A. Mögel Roland Fengler (5), Nicola A. Mögel (1), Wildpark Bad Mergentheim (1) WISSENSWERTES Kinderfreundlich: Der Wildpark Bad Mergentheim ist für Kinder unbedingt zu empfehlen. Unsere drei Experten Pius (6), Jens (8) und Adrian (11) fanden die Spielplätze toll, aber nicht nur die: Pius suchte die Schildkröten zwischen den Teichrosenblättern. Jens stritt sich am Futterautomaten mit einer Damhirschkuh um Maiskörner. Adrian war besonders vom Flug des Adlers direkt über seinem Kopf beeindruckt. Der Wildpark Bad Mergentheim liegt an der B 290 etwa 1,5 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt auf der Anhöhe. Gebührenfreie Parkplätze sind vorhanden. Vom 1. Mai bis 31. Oktober fährt ein Bus aus dem Stadtzentrum zum Wildpark. Anreise: Ö nungszeiten: Anschri : Sommer (Mitte März bis Anfang November): täglich geöffnet von 9.00 ­ 18.00 Uhr Mit den Tierpflegern unterwegs: ab 9.45 und 13.30 Uhr (Dauer jeweils: ca. 2,5 Std., inkl. Haustiervorführung) Winter (Anfang November bis Mitte März), nur am Wochenende und an Feiertagen geöffnet, von 10.30 ­ 17.00 Uhr Mit den Tierpflegern unterwegs, ab 10.40 und 13.30 Uhr Wildpark Bad Mergentheim 97980 Bad Mergentheim Tel. 07931/41344 www.wildtierpark.de Eintri spreise: Erwachsene und Jugendliche (ab 15 Jahren): 8,50 Euro Kinder (3 bis 14 Jahre): 5,50 Euro

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SEITE 12 TIERGARTENZEITUNG NO. 1 OKTOBER 2010 Von A en und Menschen Der koreanische Künstler Changmin Lee hat unserer Gesellschaft erfolgreich in großen, farbigen Bildern den Spiegel vorgehalten nahe beieinander stehenden sowie durchweg kahlen und reizlosen Stämmen eines kleinen Wäldchens. Für Changmin Lee ist das Instinktive allerdings keineswegs nur schlecht. In seiner Bildwelt gibt es ebenso positive A ekte. Dazu gehören etwa der Beschützer-Instinkt oder eine quasi naturwüchsige Geselligkeit. Eines der neuesten Gemälde porträLeben in der Fremde tiert eine A enherde, die unter einem guten Stern inmi en einer wüsten, leeren Landscha auf einem Auf einem Bild von Changmin Lee üppig grünen Weihnachtswird zum Beispiel die Ra sucht verkör- baum einträchtig beieinanpert von einem Früchte hortenden Pavi- der sitzt. Das ist des Malers an. Der bereits schwer bepackte Samm- Vision einer friedfertigen, " ler" kann seine Beute nicht genießen, brüderlichen Gemeinweil er rundum ständig neue, vermeint- scha . Das Bild ist aber lich noch schönere Objekte seiner Be- auch eine Art Familien" gierde entdeckt. Ein anderes Gemälde porträt", das Changmin mit dem Titel Mein Baum" zeigt ein seiner Frau Eunhui und " A enrudel, deren Angehörige sich alle- seiner Anfang Juni geboresamt als Eigenheim-Besitzer fühlen. Ihre nen Tochter Sue gewidmet individuellen" Wohnstä en bestehen hat. Die Geburt seines ers" aus den mehr oder minder identischen, ten Kindes ist für Changmin Lee eine weitere Bestärkung seines Glaubens, Der Pavian mit Früchten in den Händen verkörpert die menschliche Raffsucht. dass sein Leben in der Fremde unter einem guten Stern steht. Schülern in einer angesehenen Galerie Freude ist." Diese handwerkliche SouVor sieben Jahren ist er gemeinsam mit in Amsterdam ausstellen. Außerdem er- veränität ist Frucht einer äußerst soliden Eunhui nach Deutschland gekommen. hielt er ein bayerisches Staatsstipendium Ausbildung, die schon in Korea begann. Unmi elbar vorher ha en sie in der al- für