Nie wieder einen Lidstrich ziehen?
Permanent-Make-ups halten Jahre, sind teuer -
und können Nebenwirkungen haben

Mariellas ungeschminkte Lippen haben schöne Konturen – zart, dezent. Ein ganz kleiner Lidstrich umrahmt die dunklen Augen, über denen sich dichte Wimpern wölben: Ein frisches, junges Gesicht ohne großes Make-up.

Der Natur verdankt Mariella diese Schönheit aber nicht. Sie hat bezahlt dafür. Und auch ein bißchen gelitten. Aber nun sind ihr die sauberen Lippenkonturen für die nächsten Jahre sicher. Und auch der Lidstrich verläuft und verwischt nicht mehr. Und die Augenbrauen? „In Wirklichkeit hab' ich ja fast keine, nur so ein paar Stoppelchen“, lacht Mariella. Alles pigmentiert.“

Permanent-Make-up oder Pigmentieren – das neue Zauberwort. Frauen jeden Alters horchen auf, wenn sie es hören. Besonders auch solche, die Wimpern und Brauen durch Krankheit, möglicherweise durch eine Chemo-Therapie verloren haben, deren Lippen durch das Tragen von Prothesen faltig werden und eingefallen aussehen. Auch nach Haartransplantationen werden Haarbodenverdichtungen durch Pigmentieren gemacht, und nach Schönheits- oder Brustoperationen können, in Zusammenarbeit mit Ärzten, Korrekturen vorgenommen werden. Ein wichtiges Thema sind zudem Akne-Sanierungen durch Überpigmentieren.

Aber da ist zunächst durchweg der große Vorbehalt: „Das sind ja Tätowierungen. Die gehen nie wieder weg. Und wenn was falsch gemacht wird, bin ich fürs Leben verunstaltet.“ Eine geheimnisvolle Sache scheint diese neue Verschönerungstechnik also immer noch zu sein. Grund genug zu fragen, was gut daran ist und wo Risiken versteckt sein könnten?

Die Technik des Permanent-Make-ups: Mit einer maschinell betriebenen, sehr feinen Nadel werden mineralische Farben leicht in die Haut eingeritzt – aber, anders als beim Tätowieren, nur in die oberste Hautschicht. Drei bis fünf Jahre – das ist von Mensch zu Mensch verschieden – bleibt die Farbe in der Haut, dann verblassen die Farbpigmente durch die natürliche Regeneration der Haut. Wer will, kann die Prozedur dann wiederholen. Auch das ist anders als bei Tätowierungen, die nie wieder komplett zu beseitigen sind.

Voraussetzung ist bei guten und erfahrenen Pigmentierern – so nennt sich diese kosmetische Fachrichtung – eine umfangreiche Beratung über die richtigen Farben. Genau so, wie Kundin und Pigmentierer Farben und Formen ausprobiert und für die Pigmentierung abgesprochen haben, wird das Gesicht dann zunächst für einen Probelauf geschminkt – Lippen, Mundwinkel, Augenwinkel, Brauen – und die Kundin für ein paar Stunden in ihren Alltag entlassen. Bewährt sich dabei die Farbwahl, steht der Behandlung nichts mehr im Weg. Die Sitzung dauert dann etwa anderthalb Stunden. Blut tritt nicht aus, nur beim Lippen- Pigmentieren etwas Lymphe. Die Behandlung bereitet keine nennenswerten Schmerzen, sie brennt allenfalls etwas.

Lippen- und Augenkonturen kosten 700 bis 1400 Mark, das Gestalten von Augenbrauen 900 Mark. Wischfest ist die Zeichnung sofort. Zunächst sind die Farben für einige Tage recht intensiv. Eine Woche lang sollte man vorsichtig sein, nicht ins Schwimmbad oder in die Sauna gehen. Wenn etwas nicht verabredungsgemäß gelungen ist, erfolgen kostenlose Nachbearbeitungen. Ein gutes Permanent-Make-up ist nicht zu erkennen. Es darf das Gesicht nicht schon beim morgendlichen Aufstehen geschminkt erscheinen lassen. Experte Dr. Josef Marx, Augenarzt in Merzig, hat bislang keine negativen Erfahrungen mit Permanent-Make-up gemacht. Im Gegenteil: Die Pigmentierung sei immer noch besser als Kajal, von dem immer etwas ins Auge gerät.

Dr. Ingo Schindera vom Berufsverband der saarländischen Dermatologen hat jedoch nennenswerte Einwände. Nebenwirkungen sind ihm in zwei Fällen bekannt geworden: Bei einem Patienten ist bei einer Augenbrauen-Pigmentierung eine Schuppenflechte aktiviert worden – ein isomorpher Reizeffekt – die sich in der behandelten Fläche festgesetzt hat. In anderen Fällen gab es eine Kontaktallergie. Sein Rat: Den Farbstoff auf jeden Fall vorher testen.echo

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