Letzte Paketversteigerung bei der Post
Abschiedszeremonie in
Bamberg Firma kauft unzustellbare SendungenBAMBERG. Letztmals fiel gestern der
Hammer: Nach 30 Jahren stellt die Deutsche Post AG die
Versteigerung unzustellbarer Sendungen aus dem
Bundesgebiet im Zentrallager in Bamberg ein. Künftig
werden die herrenlosen Päckchen und Pakete an ein
privates Unternehmen verkauft.
Im Versteigerungssaal herrschte dichtes
Gedränge bei dieser unwiderruflich letzten Gelegenheit.
Etwa 300 Besucher wollten sie sich nicht entgehen lassen.
Viele Stammkunden sind darunter, wie Auktionator Luwig
Hohner weiß. Im gesamten süddeutschen Raum galten die
Versteigerungstermine in der Domstadt als Geheimtip für
Schnäppchenjäger.
In der Weihnachtszeit die letzte
Versteigerung, kein Wunder, daß es so voll ist,
sagt eine ältere Dame. Neben ihrer Sitznachbarin türmt
sich meterweise Gardinenstoff. Auch ein Bastelset für
Wachskerzen und ein Paket mit handgestickten Tischdecken
hat sie ersteigert. Auktionator Hohner macht das nächste
Angebot: 16 Paar chinesische Eßstäbchen!
Für zwölf Mark erhält die alte Dame den Zuschlag und
lehnt sich zufrieden zurück: Alles
Weihnachtsgeschenke für meine Kinder, erklärt
sie.
Rund 53 000 unanbringliche
Sendungen, wie es im Postjargon heißt, werden
jährlich in das Zentrallager der Post nach Bamberg
geliefert. Absender sind die Frachtpostzentren aus ganz
Deutschland. Bei 660 Millio nen Postsendungen ist die
Verlustquote nach Unternehmensangaben minimal. Etwa die
Hälfte der Sendungen könne aufgrund der Nachforschungen
der zentralen Post-Ermittlungsstelle doch noch zugestellt
werden. Nach einem Jahr Lagerzeit gelten die Pakete und
Päckchen als herrenlos.
Rund 80 Mal fällt bei der letzten
Versteigerung an diesem Montag der Hammer. Zum Aufruf
kommt alles, was in Pakete paßt, wie Hohner
sagt: Von der chinesischen Heilcreme für drei Mark bis
zur hochwertigen Kamera für 10 000 Mark. Das
wertvollste Stück, das der Auktionator in zwölf Jahren
an einen neuen Besitzer brachte, war ein Orientteppich
für 12 000 Mark.
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