Die Fotografie erlebt derzeit einen Boom ohnegleichen. Im Mittelpunkt steht heute eine völlig neue Kameratechnologie. Professionelle Fotografen, Hobby-Knipser, aber auch Einsteiger lassen sich von den vielfältigen Möglichkeiten der digitalen Fotografie begeistern - das beweist das große Publikumsinteresse nicht nur auf Fotofach- und Computermessen. Experten prognostizieren dieser innovativen Technik bereits Wachstumsraten von jeweils über 100 Prozent für die nächsten Jahre. Dazu auch ein Praxistest und der technische Hintergrund.
Brücke zum PC
Digitale Kameras sind nicht nur eine spezielle technologische Weiterentwicklung. Sie schlagen gleichzeitig die Brücke zum PC und dessen Einsatzmöglichkeiten. Der Computer wird nun zur "digitalen Dunkelkammer" für zahlreiche Effekte und Tricks. Eine teure Filmentwicklung und lange Wartezeiten entfallen. Die Fotos können darüber hinaus mit der entsprechenden Software bearbeitet, korrigiert, manipuliert und als Computer-Dateien verschickt werden.
Die digitale Fotografie unterscheidet sich vom klassischen Vorbild nicht nur durch die Technologie, sondern auch in der zugrunde liegenden Philosophie. Sie erzeugt keine Bilder im klassischen Sinn, sondern für den Computer lesbare Daten. Diese Daten werden erst sichtbar zu Bildern, wenn entsprechende Ausgabegeräte zur Verfügung stehen: ein Monitor am PC, ein Printer für Farbausdrucke, ein Fernsehgerät oder ein LCD-Farb-Display, das in viele digitale Kameras bereits integriert ist.
Bei herkömmlichen Kameras wird beim Fotografieren ein Film belichtet, der aus drei, für verschiedene Farben empfindliche Schichten besteht. Der Film dient gleichzeitig als Speichermedium. Von Sofortbild-Kameras einmal abgesehen, müssen die aufgenommenen Bilder in einem Labor entwickelt werden, bevor sie betrachtet werden können. Ganz anders funktioniert das bei digitalen Kameras. Dort gibt es keinen Film; ein sogenannter CCD-Chip nimmt das Bild auf. Dieser Chip besteht aus einzelnen Sensoren, die durch rote, durch grüne und blaue Filter für unterschiedliche Farben empfindlich sind.
Gespeichert wird die Aufnahme nicht auf dem Chip, sondern in einem separaten Speicher. Dort stehen die Bilder sofort für den Ausdruck oder zum Betrachten auf einem Bildschirm zur Verfügung. Diese unterschiedliche Aufnahmetechnik ist sowohl für die Qualität der Bilder, als auch für die schnelle Verfügbarkeit verantwortlich.
Dem Prinzip des optischen Abtastens von Vorlagen begegnen wir heutzutage überall, so etwa, wenn moderne Computerkassen im Supermarkt den Betrag über Strichcodes auf der Verpackung der Ware abfragen. Das System ist im Prinzip auch sehr einfach.
In der Regel nimmt eine Digitalkamera zwischen 8 und 32 Bilder auf. Ist der Speicher voll, müssen die digitalen Schnappschüsse heruntergeladen werden. Sie können per Datenkabel in einem Computer oder ein Wechselspeichermedium überspielt werden. Der Anschluß der Kamera erfolgt dabei einfach über die serielle beziehungsweise parallele Schnittstelle oder den Modem-Eingang.
Veränderungen nach Belieben
Die nun vorliegenden digitalen Informationen können im Computer weiterverarbeitet werden - und genau das macht den besonderen Reiz dieser neuen Art des Fotografierens aus.
Die modernen Bildbearbeitungsprogramme für Personalcomputer erlauben nämlich Veränderungen und Korrekturen nach Belieben. Damit sind Bilderwelten möglich, die mit den Mitteln der klassischen Fotografie nicht realisiert werden könnten.
REINER CIBULKA