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Nürnberg, 24. August 2018

Liebe Leserinnen und Leser,

wenn Sie diese Zeilen lesen, bin ich - bei hoffentlich schönem Wetter - in den Bergen. Mit meiner Familie zieht es mich ins Großarltal, um für ein paar Tage abzuschalten - fernab vom Trubel drunten im Tal und fernab von WLAN- und Handynetzen. Urlaub offline, lautet meine Devise. Früher war das übrigens immer so. Der einzige Kontakt nach draußen beziehungsweise in die Heimat waren kurze Telefonate, die meist viel zu viel Geld kosteten. Ich erinnere mich jedenfalls noch gut an ganze Heerscharen von Münzen, die es in spanische oder italienische Münzfernsprecher zu werfen galt. Mein Newsletter steht denn auch heute zumindest teilweise im Zeichen des Urlaubs.


 

Schöne Erinnerungen



Sandspielen ohne Ende: Als Kind war das meine Traumvorstellung, die im Urlaub für ein, zwei Wochen wahr geworden ist. Foto: Jochen Lübke, dpa


Im Sommer, wenn die Politik und auch all die anderen Entscheidungsträger des Landes, die sonst für Nachrichten sorgen, Urlaub machen, hat auch leichterer Stoff in der Zeitung eine Chance. Deshalb haben wir eine Sommerserie rund um das Thema Urlaubserinnerungen konzipiert. Hans-Peter Kastenhuber aus unserem Reporterteam war der Ideengeber und erklärt, warum wir Ihnen unsere Erinnerungen präsentieren: „Die Idee, Kolleginnen und Kollegen über alte Ferienerinnerungen, über Reisen in alle Welt oder auch nur über die große Freiheit im Freibad ihrer Heimatstadt schreiben zu lassen, war jedoch nicht nur eine Verlegenheitslösung. Wir glauben vielmehr, dass sehr persönliche und oft auch emotional erzählte Geschichten vom Familienurlaub in den 60er Jahren am Gardasee, von mehrwöchigen Aufenthalten in der menschenleeren finnischen Natur oder vom mehr oder weniger zielstrebigen Reisen quer durch Europa als Jugendlicher mit dem Interrail-Ticket im Brustbeutel auch eine kleine Kulturgeschichte erzählen. Weil es Erinnerungen an die erfüllende Einfachheit früherer Zeiten, an die entschleunigte Selbsterfahrung in der Einsamkeit oder an das - im wörtlichen Sinn - Erfahren eines Kontinents sind, die vielen unserer Leserinnen und Leser durchaus bekannt vorkommen werden. Zumindest im Kollegenkreis stieß die Idee zu einer solchen Serie jedenfalls auf bemerkenswerte Begeisterung. In kürzester Zeit fanden sich Freiwillige, die einen der 14 geplanten Beiträge schreiben wollten. Und ein paar Kollegen mussten wir sogar auf die Sommerserie 2019 vertrösten. Die wird es vermutlich wieder geben. Ein neues Thema werden wir finden.“ Vielleicht greifen wir dann auf Ihre Erinnerungen zurück - auch das könnte Grundlage für eine Serie sein


 


Unschöne Erinnerungen



War ein überzeugter Nazi: OB Willy Liebel im Januar 1940 an seinem Schreibtisch im Nürnberger Rathaus. In den NN äußerte sich seine Tochter Rosemarie erstmals über ihren Vater.