ausländische Studierende. Im Jahr Nach dem Abschluss seiner Schulzeit ten Heimat geheiratet. Zunächst absol- darauf waren Eunhui und Changmin Lee studierte Changmin die traditionsreivierten sie einen intensiven Deutsch- mit einer Präsentation ihrer Arbeiten im che Technik der gürlichen Keramik an Kurs an der Universität Erlangen, und Kunstverein Kirchzarten zu Gast. der Hong-Ik-Universität in der südkoreneun Monate später begannen sie beide Ebenfalls gemeinsam erhielten sie anischen Hauptstadt Seoul. Dabei entan der Nürnberger Kunstakademie zu 2007 den Sonderpreis unter den all- wickelte er ein ungewöhnlich sicheres studieren. Eunhui wurde Schülerin von jährlich vergebenen Kunstpreisen der Gefühl für Körperformen und -proporPeter Angermann, Changmin ging in die Nürnberger Nachrichten". Über das tionen, das sich während des Malerei" Mal-Klasse von Professor Ralph Fleck, preisgekrönte Tierbild von Changmin studiums in Nürnberg als sehr nützlich der den begabten Studenten von Anfang hieß es in der Laudatio: Das ema erwies. Der Nachwuchskünstler erarbei" In seinem kleinen Atelier auf dem ehemaligen Nürnberger AEG-Gelände hat an förderte. So konnte der junge Kore- ist handwerklich so überzeugend um- tete sich rasch einen eigenen Mal-Stil sich Lee als freischaffender Künstler niedergelassen. aner bereits 2006 mit anderen Fleck- gesetzt, dass es eine uneingeschränkte mit Anleihen bei der fernöstlichen Kalligra e und bei der Keramik. Mit dem Ende des SommersemesINFORMATION ZUM TIERGARTEN NÜRNBERG ters 2010 endete auch das Studium von Changmin Lee an der Kunsthochschule. Seit Juni ist er frei scha end". Der " 34-jährige Familienvater weiß genau, Ö nungszeiten: Eintri spreise (ohne/mit Delphinarium): Tiergartentag: dass dies nicht gerade eine der sichersten bis 01.11.2010: Erwachsene: 9,00 Euro/13,50 Euro Letzter Montag im Monat, Existenz-Grundlagen ist. In seinem kleitäglich von 9.00­18.00 Uhr Kinder (4­13 Jahre): 4,50 Euro/6,50 Euro ausgenommen sind Feiertage. nen Atelier auf dem ehemaligen NürnSchließung der Tierhäuser: 17.15 Uhr Erwachsene mit VGN-Ticket: Erwachsene 7,50 Euro berger AEG-Gelände schaut er dennoch 7,50 Euro/11,50 Euro Kinder von 4­13 Jahren: 3,30 Euro voller Optimismus in die Zukun . Gute " Familienkarte: 21,00 Euro/31,50 Euro ab 02.11.2010: Mächte haben mir in meinem Leben täglich von 9.00­17.00 Uhr Tiergarten Nürnberg schon so o geholfen", meint er. Darum Schließung der Tierhäuser: 16.15 Uhr Am Tiergarten 30, 90480 Nürnberg Dauerkarte (ohne/mit Delphinarium): erwarte er getrost, was kommen mag. Erwachsene: 60,00 Euro/80,00 Euro Kinder (4­13 Jahre): 27,00 Euro/35,00 Euro Infotelefon: (0911) 5454-6 www.tiergarten.nuernberg.de uch in der koreanischen Kultur haben Tiere seit Urzeiten eine zentrale Bedeutung. Changmin, 1976 im Kimje geboren, wuchs auf mit einer Sage, nach welcher der allererste König Koreas der Sohn einer himmlischen Bärin war. In der Kunst, in der Literatur und im volkstümlichen religiösen Brauchtum der Koreaner blieben solche mythologischen, symbolha en Tiergestalten bis heute allgegenwärtig. Das hat natürlich auch die Motiv-Wahl von Changmin Lee beein usst. Seine gemalten Tiere sind weit mehr als nur naturalistische Abbildungen. Die von ihm dargestellten Hunde, Schweine und ­ vor allem ­ A en spiegeln in ihren Körperhaltungen und in ihrem Tun allerlei menschliche (und allzu menschliche) Verhaltensweisen. Ich