Gefängnis-Leiter Helmsing sprach mit Meuterern:
Die Gemüter beruhigt

Als „unüberlegt“ bezeichneten gestern die zehn Untersuchungshäftlinge in einem Gespräch mit dem Leiter der Justizvollzugsanstalt, Eberhard Helmsing, ihre Gefängnis-Meuterei vom Freitag. Offensichtlich hatte sich bei den Untersuchungshäftlingen, die nahezu alle wegen versuchten oder vollendeten Diebstahls auf ihre Verfahren warten, einiges aufgestaut.

Wie berichtet, wollten die Polen, Rumänen und Litauer am Freitagabend eine längere Aufschließzeit zum Fernsehen erzwingen. Deshalb hatten sich die Untersuchungshäftlinge im Fernsehraum eingeschlossen, als sie um 18 Uhr wieder in ihre Zellen zurückgebracht werden sollten. In den knapp einstündigen Verhandlungen, die mit Hilfe eines Dolmetschers geführt wurden, gelang es der Anstaltsleitung, sie zum Aufgaben zu bewegen. Dabei hatte ihnen der Leiter der Justizvollzugsanstalt nicht nur die aussichtslose Situation ihrer Lage bei einer Fortsetzung der Meuterei vor Augen geführt, sondern ihnen auch ein Gespräch für Montag zugesagt. Dieses Versprechen löste er gestern auch ein.

Die Schließzeiten in der Justizvollzugsanstalt sind aufgrund der Größe und Belegung der Anstalt aus Sicherheitsgründen gestaffelt, so Helmsing gegenüber der Nürnberger Zeitung gestern. Gruppenweise haben die Häftlinge zu verschiedenen Zeitpunkte Umgang und können Fernsehen. Die zehn Osteuropäer durften am Freitag von 16 bis 18 Uhr fernsehen, was ihnen offensichtlich nicht genug war. Als sie in ihre Zellen zurückgebracht werden sollten, drehten sie durch und schlossen den Fernsehraum zu. Von 19.20 bis 20.10 Uhr dauerten die Verhandlungen, die schließlich zu einem glimpflichen Ende führten, denn für den Fall des Falles standen bereits Polizei- und Justizbeamte für einen Einsatz parat. „Dies war jedoch nur ein Punkt. Es hatte sich vieles aufgestaut“ resümierte JVA-Leiter Helmsing den gestrigen Gesprächsinhalt. So hätten sich die Untersuchungshäftlinge beklagt, daß ihre Verfahrenszeit zu lang sei und sich auch niemand um sie kümmere.

Ob gegen die zehn wegen Gefangenen-Meuterei Anklage erhoben wird, werden die polizeilichen Ermittlungen ergeben, wenn deren Ergebnis dem Staatsanwalt vorliegt. –nic–

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