Experteninitiative „Spiel gut“ mahnt zur Vorsicht beim Geschenkkauf:
Viele Spielzeuge sind gefährlich
Knete, Stofftiere und Puppen enthalten oft Produktionsreststoffe

Manches, was gutmeinende Eltern ihren Kindern an Spielzeug kaufen, kann gefährlich sein: Knete, Farben und Stofftiere zum Beispiel. „Spiel gut“, eine seit 40 Jahren bestehende Initiative von Experten, warnt in einer neuen Aktion, beim Kauf von Stofftieren und Puppen Vorsicht walten zu lassen. Denn: „Die Textilien enthalten häufig Formaldehyd und problematische Produktionsreststoffe!“ Deshalb sollte Waschbares gekauft und jedes Teil vor dem ersten Gebrauch gewaschen werden.

Spielzeug ist nicht immer harmlos. Es kann allergieauslösende Stoffe enthalten, sogar krebsverdächtige Farben, es kann scharfe Ecken und Kanten haben, die eine Verletzungsgefahr darstellen. Seit dem 1. Januar 1990 darf nach einer EU-Richtlinie nur noch Spielzeug in den Verkehr gebracht werden, das das CE-Zeichen (Communaute Europeenne) trägt. Dieses Zeichen soll ein Garant für die gültigen europäischen Sicherheitsnormen sein. Außerdem müssen Hersteller oder Importeur identifiziert werden können.

Doch die Praxis sieht oft anders aus. Immer wieder werden Spielzeuge auf den Markt gebracht, die der Spielzeugverordnung keineswegs entsprechen und trotzdem das CE-Zeichen tragen. Ermöglicht wird dieser Betrug dadurch, daß jeder Hersteller und Importeur das CE-Zeichen ohne Fremdprüfung führen darf.

So wandte sich ein Vater aus Ulm an den Spiel-gut-Arbeitsausschuß mit der Bitte, ein Puzzle zu überprüfen. Denn als er die Folienverpackung von dem Holzpuzzle entfernte, quoll ihm ein beißender Geruch entgegen. Die Labor-Überprüfung ergab 0,2 ppm Formaldehyd, das Doppelte der zulässigen Grenzwertes. Die rauhen Kanten machten das Puzzle für Kleinkinder völlig ungeeignet. „Spiel gut“ wandte sich an den Importeur, der dieses Spielzeug aus dem Verkehr zog.

Die Mitglieder des Spiel-gut-Arbeitsausschusses arbeiten ständig an der Sicherheitsnormung für Spielzeug und geben Empfehlungen heraus. Gegenüber Technikern und Industrie-Vertretern achten sie auf die Interessen der Endverbraucher, nämlich der Kinder verschiedener Altersstufen, erklären deren Denkweise und tägliche Spielpraxis. Insgesamt hat der Ausschuß vierzig Mitglieder, u. a. Sozialpädagogen, Kunstpädagogen, Elektroniker, Architekten, Kinderärzte, die sich alle ehrenamtlich engagieren.

So haben sie schon vor Jahren das Problem der Weichmacher in Kunststoffspielzeug publik gemacht. Denn Weichmacher sorgen dafür, daß der harte, spröde Kunststoff jeden gewünschten Weichgrad erreicht. Doch wenn ein Kind ein Kunststoffteil verschluckt, kann es lebensgefährlich werden: Die Magensäfte lösen den Weichmacher heraus. Der dann scharfkantige Kunststoff kann im Magen und Darm lebensgefährliche Verletzungen hervorrufen. Inzwischen ist der Weichmachergrad bei sogenannten Wabbeltieren und Scherzartikeln auf ungefährlichere fünfzig Prozent gesenkt worden.

Gefahr im Verzug ist auch, wenn Kinder zum Malen, Zeichnen, Kneten und Modellieren die falschen Materialien verwenden. Die Hauptregel zum Gesundheitsschutz lautet hier: Für Kinder, besonders für Kleinkinder, nur Materialien kaufen, die für sie bestimmt sind. Denn Stifte, Farben und Knetmassen für Kinder unterliegen wie Spielzeug der EU-Richtlinie und den entsprechenden Sicherheitsnormen. Es geht hier vor allem un dem Gehalt von Schwermetallen und anderen toxischen Stoffen und Farbpigmenten sowie um Lösemittel. Die Experten raten, Kindern nicht riesige Farbpaletten zu schenken. Die Auswahl an ökologisch unbedenklichen Naturfarben und synthetischen Farben sei völlig ausreichend.

Empfohlen werden außerdem unlackierte Bleistifte, schwermetallfreie Wasserfarben, lösemittelfreie Klebstoffe. Problematisch sind alle Faserstifte, die organische Lösemittel enthalten. Die berauschenden Dämpfe sind akut gesundheitsschädlich. Man kann es selber testen: Was aromatisch riecht, ist meistens giftig, wobei Äthylalkohol noch am harmlosesten ist. Eltern sollten auch die „Schnüffelgefahr“ nicht unterschätzen. Als „Einstiegsdroge“ mancher Kinder – sogar schon im Kindergarten – sind Lösemittel besonders gefährlich, weil sie leicht und billig zu beschaffen sind. Erfreulicherweise ist heute nach Feststellung von „Spiel-gut“ ein Trend zu weniger Lösemitteln festzustellen.

Auf Anfrage gibt „Spiel gut“ Eltern gute Orientierungshilfen, verschickt Broschüren und Informationsmaterial. Die neueste Broschüre befaßt sich z. B. mit umweltfreundlichem Spielzeug und rät, nur Spielsachen zu verschenken, die man reparieren, vererben oder auf dem Flohmarkt wiederverkaufen kann.fib

Info: Spiel gut, Neue Straße 77, 89073 Ulm, Tel. 07 31/6 56 53, Fax 6 56 28.

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