zeige das Animalische in Situati" onen, die ich mit bestimmten Verhältnissen in der humanen Gesellscha assoziiere, wobei selbstverständlich Witz und Ironie eine große Rolle spielen", erklärt der Künstler. Heiterkeit und Gelassenheit sollen seine Bilder ausstrahlen. Dennoch sind sie keine Idyllen, keine harmlos-dekorativen Idealisierungen der unschuldigen" Tiernatur. " Wenn Changmin seine Tiere malt, dann entstehen Symbole einer kreatürlichen Triebha igkeit, die in uns allen steckt, die wir aber (anders als alle unsere tierischen Verwandten) auch beherrschen können. Der Künstler, wie viele seiner Landsleute ein gläubiger Christ, ist auf eine sehr asiatisch-dezente Art ein Moralist, ein verbindlich lächelnder Warner vor ausschließlich instinktiven Verhaltensweisen wie Geiz, Gier, Selbstsucht und Eitelkeit. Text: Fotos: Bernd Zachow Michael Matejka HERZLICHEN DANK Wir möchten uns vielmals für die langjährige Zusammenarbeit und die finanzielle Unterstützung des Tiergartens Nürnberg bedanken: Als Tiergartenrestaurant haben wir täglich die Arbeit des Tiergartens vor Augen und wissen um den enormen Aufwand, den die artgerechte Unterbringung so verschiedener Tiere wie Kamele und Pinguine mit sich bringt. Wir unterstützen den Tiergarten Nürnberg sehr gerne mit vielen Maßnahmen. Die Stücke unseres Culinartheaters (www.culinartheater.de) beziehen immer wieder den Tiergarten und seine Bewohner mit ein. Die Direktbank Cortal Consors engagiert sich bereits seit 2006 für den Bau der Delphinlagune im Tiergarten Nürnberg. Überzeugt von der Idee einer " Delphinlagune und der Del ntherapie haben wir uns entschlossen, den Bau nanziell zu unterstützen." Die Del ne erhalten eine moderne Anlage und Nürnberg wird um eine A raktion reicher. Der Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. ist der Herausgeber der Tiergartenzeitung. Der Verein hat sich ein klares Ziel gesteckt: Der Tiergarten Nürnberg soll noch a raktiver und lebendiger werden. Deshalb unterstützt der Verein den Tiergarten zum Beispiel beim Bau oder bei der Umgestaltung von Gehegen. Mehr als vier Millionen Euro haben die Tiergartenfreunde dem Tiergarten seit ihrer Gründung 1958 zukommen lassen. Werden auch Sie Mitglied der Tiergartenfreunde. Informationen erhalten Sie unter www.tgfn.de Dem Tiergarten Nürnberg fühlen wir uns seit vielen Jahren verbunden. Wir sind von den hohen Ansprüchen des Tiergartens an die moderne Tierhaltung überzeugt. Als kreativer Partner für e ziente Medienproduktionen unterstützen wir die Arbeit des Tiergartens besonders in gra schen Bereichen. Seit über 15 Jahren stehen wir der Direktion bei Neuau agen des Tiergartenführers wie auch bei der Realisierung der Außenpläne im Tiergarten zur Seite. Infos unter www.studio-winter.de JAKO-O, der Versandhandel für Kinder" sachen mit Köpfchen" aus Oberfranken ist seit 2002 Kinderzoo-Pate des Nürnberger Tiergartens, denn Zoos sind für Kinder eine wunderbare Art dazuzulernen und Neuem zu begegnen! Im JAKO-O Kinderzoo erfahren sie Wissenswertes über heimische Tiere, können sie hautnah erleben, fü ern und streicheln. Zudem stellt JAKO-O zum bequemen Erkunden des Tiergartens Bollerwägen zur Verfügung. In den Pausen bieten zahlreiche Spielanlagen im JAKO-O Kinderzoo eine ideale Austob-Möglichkeit. Neu seit 2010 ist auch das JAKO-O Kinder-Erlebniscamp. Mehr Infos unter www.jako-o.de/kinderzoo