Wie Sie wissen, greifen wir in den NN immer wieder historische Themen auf. Viele Reaktionen hat eine Doppelseite über die Tochter des ehemaligen Nazi-OB Willy Liebel hervorgerufen Ein Jahr lang liefen die Recherchen und Gespräche, bis die Vorarbeit für den Report über Rosemarie Liebel abgeschlossen war. Das Ergebnis dieser aufwendigen Nachforschungen war eine Panorama-, also Doppelseite in den Nürnberger Nachrichten in der Ausgabe vom Mittwoch, 8. August. „Hitlers liebster Bürgermeister“ hieß die Schlagzeile auf der Titelseite, die auf die ausführliche Reportage im Blatt hinwies: „Willy Liebels jüngste Tochter bricht im Gespräch mit unserer Zeitung ihr Schweigen und berichtet erstmals über das Leben in der Familie des Nürnberger Nazi-Obs.“ Die Story im Rahmen der Reihe „Ihr Thema“ trug den Titel: „Weihnachten bei Liebels: Streicher schoss die Kugeln vom Christbaum"; damit verbunden waren ein Interview über die Generation der Söhne und Töchter von NS-Tätern, sozusagen „Im Schatten der Väter“, die auch zu Mördern wurden, und eine wissenschaftliche Einschätzung Liebels, der stolz mit Nazi-Bonzen verkehrte. Der Report, recherchiert und verfasst vom ehemaligen NN-Redakteur Horst Otto Mayer, der schon lange im Ruhestand ist, aber die hartnäckige journalistische Arbeit weiter betreibt, hat großes Leserecho hervorgerufen. Per Mail und per Telefon meldeten sich zwar überwiegend Abonnentinnen und Abonnenten zu Wort, welche die Story mit großem Interesse gelesen hatten („selten hat mich ein Artikel so gefangen genommen wie dieser, zeigt er doch, was gute Propaganda zu leisten vermag. Ich würde mich freuen, wenn dieses Thema nicht mit diesem einen Bericht ad acta gelegt wird“), oder Leserinnen und Leser, die persönliche Erinnerungen mitteilen wollten („Ja, ich bin auch Nazi-Nachkomme, kein so spektakulärer, aber es belastet mich“). Aber auf der anderen Seite wurde auch heftige Kritik geübt, vor allem an dem historischen Schwarz-Weiß-Foto auf der Titelseite , das den „Führer“ , Liebel und ihre Entourage mit dem Hitlergruß zeigte. „Wie will man denn den ewig Gestrigen zeigen, dass wir nicht mehr Nazi-Deutschland sind!?", zürnte eine Leserin. Ein ebenso empörter Abonnent schrieb: „Ein solches Bild von Adolf Hitler als Titelbild zu veröffentlichen, empfinde ich als unterste Schublade. Ein Bericht über den Bürgermeister ist ja in Ordnung, aber ein derartiges Bild gleich auf die Titelseite zu setzen, finde ich unmöglich.“ Wie lautet ihre Meinung zu historischen Themen? Machen wir davon zu viel? Oder zu wenig?

 

Ich bin gespannt auf Ihre Einschätzung, die ich nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub lesen werde. Ihnen lege ich noch die Lektüre des Porträts meiner Kollegin Melanie Kunze nahe, die ebenso wie ich vor kurzem als NN-Wanderreporterin unterwegs war. Meine Wanderrouten liegen derzeit außerhalb des Verbreitungsgebietes,

Ihr
Michael Husarek


 

 



Porträt Melanie Kunze

 

 



 


Melanie Kunze, 35, Redakteurin in der Hauptredaktion


Warum sind Sie nicht blond? Eine Frage, die ich Weihnachten im Jahr 2000 oft gehört habe. Damals war ich das Christkind in meinem Heimatort Weißenburg - trotz langer dunkler Haare. Eine Perücke gab's nicht. Und das hinterließ bei dem einen oder anderen Weihnachtsmarktbesucher Fragezeichen.

Viele Fragen musste ich während meines Ehrenamtes beantworten, unter anderem auch die des Chefredakteurs des Weißenburger Tagblatts. Eine, die nichts mit Weihnachten zu tun hatte war: Hättest du Lust, bei uns freie Mitarbeiterin zu werden? Die Zusammenarbeit mit der Lokalzeitung lief während meiner Zeit als Christkind reibungslos und wir verstanden uns gut. Das gab wohl den Ausschlag, mich als neue Kollegin anzufragen. Ich hatte Lust und ging mit klopfendem Herzen zu meinem ersten Termin: die Kleidersammlung der Pfadfinder. Aus diesem ersten Termin wurden unzählige.

Neben meinem BWL-Studium in Ansbach und Wien schrieb ich für das Weißenburger Tagblatt und den Donaukurier, jobbte in der Öffentlichkeitsarbeit und absolvierte ein zweimonatiges Praktikum in der Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung.

Nach meinem Studienabschluss und einigen Monaten in den USA und Spanien kam ich vertretungsweise zurück zum Weißenburger Tagblatt. Dann ergatterte ich im Herbst 2009 das Volontariat bei den Nürnberger Nachrichten und arbeitete zunächst als Redakteurin in der Außenredaktion Neumarkt und danach für ein Jahr in der Serviceredaktion.

Heute schreibe ich nicht nur für die Nürnberger Nachrichten, sondern auch für die Nürnberger Zeitung. Dort bin ich in der Sportredaktion und berichte über Hockey, Volleyball oder Triathlon. In der NN bin ich Teil der Jugendredaktion und für unsere Kinderzeitung nanu!? im Einsatz.

Beide Arbeitsbereiche erfüllen mich. Spannende Interviewpartner, seien sie sieben oder 70 Jahre alt, zeigen mir immer wieder aufs Neue, warum ich diesen Beruf so gerne ausübe. Meine Haarfarbe ist übrigens bis heute nie mehr ein Thema gewesen...


 


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